In meinem Leben tauchen im Moment immer wieder drei Lebensphasen auf. Die erste Lebensphase sind Kinder, meine Kinder, aber auch die Kinder von Freundinnen, im Kindergarten usw. Ihr Leben ist noch so frisch, so voller Möglichkeiten und viele Entscheidungen liegen noch vor ihnen. Was werden sie daraus machen? Die zweite Lebensphase, dazu zähle ich mich. Wir, die wir schon Entscheidungen treffen mussten, getroffen haben. Es gibt noch durchaus viele Möglichkeiten, aber es ist nicht mehr alles machbar. Es gibt Entscheidungen, deren Konsequenzen wir schon spüren und nicht mehr rückgängig machen können. Man geht davon aus, dass einem noch viele Jahre zur Verfügung stehen und doch steht einem nicht mehr alles offen. Und die Menschen aus der dritten Lebensphase sind die, deren Leben schon fast am Ende ist. Von außen sehen sie jedenfalls so aus, auch wenn mir der ein oder andere sagt, dass sich im Kopf alles noch so jung anfühlt, aber es einfach nicht mehr so geht wie früher. Sie sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen, was für sie oft schwierig ist, weil sie keine Kinder sind. Ich begegne so vielen Menschen in diesen 3 unterschiedlichen Lebensphasen. Das macht mich immer wieder nachdenklich. Wie wird aus dem unbeschwerten Kind ein reifer Erwachsener, der als Oma gerne noch auf Familienfeiern gesehen ist? Wie werden aus Kindheitserfahrungen gesunde Werte, die auch im Alter noch Richtung geben? Wie aus der Wißbegier eines Kindes die Weisheit, dass Lernen nicht aufhört, dass es kein Ende für Weiterentwicklung gibt und dass egal wie lange ich schon lebe immer noch dazu lernen kann? Ich bin sehr dankbar, dass ich Einblicke in alle drei Lebensbereiche bekomme. Ich liebe diese vielen Kontakte sehr. Heute sagte eine ca. 90jährige Frau zu mir, nachdem ich sie gefragt habe, ob sie noch etwas brauche: „Ach, Schwester Lissy, nur ein bisschen Liebe.“ Aus einem Impuls heraus nehme ich sie in den Arm. Das hätte ich vor Jahren nie und nimmer gemacht. Aber vielleicht durfte ich schon lernen, dass wenn ich Liebe weitergebe, ich nichts verliere. Ich will unbedingt jetzt schon gute Weichen stellen für Reife, gesunde Werte, Weisheit und üben zuzuhören um dazu zu lernen… Denn alt werde ich von ganz alleine, eine dankbare weise Frau, das bedeutet Auseinandersetzung mit sich selbst, bedeutet ehrlich zu sein vor sich selbst, bedeutet, dass andere auch recht haben können, bedeutet wachsam, achtsam, reflektiert zu sein…