Wenn ich nach dem Frühdienst nach Hause komme steuere ich sofort das Badezimmer an. Das ist der Ort an dem wir uns von Schmutz befreien, Hände waschen, unseren Körper pflegen. Danach geht es nahtlos in die Küche, weil ich hier alle Zutaten und Geräte finde mit denen ich das Mittagessen für meine Familie zubereite. Ich suche nicht in den verschieden Zimmern nach all dem Notwendigen um den Hunger zu stillen – es gibt einen Ort, einen Raum in dem unser Bedürfnis nach Hunger gestillt wird. Genauso ist es mit dem Schlaf, bei Kindern oft kombiniert Schlaf- und Spielzimmer. Und dann gibt es Haushalte, die einen Ort für die Schmutzwäsche haben, ein Arbeitszimmer oder Kreativraum.
Vor vielen Jahren besuchte ich eine Familie. Die Frau zeigte mir ihr Haus und führte mich dann in einen Raum den sie Kapelle nannte. Beim Bau ihres Hauses war das ihr größter Wunsch, den ihr Mann dann auch berücksichtigt hat, ein Zimmer in dem sie sein kann um Stille zu leben, Beziehung zu Gott zu gestalten, zur Ruhe zu kommen.
Stille braucht einen Ort. In meiner Wohnung ist es kein Zimmer in das ich mich zurückziehe, sondern ein Sessel. Auf diesen setzte ich mich tatsächlich nur, wenn ich vor habe still zu sein, inne zu halten, eine Reizpause einzulegen. Ich liebe es, dass er in meinem Wohnzimmer steht und die Kinder ihn benutzen um ein Boot zu bauen oder Höhle zu spielen. Auch für Besuch nutze ich diesen gemütlichen Platz. Denn wenn er im Alltag dort einfach steht, erinnert er mich immer wieder, dass es diese Pausen geben muss/ darf. Er ist meine Gedächtnisstütze und mein Ruhepunkt. Denn wenn ich morgens aufstehe überlege ich nicht wo setzte ich mich hin. Sondern es ist so klar, dass das der Platz für die Ruhe ist, so wie klar ist, dass die Küche für das Essen da ist. An diesem Ort fühle ich mich wohl. Und schon das Wissen solch einer „Kleinigkeit“ kann es erleichtern im Alltag zur Stille zu finden. Es braucht dazu nicht einen extra Raum, ein Ort um den ich weiß reicht aus. Ein Ort den ich aufsuche, wenn ich spüre, dass zu viele Reize auf mich einströmen, ein Ort an dem ich innerlich zur Ruhe kommen kann, ein Ort, der mich erinnert und es mir erleichtert. Es ist ein bisschen wie, wenn ich abends das Buch hole aus dem ich den Kindern vorlesen werde, innerlich stellt sich alles aufs Schlafengehen ein. So ist es mit dem Sessel und mir, alles stellt sich auf Ruhe ein. Das ist in all den Jahren für mich ein wichtiger Punkt geworden, Stille braucht einen Ort. Hast du auch so einen Ort der Stille?
Ich finde nicht, dass dieser Ort in der Wohnung oder überhaupt innerhalb von vier Wänden sein muss. Ich kenne jemanden, der seit Jahren immer in die Natur geht und eine bestimmte Strecke im Wald läuft. Natur kann natürlich auch so ein Ort sein.
Sonjschein sagte:
Ja ja ja JAAAAAAA!… am liebsten hätte ich jetzt hier einfach meinen grünen Sessel per Foto gepostet RUHE_ort… auch wärmender Hort.
Danke, Lissy wie wahr und schön du DAS in Worte gefasst hast.
alltagsstueckwerk sagte:
Ach schön!!! Ich freue mich immer, wenn andere auch solch einen Ort bei sich haben. Danke fürs mitteilen! Liebe Grüße Lissy
Sonja sagte:
Wie wahr. Mein Stille-Ort ist der Platz ganz rechts auf dem Sofa. Sobald ich mich hinsetze, werde ich innerlich ruhig (manchmal so ruhig, dass ich einen starken Espresso brauche). Liebe Grüsse!
alltagsstueckwerk sagte:
Das gefällt mir: rechts auf dem Sofa. Es ist oft ein ganz konkreter Ort der im Inneren den ersten Impuls zur Ruhe gibt. Und dazu kommt auch noch ein Beitrag: Ruhe braucht ein Mindestmaß an Energie. Ganz herzliche Grüße Lissy
liebenlernenblog sagte:
Schön, ja, Stille und Sessel werde ich jetzt gleich pflegen. Danke!
alltagsstueckwerk sagte:
Danke für dein Kommentar. Vielleicht hast du es jetzt schon ausprobiert? Stille und Sessel? Ganz liebe Grüße Lissy