Das werde ich einfach nicht essen, denke ich, als ich das grüne Etwas im Topf vor sich hinköcheln sehe. Die Gottesdienste in unserer Gemeinde (Kirche) an Heilig Abend sind vorbei. Im Foyer verabschiedet man sich fröhlich voneinander. „Frohe Weihnachten“, es ist immer diese besondere Atmosphäre, die ich nach diesen Gottesdiensten so liebe. Erwartungsvoll, fröhlich, einander zugewandt. Ich stehe in der Küche unserer Gemeinde (Kirche). Meine Bolognesesauce ist fertig, das Wasser für die Spagetti kocht. Ich kann nur dann entspannt Gastfreundschaft leben, wenn das Essen, dass ich zum Buffet beitrage einfach sein darf. In der Küche ist ein Gewusel. Vor allem Iraner drängen sich um die Töpfe, aber im angrenzenden Raum, in dem wir miteinander Essen werden, warten 2 Familien aus Syrien und eine Frau aus Eritrea. Ursprünglich haben sich 12 Leute auf die Einladung miteinander Heilig Abend zu feiern angemeldet, es sind dann aber doch 28, ohne unsere 5 köpfige Familie. Später steht der Reis, das grüne Zeug, gebackenes Hähnchen auf dem Tisch. Ich freue mich wieder einmal, dass das Essen auf jeden Fall reichen wird und festlich ist, auch wenn ich mich nicht ins Zeug gelegt habe. Bei Gott muss ich mich nicht verbiegen – an Weihnachten nicht und sonst auch nicht. Meine Art der Gastfreundschaft kommt nicht in der Zubereitung von Mahlzeiten zum Ausdruck. Aber, darf ich wieder feststellen, das ist voll in Ordnung. Meine Tochter kommt zu mir: „Können wir nicht eine normale Familie sein und jetzt nach Hause gehen?“ Mein schlechtes Gewissen mischt sich wieder ein. Überfordere ich meine Kinder? Werden sie es mir später vorwerfen, dass wir das dritte Weihnachtsfest nun schon so feiern? Rettung kommt in Form eines Iraners. Er hat meinen Mädels Kinderzeitschriften mit pädagogisch fragwürdigem Inhalt mitgebracht. Meine Kinder freuen sich riesig: „Mama, schau, das würdest du uns niemals kaufen.“ Mein Gewissen gibt wieder Ruhe. Später beim Essen meint eine meiner Töchter: „Nicht traurig sein, aber die kochen echt besser als du.“ Nein, ich bin nicht traurig, ich hoffe, dass das bei ihnen hängen bleibt. Das gute Essen, die Gemeinschaft, das Fußball spielen, während wir nach dem Essen aufräumen. Der Koch, der am längsten in der Küche stand (auch ein Iraner) kommt zu mir: „Lissy, das musst du probieren. Ich habe gut gekocht.“ Jetzt stehe ich vor dem grünen Zeug, möchte unseren lieben Freund nicht enttäuschen und lade mir eine kleine Portion auf. Ich koste und vergrößere die Portion. Es schmeckt unglaublich lecker. Aber was es ist habe ich bis jetzt nicht heraus gefunden. Wir feiern miteinander. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, unterschiedliche Länder, Rituale, Kulturen. Aber an Heilig Abend kommen wir zusammen vor Jesus. Er liegt zwar nicht mehr in der Krippe, aber er ist der Grund warum wir alle hier sind. Als alle satt und alles aufgeräumt ist gehen auch wir Geschenke auspacken. Meine Mädels freuen sich. Es klingelt und noch einmal sind drei Iraner vor der Tür. Sie kommen herein, setzten sich zu uns. Die großen Kerle knien sich auf den Boden und kaufen bei meinen Töchtern im Kaufladen ein und bewundern ihre neue Puppe. Es ist so schön, die Atmosphäre so herzlich. „Wir feiern schon das dritte Mal zusammen Weihnachten“, sagt einer der Jungs zu meiner Jüngsten. Sie bleiben nicht lange, wollen dann noch weiter woanders feiern und wir lassen den Abend als Familie ausklingen. Ich bin so dankbar für den Heiligen Abend mit seinen heiligen Momenten…
heilige Momente am heiligen Abend
26 Mittwoch Dez 2018
Posted Dankbarkeitsmomente
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Magda Müller sagte:
Hallo Lizzy,
ich sehe das etwas anders, als die beiden Kommentatorinnen vor mir.
Ich finde, den Einwand der Tochter wichtig wahrzunehmen, und wirklich mal
wieder als Familie (ohne Gäste) den Hl. Abend zu begehen!!
Einfach so, als gut gemeinten Tipp von mir!
Kommt gut ins neue Jahr – dazu wünsche ich, dass Ihr immer wieder Zeit
findet als Familie, also Deinen Mann, Dich und die drei Mädels –
die werden nämlich so schnell groß und flügge und dann gibt es nur noch wenig
Gelegenheiten, alle zusammen um den heimischen Tisch zu versammeln.
Gruß M. Müller
alltagsstueckwerk sagte:
Hallo Magda, ich glaube, dass ich deinen Grundgedanken verstehen kann, weil ich mich das auch frage oder mir sage, dass die Zeit in der die Kinder Zuhause sind begrenzt ist. Und ich mir überlege ob ich meine Tochter übergehe, wenn wir nicht sofort unsere Sachen packen und nach Hause gehen. Aber für mich ist es eben auch wichtig Werte durch das was wir leben zu vermitteln. Da wir hier vor Ort familiär nicht verwurzelt sind und mein Mann durch seinen Beruf als Pastor hier vor Ort ist, haben wir am 25. und 26.12. viel Zeit nur für uns. Durch meinen Beruf als Krankenschwester, bei dem man ja auch an den Feiertagen arbeiten muss, habe ich für mich gelernt nicht nur den 24.12. als Weihnachten zu feiern, sondern darüber hinaus auch. Das bedeutet, dass meine Töchter am 24.12. mit uns und anderen zusammen sind und wir aber an den Tagen danach viel Familienzeit haben. Ich bin immer wieder im Zwiespalt, weil ich mir überlege wie sich was auswirkt auf meine Kinder. Aber ich möchte innerlich offen bleiben. Damit meine ich: nächstes Jahr feiern wir vielleicht alleine, vielleicht wieder mit anderen zusammen. Meine Erfahrung zum Beispiel vor vielen Jahren war, dass ich an Heilig Abend in der Ausbildung Frühdienst hatte und auch am 25.12. Ich konnte also nicht nach Hause fahren. Nach dem Gottesdienst hat keiner gefragt was ich jetzt mache, obwohl viele wussten, dass ich in der Stadt alleine wohne. Alle Familien sind nach Hause und ich habe mich noch nie so einsam gefühlt. Ich mache niemandem deshalb einen Vorwurf, aber diese Erfahrung hat mich geprägt. Familienzeit ist mir so wichtig und das sitzen am heimischen Tisch. Wir haben das eben einen Tag später gemacht und die weiteren Tage danach…
Ich wünsche dir und deiner Familie Gottes Segen für das Jahr 2019. Mit lieben Grüßen Lissy
Christina S sagte:
oh wow! Was für ein toller Heiliger Abend! Eure Töchter sind gesegnet!! (Samu würde das auch gefallen! Er fragt ganz oft: Wann kommen denn die anderen alle? :-)).
Segensgrüße und einen guten Start ins neue Jahr für Euch!!!
alltagsstueckwerk sagte:
Liebe Christina, danke für deine ermutigenden Worte. In allem ist man immer am fragen was sich wie auf die Kinder auswirkt… Vielen Dank, liebe Grüße Lissy
liebenlernenblog sagte:
Ihr seid cool…und das grüne Zeug hätte ich wohl auch eher nicht angerührt 😉 Viel Segen!!!
alltagsstueckwerk sagte:
Hi Anna, das Zeug hätte dir bestimmt auch geschmeckt. Es war echt lecker! Liebe Grüße Lissy