In der letzten Woche habe ich so viele Menschen getroffen. Menschen und ihre Lebensgeschichten.

Eine iranische Freundin, die nun endlich eine Wohnung hat. Ihre Geschichte ist gezeichnet von vielen falschen Vorstellungen und Erwartungen wie es hier in Deutschland sein würde. Sie hatte es schwer und hat es immer noch schwer weil sich von heute auf morgen nicht alles zum Guten wendet.

Die Schlüsselübergabe haben zwei ältere Herren mit uns gemacht. Ihr schwäbisch war so intensiv, dass selbst ich sie kaum verstand und irgendwann einfach lächelnd nickte mit dem Hintergedanke, dass ich das mit den Nachtspeicheröfen noch einmal meinen Mann fragen muss. Auch sie haben ihre Geschichte, haben schon viel erlebt und sind auf eine besondere Weise geprägt.

Im Jobcenter der Sachbearbeiter war unheimlich freundlich. Wenn ich mit einer meiner neuen Bekannten in der Schlange stehe hoffe ich auf die Sachbearbeiter, die sich in diesem Beruf eine Freundlichkeit, eine angenehme Professionalität bewahren konnten. Was wohl seine Geschichte ist. Wartet jemand auf ihn wenn er nach einem Arbeitstag nach Hause kommt? Was lässt ihn bei all den Herausforderungen so optimistisch erscheinen?

Die Frau vor mir in der Schlange beim Einkaufen hat verfilztes ungewaschenes Haar. Auf dem Band sind ausschließlich Bierdosen, die sie mit Kleingeld bezahlt. Wie ist es dazu gekommen? Was hat ihr das Gefühl gegeben das Leben nicht meistern zu können ohne das Flüssige das sie direkt vor der Tür in sich hinein kippt? Wann hat sie das letze Mal gehört, dass sie wichtig ist? Dass sie geliebt wird? Das auch ihr Leben eine Bedeutung hat? Wie würde der Titel des Films heißen, wenn man ihre Geschichte in bewegten Bildern festhalten würde?

Die Begrüßung der Erzieherinnen ist immer so herzlich, wenn die Kinder den Gruppenraum betreten. Meine Tochter geht so gerne hinein, da wo diese positive zugewandte Atmosphäre herrscht, die nicht eine schöne Einrichtung, sondern das Wesen von Menschen macht.

Meine Freundin, die in einer ähnlichen Lebenssituation ist wie ich und doch gehen wir sehr unterschiedlich mit Gegebenheiten um. Meine Freundin, die ihre Tochter alleine großzieht. Der Vater eines Klassenkameraden meiner Tochter mit dem ich auf dem Parkplatz in ein kurzes Gespräch komme. Die Leute, die uns anrufen weil sie glauben, dass wir Wohnungen haben, die wir verteilen können. Die Vermieterin, die nun die zweite Familie aus einem anderen Land und einer anderen Kultur in ihr Haus aufnimmt, eine Wohnung vermietet. Eine so hübsche ältere Frau. So will ich sein, wenn ich älter werde…

Sie alle und noch viele andere haben ihre Lebensgeschichte, die von guten und schlechten Zeiten geprägt ist, von Höhen und Tiefen, von Errungenschaften und Niederlagen. Und alle gehen wir anders mit unserem Leben um, reagieren anders, fühlen anderes, lieben anders.

Heute Abend habe ich Einblick in die Geschichte von Martin Dreyer bekommen. Dem Autor der Volxbibel. Eine Geschichte voller Höhen und Tiefen, voller Errungenschaften und Niederlagen. Eine Geschichte der Versöhnung!!! Ich bin so dankbar für diese wundervolle Lesung und dass er seine Geschichte teilt. Seine Geschichte macht mir Mut, inspiriert mich und stärkt mein Vertrauen. Gott ist der, der Leben ins Leben ruft und der Geschichten schreibt. Wundervolle Geschichten, versöhnte Geschichten, Gnadengeschichten, einzigartige Geschichten, Liebesgeschichten, Lebensgeschichten. Ich bin dankbar für all die Menschen in der vergangenen Woche, bin dankbar für den heutigen Abend. Bin dankbar!!!