„Alles beginnt mit Karfreitag“, und so freue ich mich auf die Impulse, die die Pastoren unserer Gemeinde online zusammengestellt haben. Ich liebe diese besonderen Tage, diese Erinnerungstage… Alles beginnt mit der Idee den Wecker nachts auf 3 Uhr zu stellen und zu „wachen“. Angelehnt an die Situation von Jesus mit seinen Jüngern im Garten Gethsemane. Ich bin bereit, der Wecker ist gestellt, die Bibel liegt bereit, mein Gedankenbuch und mein Gebetsbuch auch… Ich freue mich tatsächlich auf viele besinnliche Stunden am Karfreitag. Auch mit unseren Mädels haben wir so einiges geplant um ihnen diesen Gedenktag wieder neu zu erklären.

Ich werde geweckt, allerdings nicht vom Wecker, sondern ein paar Stunden früher von meiner Tochter. Sie hat Schmerzen. Tatsächlich dauert es Zeit, Trost und diverse Hausmittel bis sie wieder eingeschlafen ist. Ich habe mich auf die 3 Uhr Stille Zeit gefreut, auf Kontemplation und Besinnung. Um 3 Uhr sind andere wach, ich bin froh, als meine Tochter wieder schläft und auch ich wieder eingeschlafen bin. In den Tag stolpere ich dann, es muss ein Rezept besorgt werden, eine Apotheke, die am Karfreitag offen hat. (Meiner Tochter geht es mittlerweile wieder gut!)

Am Samstag bekomme ich einen Anruf von meiner Kollegin. Am Ostermontag bin ich einer Feiertagstour zugeteilt, in der ich viele Patienten nicht kenne und bekomme eine Übergabe. Mich beschäftigt, dass ich diesen Mundschutz tragen muss, dass meine Hautfarbe bei vielen älteren Leute erst einmal Irritation auslöst und die abgedeckte Hälfte des Gesichtes nicht gerade zum Vertrauensaufbau beiträgt.

Meine Wohnung ist nicht schön aufgeräumt und geputzt, wie ich das von Festen kenne. Ich habe es einfach nicht geschafft. Im Gegenteil: mein Mann wird mit Ostergrüßen in das Wohnheim gehen, in dem unzählige Menschen aus verschiedenen Ländern, auf viel zu engem Raum wohnen. In Zeiten von Corona darf er dort keine Besuche mehr machen, was meinem Mann viel ausmacht, aber einen Gruß vor die Türen stellen und von Weitem winken, das lässt er sich nicht nehmen. Da der Inhalt aber nicht in fertige Tüten passt, bastel ich diese selber, bin mal wieder überrascht, wie lang so eine Aktion dauert und dass wenn ich kreativ werde irgendwie jeder Raum im Chaos untergeht und ich doch gerade noch die Schere in der Hand hatte…

Heute schildere ich die unangenehmen Momente meines Wochenendes.(Es gab aber auch unzählig viel Schönes!!! Wunderbare Spaziergänge, Menschen, die an uns gedacht haben, eine aufregende Osterschatzsuche, Dankesmomente sammeln als Familie…).

Die unangenehmen Momente schreibe ich deshalb auf, weil das Ostern für mich bedeutet: Gottes Gegenwart hängt nicht von meinen Gefühlen ab, ob ich mich fröhlich österlich fühle, wenn meine Wohnung glänzt und ich viel Zeit für Besinnung habe und Kontemplation. Er ist mit mir, wenn ich nicht im Gedenken an ihn wache, sondern, die Hand meiner Tochter halte, weil sie nicht einschlafen kann. Er ist bei mir, wenn ich mich verunsichert fühle auf den kommenden Dienst mit neuen Patienten. Er steht zu mir, auch wenn ich mich dafür schäme, dass Ostern 2020 irgendwie viel Chaos und wenig Ruhe beinhaltete. Und deshalb liebe ich Jesus und deshalb liebe ich Ostern. Jesus begleitet mich in meinem Alltag und all das Unvollkommene ist bei ihm willkommen. Ich bin unvollkommen, ich bin bei ihm willkommen. Für dieses Ostern 2020 bin ich heute sehr dankbar…