Vor ein paar Monaten schrieb die Redakteurin der flow (Heft Nr.6) gleich zu Beginn ein paar Zeilen über Eremiten-Tage. Ein paar treffende Zeilen über Tage, die ich auch kenne. Tage, an denen mir Vieles zu viel wird und ich ein Bedürfnis habe – Rückzug, Ruhe, Stille, gerne auch Stillstand. Es geht mir nicht schlecht, nein, ich fühle mich gut, meine Gedanken sind nicht schwer oder dunkel, nein, gar nicht, aber mein Inneres signalisiert: Bitte keinen Input mehr, möglichst wenig Reize, lieber Altes und Gewohntes, statt Neues und Hippes. Heute war solch ein Tag. Mit drei Kindern ist Rückzug, Ruhe, Stille, Stillstand natürlich nicht in Reinform möglich, aber es ist nicht unmöglich. An solchen Tagen findet man mich nicht auf Spielplätzen, heute rufe ich niemanden an und in den sozialen Netzwerken bin ich auch nicht zu finden. Wir erledigen gemächlich ein paar Sachen und betreten Balkonien, die Badewanne wird zum Freibad und ich genieße das Gewohnte, Vertraute… Wofür ich heute dankbar bin? Dass ich die Anzeichen dafür wahrnehme und diese Tage mich davor schützen genervt und unausgeglichen zu werden. Ich brauche diese reizarmen Tage, sonst werde ich z.B. eine schimpfende Autofahrerin. Das will ich nicht! Oder meinem Kind fällt was runter und ich reagiere unangemessen. Diese Tage sind mein Selbstschutz und mein Fremdschutz und ich habe sie zu schätzen gelernt. Dafür bin ich dankbar! Ich fühle mich nicht mehr komisch oder unnormal wie früher, sondern weiß, die gehören zu mir und ich mag sie sogar, weil ich in der Langsamkeit und der Reizarmut neue Energie sammle. Und sammeln ist in diesem Fall was Tolles!20150625_161108