6 Uhr, ich mache mich auf den Weg. Die frische kühle Morgenluft lockt, das Konzert der Vögel, die Stimmung des unberührten morgens. Und so laufe ich meine Runde, über die sonst stark befahrene Hauptstraße, hoch in die Natur. Dabei komme ich an dem Neubaugebiet vorbei: in den letzten Tagen war hier der Spatenstich und ich hätte gerne ganz hinten an der oberen Ecke ein Haus oder eine Wohnung in dem Haus. Wir wären noch voll hier in der Gegend, hätten zu zwei Seiten aber einen wunderschönen Ausblick, naturnah. ABER, es ist Sonntag und ich nehme seit Wochen ernst und versuche zu leben was Tomas Sjödin in seinem Buch schreibt, -Warum Ruhe unsere Rettung ist-: „Am Sonntag ruht das Bitten.“ Heute gehe ich vorbei, liege Gott nicht in den Ohren mit meinen Wünschen und Vorstellungen, sondern danke. Denn dort wo ich wohne, wohne ich gerne. Wegen den wunderbaren Vermietern. Dem unkomplizierten freundlichen Leben als Nachbarn. Ich wohne hier gerne wegen dem Inhaber des Döners von gegenüber. Wir grüßen uns. Ein paar Worte, Kirschen im Sommer von seinem Baum an der Ecke. Ich wohne hier gerne, weil wir die Frau schätzen mit ihren zwei Hunden, die so gehorsam sind. Sie ist Taxifahrerin, ich kenne ihren Namen nicht, aber das braucht es nicht für einen kleinen Plausch am Straßenrand. Ich wohne hier gerne, weil ich die Autos bewundere, die ein Mann hobbymäßig, hier auf dem Gelände, restauriert. Wunderschöne Oldtimer, der letzte ein blau-weißer VW-Bulli. Ich drücke meine Bewunderung für sein Handwerk aus… In meiner Welt hier sind so viele kleine Begegnungen, so viele Lebensgeschichten, so viel Freundlichkeit. All das würde ich vermissen und es wird mir bewusst, weil am Sonntag das Bitten ruht. Ich bin dankbar für meinen Morgenspaziergang, Inspiration von einem Buch und für viele kleine Begegnungen.