Heute war ich zu lange auf der Plattform Instagram unterwegs. Das bedeutet, ich habe viele Bilder von erfolgreichen Menschen gesehen. Eine gestaltet ihr Leben auf Hawaii, ein Pärchen geht für ein paar Monate in die USA, eine wohnt gerade sowieso in Los Angeles, die andere hat einen Strauss Blumen von ihrem Mann bekommen und auf den Bühnen dieser Welt sind Sängerinnen und Speakerinnen unterwegs. Alle scheinen ein sehr aufregendes erfolgreiches Leben zu führen, festgehalten in tollen Bildern, bestätigt durch unzählige likes.

Und ich? Ich habe den Abfluss meiner Dusche gereinigt, weil sich die Haare unserer 5köpfigen Familie darin versammelt haben, dazu die Reste von Duschgelen, Shampoos, Spülungen und Haarkuren mit einem undefinierbaren, unangenehmen Geruch. Tja, mein Leben ist echt nicht aufregend und fancy… Aber dann mache ich meine Übung im Alltag, die ich in den Momenten versuche zu praktizieren, wenn sich die Unzufriedenheit durch Vergleichen einschleicht. Ich gebe dem schmutzigen Abfluss Bedeutung. Ein schmutziger Abfluss ist nicht fancy, aber er bedeutet, dass ich eine Familie habe und ich mit diesem Rückhalt durchs Leben gehen darf. Ein schmutziger Abfluss bedeutet, dass ich die Möglichkeit habe jeden Abend das warme Wasser über meinen Kopf rieseln zu lassen und eintauche in gut duftende Duschgele, Shampoos etc. Für mich gibt es nichts entspannenderes, vor allem nach den Spätdiensten, wenn ich so vielen Menschen mit ihren Bedürfnissen begegnet bin. Ein schmutziger Abfluss bedeutet, genug sauberes Wasser… Meine Liste setzt sich fort. Danach denke ich zwar immer noch nicht, dass ich ein aufregendes Leben führe, aber meine Seele ist wieder angefüllt mit Gründen für die ich dankbar bin und das tut ihr und meiner Stimmung gut.

Und dann lese ich noch die Worte aus dem Buch von Tillmann Prüfer: „Mit allem, was ich tue, rede und verdiene, bin ich ständig bemüht, mich sozial einzuordnen. Irgendwie erkennbar zu sein, besser zu sein als andere, wichtig zu sein. Hier in diesem Kloster ist es aber nicht wichtig, wer du bist. Vor Gott sind alle Menschen gleich.“ Irgendwie tröstlich und ich bin dankbar für diese erinnernden Worte aus dem Buch: „Weiß der Himmel…?“

Mein Leben ist nicht aufregend, eher sehr alltäglich und manchmal kostet es mich Mühe dafür dankbar zu sein!