Die Mädels überqueren mit ihrem Vater die Straße auf dem Weg zum Gottesdienst. Es ist Sonntag, es ist morgens und ich laufe etwas schneller um auf ihre Höhe zu gelangen. Ein kurzer Plausch, weil beide Mädchen eine Brille haben und ich sie schon seit Babytagen kenne, sodass ich nachfrage und sie erzählen mir von ihren Augen. Ich sage ihnen, dass ich mich darauf freue älter zu werden und auch irgendwann eine Brille tragen zu können, weil ich das so stylisch finde. Da schaltet sich der Papa ein und erklärt mir, dass Brille tragen nicht direkt eine Privileg ist und durchaus Nachteile hat. Wir lachen zusammen. Am Eingang werde ich von einer Mitarbeiterin begrüßt, die freundlich jedem die Hand gibt, Freunden und Fremden. Das Foyer ist voller Menschen und die meisten Garderobehaken schon belegt. An der Treppe treffe ich das junge Pärchen, sie haben sich vor ein paar Jahren im Jugenkreis verliebt, dann verlobt, geheiratet und werden bald Eltern. Ich freue mich so mit ihnen und über die beiden. Im Gottesdienstsaal setzte ich mich in eine noch leere Reihe und höre auf das Stimmengewirr. Ist es nicht wunderschön, wie viel Menschen sich sonntagmorgens schon etwas zu erzählen haben? Ist es nicht schön zu wissen, dass ich sie nicht alle kenne, aber uns verbindet, dass Gott uns alle kennt, jeden Einzelnen im Blick hat, Namen für ihn nicht nur Buchstaben, sondern Geschichten bedeutet? Heute werden wir gemeinsam Gottesdienst feiern und dabei nicht immer einer Meinung sein, aber ich versuche respektvoll anzuerkennen, dass Gott seinen Weg mit jedem Menschen geht – auch wenn es so ein ganz anderer Weg ist… Die Klavierspielerin greift in die Tasten und ich komme in den Genuss einen Menschen zu erleben, für den Musik eine Gabe ist, die er Gott zur Verfügung stellt und die so viel Freude dabei ausstrahlt. Martin Schleske sagt: „Musik ist in Klang gegossene Gebete.“ Heute durfte ich wieder Zeuge davon sein. Es kommt die Kindersegnung und ich liebe diese Tradition, die uns als Gemeinde (Kirche) inne halten lässt: Hier hat ein neuer Mensch diese Erde betreten. Wir wollen ihn wahrnehmen, wertschätzen und willkommen heißen und nicht gleichgültig hinnehmen, das zu 7,7 Milliarden Menschen (Stand: Juli 2019) einfach noch einer dazu gekommen ist. Nein, wir halten inne und segnen die Kinder und ihre Eltern. Nach dem Gottesdienst treffen wir uns zum Mittagessen in den unteren Räumen. So schön, dass Mitarbeiter, die alle unter der Woche berufstätig sind, die Möglichkeit von Gemeinschaft schaffen. Wie es in einem Kinderbuch heißt: „…dann wird auch die Seele satt.“ Ein paar kleine Augenblicke eines Gottesdienstes an einem Sonntagmorgen… Für mich sehr wertvoll zum Beginn einer neuen Woche! Dafür bin ich heute dankbar!
Sonntagmorgen
03 Sonntag Nov 2019
Posted Dankbarkeitsmomente
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