Drei Begebenheiten aus meinem Berufsalltag möchte ich euch erzählen, für die ich dankbar bin:
Toilettenpapier und Zeitung Zu einer meiner ersten Patientinnen komme ich im Frühdienst. Ihr Mann ist auch anwesend und natürlich das Corona-Virus als Thema. Unser zusätzlicher Auftrag als Pflegefachkräfte ist es Ängste zu mildern und ruhig zu bleiben. Aber die beiden haben keine Angst: „Wir haben so viel schon erlebt. Das wird auch rumgehen.“ Dann kommt die Aussage vom Ehemann, die mich zum lachen bringt: „Wissen Sie was ich überhaupt nicht verstehe? Dass die Leute wie verrückt Klopapier kaufen. Das ist ja wohl das kleinste Problem. Wissen Sie wie ich groß geworden bin? Wenn mein Vater die Zeitung fertig gelesen hatte, wurde sie an einen Haken neben`s Klo gehängt und dann hat man sich Streifen abgerissen und damit ging`s auch. Der Kuttereimer stand bereit für die Entsorgung.“ Das gefällt mir: im Moment sind kreative Lösungen wichtig oder eben back to the roots…
Was das Gehirn speichert Eine andere Frau, an die 80 Jahre, hat weit größere Ängste und während ich meine Tätigkeit ausübe, nestelt sie unentwegt mit den Händen und wiederholt immer wieder ihre Sorgen. Sie ist stark verunsichert und meine beruhigenden und ermutigenden Worte kommen nicht an. Und dann fällt mir der Text von Dietrich Bonhoeffer ein, laut fange ich an zu sprechen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag… “ Ihr Atem beruhigt sich, sie faltet die Hände und spricht mit klarer Stimme mit. Ihr stehen Tränen in den Augen als sie mich verabschiedet: „Daran halten wir uns Schwester Lissy, gell?“ „Ja, daran halten wir uns.“
dankbar sterben „Ich kann gehen, “ sagt eine weitere Patientin zu mir. „Ich habe ein erfülltes Leben gehabt. Der liebe Gott kann mich holen. Ich bin immer freundlich gewesen, auch zu Leuten die schwierig waren und oft habe ich gehört, dass ich zu gutmütig bin. Aber kann es zu viel Güte geben in dieser Welt? Ich bin für jeden Tag dankbar und ernte jetzt so viel Gutes. Was Menschen im Moment an mich denken und nachfragen. Das ist so schön zu erleben. Ich bin bereit.“
Ich schätze meine Arbeit sehr, aber noch mehr die Menschen, die ich treffen darf. Und für diese Erlebnisse bin ich heute sehr dankbar.