Die letzten Wochen habe ich viel mit Menschen verbracht. Vorträge und damit die vielen Gespräche der Teilnehmer/innen und deren einzigartigen Begebenheiten, Geschichten, Herausforderungen und Lebensthemen. Meine Arbeit als Krankenschwester, meine Familie… Und dann blogge ich nicht so gerne. Dann wird mein Zuhause mein Rückzugsort, meine seelische Tankstelle, mein Ruhepol.
Tja, die nächsten Wochen werden anders. Alle Vorträge, die ich in nächster Zeit gehalten hätte wurden abgesagt. Unsere Gemeinde (Kirche) findet andere Formen um Gottesdienst zu feiern. Meine Töchter sind ab morgen alle drei Zuhause – bis nach den Osterferien. Das Coronavirus hat große Auswirkungen und ich sammle Dankesmomente – eine wunderbare Gewohnheit.
Ich bin dankbar für Gottes Gegenwart. Letztens habe ich mit einer Frau gesprochen, die mich fragte, ob ich an Gott glaube. „Ja“, antwortete ich und es ergoss sich ihrerseits ein langer Monolog über mich, dass Glaube und Gott nur für die Schwachen sei und die, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen usw. Ich hörte ihr zu und als sie fertig war und mich herausfordernd ansah, bejahte ich ihre Worte. „Ja, ich habe nicht alles im Griff und fühle mich oft schwach. Ich bin so dankbar mit Gott im Alltag reden zu können und zugeben zu können, dass ich ganz viel nicht weiß.“ Das war noch vor den Corona-Zeiten. Und wie dankbar ich bin meine Schwachheit zugeben zu können, im Gebet auf Gottes inneren Frieden zu warten, Rituale, die meinem Glauben Halt und meiner Seele Gehör verschaffen.
Ich bin dankbar für meine Neugierde. Morgen habe ich Frühdienst. Aber ab Dienstag werde ich meine Kinder unterrichten. Ich bin bewusst keine Lehrerin geworden. Jetzt lerne ich dazu. Ich bin so gespannt wie das wird. Mein Augenmerk liegt bei neuen Situationen selten auf dem Problem, eher bin ich neugierig wie das alles wird, wie sich das anfühlt, wie wir das leben.
Ich bin dankbar für Selbstreflexion. Denn bis zum Freitagnachmittag hatte ich weder Angst, noch eine innere Unruhe. Gegen 17 Uhr laufe ich mit meiner Umhängetasche zu unserem Supermarkt. Ich gehe fast immer zu Fuß einkaufen und bin etwas erschrocken, denn es gab keine Kartoffeln mehr. Da in Baden-Württemberg die Menschen vor allem Nudeln essen, war das schon etwas verunsichernd. Kein Salat, keine Karotten, Nudeln sowieso nicht, keine Milch… Während ich da mit meinem Täschchen stehe, haben andere bis zu zwei Einkaufswagen voll mit Lebensmitteln. Jetzt kriecht das erste Mal ein mulmiges Gefühl durch meine Magengegend hoch in meinen Kopf. Ist das jetzt leichtsinnig, wenn ich mich nicht mit zwei Einkaufswagen durch die Regale quetsche? Ich stehe in der Menge und entscheide mich, beim langen Warten an der Kasse, nicht in das Gefühl von Angst einzusteigen. Ich bete, segne im Stillen die Menschen um mich herum und bin dankbar, dass ich meine Gefühle so gut kenne und einordnen kann und nicht hilflos innerlich in der Masse mitschwimme.
Ich bin voller Hoffnung. Denn Krisen haben sie wunderbare Möglichkeit, dass wir Werte neu überdenken, dass wir miteinander ins Gespräch kommen, dass wir Veränderung auf eine gute Weise erfahren. Und dass wir durch diese Corona – Krise weiser, freundlicher, zugewandter, bewusster, dankbarer werden… Das ist meine Hoffnung, das ist mein Gebet.
Ich wünsche Dir einen ganz guten Start in die Woche, inneren Frieden und einen guten freundlichen Umgang mit Dir selbst.
Mit ganz herzlichen Grüßen Lissy