Ich liege wach im Bett. Gedanken, die sich drehen – Rassismus und Unmenschlichkeit, der Klimawandel und die Frage, ob ich mich vegan ernähren sollte, Trinkwasserknappheit… Viele Themen, dazu noch meine eigenen unmittelbaren Herausforderungen. Und dann kommt meine Tochter zu mir ins Bett gekrochen, nichts neues, aber dass sie dabei etwas sagt, ist neu. „Mama, ich finde die Welt toll!“ Wie gesagt: es ist so gegen 2 Uhr und sie ist absolut nicht richtig wach. Ich weiß nicht, ob ich darauf jetzt was sagen soll… Da kommt ihr Stimmchen wieder: „Mama, findest Du die Welt auch toll?“ Da ich jetzt in kein nachdenkliches Gespräch einsteigen möchte, in dem ich meine Bedenken über diese Aussage erörtere, antworte ich mit „Ja“. Diese Welt ist toll, weil Spatzen morgens am Vogelhäuschen an unseren Balkon kommen, weil viele Menschen aufstehen und Solidarität zeigen, weil es Pfingstrosen gibt und Hortensien, weil meine Kinder ihre Ferien genießen, weil es in allem Herausforderndem immer noch so viel Schönes und Gutes gibt. Ja, diese Welt ist toll, um es mit den Worten meiner Sechsjährigen zu sagen, das „obwohl“ und „warum“ setze ich heute Abend ganz bewusst in Klammern. Dankbar für die nächtliche Erinnerung durch meine Tochter.