Heute Morgen bin ich schnell in die Stadt. Brötchen holen für meine Familie, ein Blümchen im Laden für mich und ins Kreativgeschäft. Im Blumenladen fragt mich die Verkäuferin, mit der ich immer einen netten Plausch halte, wie es uns geht. „Gut!“ antworte ich und frage mich als ich wieder draußen bin, ob ich gelogen habe. Denn eigentlich wären wir im Moment in Südfrankreich im Urlaub, nachdem wir ein paar Tage bei meiner Pflegemutter in Frankfurt verbracht hätten, um unseren Familienurlaub weit weg von zuhause zu verbringen. Tapetenwechsel… Tatsache ist, dass wir zwei Nächte in Frankfurt waren, an ihrem 11. Geburtstag meine Große auch vom Scharlach erwischt wurde und ich nur noch nach Hause wollte um meine hochfiebernde Tochter gesund zu pflegen. Ich hätte erwartet, dass es mir schlecht geht, dass der Frust groß ist darüber zuhause statt im warmen Süden zu sein. Aber ich bin selber so überrascht und führe diese ausbleibende Frustreaktion auf das Sammeln von Dankesmomenten zurück, was ich nun schon fast fünf Jahre mache. Anders kann ich mir das nicht erklären. Denn alles gute ist so präsent: Meine Tochter befindet sich auf dem Weg der Besserung und ich bin so dankbar, dass das Fieber überwunden ist; ich mag unser Zuhause und bin gerne hier; der Palettentisch, den wir im Wohnzimmer seit dem Einzug haben wollen, ist nun fast fertig, weil mein Mann Urlaub hat; mit meiner Jüngsten war ich heute in unserem Stadtpark und sie hat nicht nur im Sand gespielt, sondern mit mir die Kräuterbeete bewundert. Ich liebe es Kräuter zwischen den Fingern zu zerreiben und daran zu schnuppern; Mein Gedankenbuch war spurlos verschwunden, mein Mann hat es heute im Auto gefunden und ich bin sooo dankbar, dass ich es nicht irgendwo liegen habe lassen; Mein Verstand hat genaue Vorstellungen davon wie Urlaub sein soll und sich anfühlen muss. Meine Seele braucht erstaunlich wenig um sich zu freuen. Und ein Zitat, das ich feiere und für absolut treffend empfinde, heute in der Bücherei entdeckt:
„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.“ Oscar Wilde
Das gilt nicht nur für das Leben, sondern in diesem Jahr auch für meine Urlaubszeit. Ich bin dankbar für viele kleine schöne Momente heute und dass die Dankbarkeit eine beständige Lehrerin ist, die immer wieder neue Überraschungen mit sich bringt. Also: Ich bin keine Lügnerin, es geht uns gut.
Damaris Siegle sagte:
Wow!! Echt enorm. Danke dass ist so gut zu lesen. Wertvoll.
Christina S sagte:
Liebe Lissy! Während ich in meinem Urlaub war (der Gott sei Dank nicht ausfiel!) musste ich über deinen Beitrag nachdenken. Weil er mich so berührt hat. Und ich schlucken musste und dachte: „Wow! Was für eine tolle Reaktion auf einen ausgefallenen Urlaub!“ Ich bin seit Anfang des Jahres am Dankesmomente aufschreiben (gerade irgendwo bei Nr.900) und dachte zuletzt: Vielleicht ist es blöd Gott nur für das Gute verantwortlich machen und alles andere stillschweigend weglassen. Aber dann hast du hier geschrieben und ich dachte an das was Hiob sagte: „Wir haben das Gute von Gott empfangen, sollten wir das Schlechte nicht auch annehmen?“ Es scheint da einen Zusammenhang zu geben. Wer Gutes von Gott annehmen kann, kann auch das Schwere aus Gottes Hand annehmen. (bzw. Du findest im schwierigen immer noch Dinge für die du dankbar bist). Danke, dass du das lebst! Ich drück Dich und wünsche Euch noch schöne Spätsommertage!!!
alltagsstueckwerk sagte:
Liebe Christina, vielen Dank für deinen Gedanken! Und entschuldige, dass ich jetzt erst auf deinen Kommentar reagiere. Ich sehe es so wie du es beschrieben hast… Mit lieben Grüßen Lissy