Nach wie vor übt die menschliche Anatomie auf mich eine große Faszination aus. Ich sitze mit meinem Anatomieatlas auf dem Schoss in unserem Wohnzimmer und bin fasziniert von den Nebenniere, die nur 5-7g wiegen und wichtige Hormone bilden; fasziniert vom hydrostatischen Druck, der für den Flüssigkeitsstrom aus den Kapillaren in den Zwischenzellraum verantwortlich ist; fasziniert vom Mandelkern im Gehirn, der auch mit für Gefühle sorgt, vor allem die Entstehung der Angst ist hier verankert… All diese Abläufe, das Zusammenspiel der einzelnen Funktionen unseres Körpers laufen absolut unbewusst ab. Wir geben uns für diese Prozesse keine Mühe, strengen uns nicht an, sondern nehmen erst wahr was sie leisten, wenn die ersten Beschwerden auftreten, wenn Abläufe nicht mehr reibungslos ihre Aufgaben erfüllen. Für viele ist es ein Wunder, wenn Krankheiten geheilt und Gesundheit wieder hergestellt wird. Und ich teile das absolut: es ist immer wieder wundervoll zu hören oder zu erleben, wenn Menschen gesund werden. Aber in meinen Augen fängt das Wunder schon viel früher an, dann, wenn du jetzt einfach vor diesem Text sitzt und diesen liest, gar nicht darüber nachdenkst, was dein Gehirn alles leistet, damit es möglich ist, diese einzelnen Buchstaben zu erkennen, in Zusammenhang zu bringen, einen Sinn zu entnehmen. Dann, wenn du dich abends müde hinlegst, dein Herz aber nicht aufhört zu schlagen, dann, wenn du morgens aufwachst und dein Körper sich den Anforderungen deines Alltages anpasst…dein Kind vorsichtig in den Arm nehmen, die Sprudelkisten mit aller Kraft anheben, leise durch die Wohnung schleichen, immer zwei Stufen auf einmal nehmen um die Treppe schneller hinaufzusteigen. Unser Körper ist und bleibt ein Wunder, für das ich sehr dankbar bin!!! Und ich will ihn nicht erst würdigen und wertschätzen, wenn die ersten Beschwerden kommen, sondern heute bewusst dankbar sein für unzählige unbewusste Abläufe.