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An Straßenschildern, Mülleimern und Hauswänden finde ich immer wieder diese Klebezettel. Und ich finde das eine so schöne Botschaft und eine so schöne Erinnerung – auf dem Weg, während man einem Ziel entgegen läuft kurz inne zu halten: Wofür bin ich heute dankbar? Tolle Zettel, tolle Idee, tolle Erinnerung. Und mein heutiger Beitrag ist ein Mensch bzw. eine Persönlichkeitsstruktur. Denn, gestern hatte ich es angedeutet, wir haben für 2 Nächte einen Übernachtungsgast. Keine Freundin oder Besuch, sondern sie ist aus beruflichen Gründen hier und brauchte ein Plätzchen zum Schlafen. Dafür machen wir dann Platz. Im Arbeitszimmer meines Mannes. Echt nichts besonderes und mein Traum wäre ja mal so ein eigenes Gästezimmer, dass immer mit einem frisch bezogenen Bett auf seinen nächsten Gast wartet… Ich genieße es, dass sie hier ist. Im umgangssprachlichen Wortschatz würde man sie als introvertiert bezeichnen. Ich mag solche festen Raster eigentlich nicht, denn auch extrovertierte Menschen haben introvertierte Anteile und anders herum. Aber manchmal helfen sie ein Bild von jemandem zu bekommen. Unser Gast kann so wunderbar mit unseren Töchtern umgehen. Ganz auf Augenhöhe, zugewandt, aufmerksam. Und ich dachte mal wieder, was das für eine schöne Charakterstruktur ist. Ja vielleicht gehen sie nicht auf jeden Fremden zu, aber sie können so wunderbar auf andere eingehen. Ja vielleicht erheben sie in einer Runde voll Menschen nicht ihre Stimme, aber am Ende des Tages haben sie viele Stimmen gehört, können einordnen, wer welche Meinung hat. Es übt immer wieder eine Faszination auf mich aus, wenn ich mit Menschen zusammen bin, die genau das Gegenteil von mir sind. Wenn ich unseren Gast etwas frage wählt sie die Worte bewusst und bedacht. Sie macht keine langen Ausführungen, ist sich ihrer bewusst ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen. Ich lerne und bin inspiriert. Denn scheinbar unscheinbare Menschen können so eine Ausstrahlung haben, ein Charisma, dass nicht viele Worte braucht, das einfach wirkt. Ich bin dankbar für diese junge Frau bei uns. Sie lehrt mich ohne Worte zu gebrauchen, sie inspiriert mich ohne Geschichten zu erzählen… Heute bin ich wieder sehr dankbar immer mal wieder Menschen beherbergen zu dürfen, weil es einfach unglaublich interessant ist.
(P.S.: Meine lieben treuen Leserinnen, nur zur Info: die nächsten Tage sind wir unterwegs und ich weiß nicht, wie die Gegebenheiten vor Ort sind, deshalb sammle ich meine Dankesmomente auf Papier. Liebe Grüße, Lissy)
PR-Siegle sagte:
Danke für deinen Text. Der zeigt wieder einmal mehr, deine „Spezialität“ auf. Das Beobachten von solchen Momenten, bzw. Menschen. Leisen Situationen.
Wunderbar!
Mein Lieblingssatz: „Ja vielleicht erheben sie in einer Runde voll Menschen nicht ihre Stimme, aber am Ende des Tages haben sie viele Stimmen gehört, können einordnen, wer welche Meinung hat.“
alltagsstueckwerk sagte:
Und ich mag es so, wenn du einzelne Sätze heraus schreibst, die dich angesprochen haben. Vielen Dank!
Pete J. Probe sagte:
Guten Morgen,
Fakt ist, dass es in Deutschland vergleichsweise den meisten Menschen so gut geht, wie nie zuvor. Dafür sollten wir jeden Tag dankbar sein und unser Augenmerk auf die richten, die es nicht geschafft haben und auf der Straße sitzen. Ich habe mit einigen dieser sog. Penner gesprochen und festgestellt, dass sich darunter überwiegend gebildete Menschen befinden.
`Auf Augenhöhe´ ist die entscheidende Devise. Und mit Kindern bin ich immer auf Augenhöhe, weil die noch ganz `normal´ sind.
Zu dem Begriff `introvertiert´ fällt mir noch ein Spruch von (Name vergessen, wurde vor Kurzem vom Papst heilig gesprochen), die da sagte:
`Do good as much as possible but as hidden as possible´.
Doch leider fehlt es den meisten Deutschen an `Menschenbildung´, zu der auch `Empathie´ gehört.
Ich hab darüber mal geschrieben. Falls jemand mag:
https://4alle.wordpress.com/2015/12/07/leslie-jamison-achtsamkeit/
Schöne Restwoche und Spaß mit Besuch!!!
Jürgen aus Loy (PJP)