20161003_155444…und angesichts des heutigen Tages sollte ich doch in Feierlaune sein, weil die Mauer nicht mehr steht, weil Deutschland vereint und nicht geteilt ist. Aber ist es das? Können Regeln Respekt erzeugen und Gesetze Mauern einreißen, die in Menschenherzen gebaut sind? In meinem Leben habe ich schon einige getroffen, die große Erwartungen hatten als die Mauer fiel und diese Erwartungen blieben unerfüllt und wo die Mauer im Land nicht mehr stand, befand sie sich noch in so manchem Herzen – bis heute. Und wenn ich unsere Flüchtlingssituation beobachte und Volksabstimmungen von Ländern mitbekomme, erfahre, dass ehrenamtliche Helfer angegriffen wurden, die sich um Flüchtlinge kümmern, dann bin ich schockiert. Ich weiß, dass die Mauer nicht mehr steht und ich bin auch dankbar dafür, aber es stehen noch zu viele Mauern in uns. Und das nicht nur bei uns, die wir hier Zuhause sind. Auch bei denen, die zu uns kommen mit falschen und zu hohen Erwartungen, sie bringen ihre Konflikte mit, es herrscht Missachtung und Ausgrenzung. Und es macht mich immer und immer wieder traurig und hilflos: Was soll nur werden und wie kann es besser werden? Kann ein Mensch dem anderen nicht begegnen in Gleichwertigkeit auch wenn die Kulturen so unterschiedlich sind, in Liebe auch wenn der Glaube ein anderer ist, mit Respekt auch wenn die Sprache des anderen unverständlich ist?  Und so will ich einen meiner Lieblingsverse aus der Bibel leben – auch wenn ich Angst habe, auch wenn ich unsicher bin: „So viel an euch liegt haltet mit allen Menschen Frieden.“ Die Welt kann ich nicht verändern, aber auf mein Verhalten habe ich Einfluss. Und fängt Frieden, Freundlichkeit, Achtung nicht mit einem Lächeln an? Und das versteht jeder – egal welche Sprache er spricht. Ich bin dankbar für diesen Vers aus dem Römerbrief – er erinnert mich…