Meine Mittlere Tochter kommt traurig nach Hause. Ein Junge aus ihrer Klasse hat sie geärgert. Sie erzählt, ich höre zu und tröste sie. (Er hat etwas zu ihr gesagt, nichts wo ich jetzt irgendwie eingreifen müsste.) Ich frage sie dann wie die Situation ausgegangen ist. „Meine Freundinnen haben mich getröstet,“ meint sie. Ich mache ihr Mut sich genau das zu merken. Wir reden über das was ihr etwas ausmacht, aber wir bleiben nicht dabei stehen, sondern nehmen wahr und schätzen wert wie es ausging. Es waren Menschen da, die sie getröstet haben, ihr das Gefühl gaben nicht alleine zu sein. Für den ein oder anderen mag die Schlussfolgerung, die mir dabei bewusst wurde etwas übertrieben sein, aber für mich ist sie ein Sinnbild aus dem Alltag.

Gestern habe ich meinen 38.Geburtstag gefeiert. Weil meine Eltern nicht für mich sorgen konnten haben sie mich vor 36 Jahren in ein Kinderheim gebracht, ein Jahr später kam ich dann in eine Pflegefamilie. Es ist für mich der absolute Hammer wie schwer mir das über all die Jahre fiel. Das Gefühl in dieser Welt nicht willkommen geheißen zu sein. Meine Eltern waren überfordert, haben mit meiner Geburt nicht gerechnet und ich hatte oft das Gefühl meinen Platz in dieser Welt rechtfertigen zu müssen. Und habe am meisten darunter gelitten, dass ich nicht herausragend bin, in nichts besonders, sondern eben ziemlich durchschnittlich. Über Jahrzehnte habe ich dieses Grundgefühl Gott zum Vorwurf gemacht. Schließlich wusste er in was für eine Familie ich geboren werde, er hätte das verhindern können. Ich bin so dankbar, dass ich an einen Gott glaube, der unter meinen anklagenden Gebeten nicht zusammenbricht, der sich nie genervt abgewandt hat. In den letzten Jahren hat sich dann angefangen mein Blick zu verändern und für mich ein wunderbarer Tag war der gestrige Geburtstag. Die Reise ist nicht beendet, weil ich lebe ja noch, aber sie ist versöhnt. Mein Blick geht nicht mehr dauernd darauf was Gott hätte verhindern können, sondern wie dankbar ich ihm heute für mein Leben sein kann. Es ist ein langer Prozess und ich musste mich von einem Gott verabschieden, der mich vor allem bewahrt, der mir auf alle Fragen eine Antwort gibt, der schenkt, dass es mir besser geht als Menschen, die nichts mit ihm zu tun haben wollen und dass meine äußeren Umstände nicht das Maß sind für seine Liebe zu mir. Dafür habe ich einen Gott kennen gelernt bei dem Zweifel erlaubt sind, der mir keine Vorwürfe macht und der eines schenkt: inneren Frieden. Es ist so schön nicht bei dem Schmerz stehen zu bleiben, sondern sich anzuschauen wie es weitergeht. Meine Seele findet tatsächlich Ruhe bei Gott, Sein dürfen ohne Rechtfertigung, ohne Beweise… Und er stellt mir Menschen an die Seite, die mir ganz oft das Gefühl geben in dieser Welt willkommen zu sein. Mein Mann und meine drei Mädchen und meine Freundinnen… Gott erfüllt nicht alle meine Vorstellungen und Erwartungen, aber er heilt die Seele. Und mit einer ermutigten Seele lebt es sich leichter, schöner, versöhnter. Dafür bin ich heute sehr dankbar!!!