Die letzte Woche lief alles andere als geplant und so stehe ich heute ungeplant im Supermarkt. Denn samstags betrete ich diese Gebäude nur im äußersten Notfall. Wie zu erwarten ist es sehr voll und obwohl viele Kassen geöffnet sind, stehe ich eine ganze Weile an und gehe am Ende dankbar aus dem Laden heraus, zurück in meinen Alltag. Eine Begegnung, die warmherzig und freundlich war, geduldig und zugewandt. Ich durfte Beobachterin sein. Denn ich stehe hinter einem älteren Herrn. Er legt in bedächtigem Tempo seine Ware auf das Kassenband. Immer wieder beugt er sich zu seiner Begleitung, fragt etwas nach, wartet auf Antwort. Er ist mit seiner Mutter da, die schätzungsweise um die 90 Jahre alt ist, weil er wie Mitte, Ende 60 wirkt. Gestützt wird sie von ihrem Rollator, doch der soll sie nicht daran hindern ihrem Sohn zu helfen, die Ware erst aus dem Wagen auf das Band und danach vom Band wieder in den Wagen zu legen. Sie meint es gut, aber in all dem wird schnell sichtbar, dass der Rollator hinderlich ist, die Kassierin flink und die Hände der Frau schon müde. Wie viele Einkäufe hat sie schon erledigt, ihre Familie versorgt und abends statt Serien geschaut, Wäsche geflickt? Wie fühlt es sich an, wenn man weniger wird, weil man schwächer wird, weil alles nicht mehr so schnell geht, weil es Menschen gut mit einem meinen, aber darin schon manche Verletzung schlummert? Ihr Sohn lässt sie, scheint die eher genervte Atmosphäre auszublenden und erledigt zusammen mit seiner Mutter ihren Einkauf. Kein genervtes: „Wenn ich das mache geht es viel schneller.“ oder „Alle warten schon.“ oder „Du stehst da echt ungünstig.“ Zwischendurch ist sie verunsichert, er beantwortet ihr in Ruhe ihre Fragen zu Produkten. Sie lächelt ihn dankbar an. Für manche mag das kitschig wirken, aber ich durfte heute gelebte Wertschätzung sehen. Ich kenne die beiden nicht, weiß nichts weiter aus ihrem Leben, aber das Beobachten dieses Sohnes im Umgang mit seiner Mutter hat mich heute sehr dankbar gemacht in einem vollen Supermarkt an einem Samstag.