P1090487 (2)Die Nacht mit meiner Jüngsten war anstrengend weil sie so erkältet ist, dann auch noch verschlafen, meine Größte weckt mich. Die Bügelwäsche vom Abend vorher, die ich eigentlich noch erledigen wollte, sticht mir in die Augen und Teller zum Frühstück sind auch nicht griffbereit, weil alles noch in der Spülmaschine hängt. Solche Morgende kann ich nicht leiden. Meine Älteste macht rum, weil sie nicht anziehen will, was bereit liegt, außerdem will sie mir gleich Fragen zum Leben stellen und mir unbedingt was erzählen. „Später, merkst du nicht wir sind voll spät dran?“ Unser beider Laune? Gelinde gesagt, mies. Der Schulweg ist schweigsam, sie versucht mit mir Schritt zu halten. Und zum Abschied gibt es wie, jeden Tag, einen Kuss und ein: Ich hab dich lieb! Und für dieses kleine Ritual bin ich heute so dankbar, weil es die Brücke geschlagen hat zwischen ihr und mir und die miese Laune nicht gesiegt hat. Weil es mir geholfen hat, diese Grundwahrheit auszudrücken, obwohl ich so genervt war. Weil wir uns einander wieder zugewandt haben und in die Augen blickten und nicht mit abweisendem Blick auseinander gingen. Deshalb sind mir manche Rituale so wichtig, weil sie nicht von meiner emotionalen Verfassung abhängen, sondern die äußere Form für eine wichtige Wahrheit, einen wichtigen Wert sind. Und ich hoffe sehr, dass meine Tochter sich daran erinnert und diese Wahrheit verinnerlicht auch wenn ich mies drauf bin, wenn ich ungerecht bin, wenn mein Verhalten unangebracht ist und dass dieses kleine Ritual eine große Wirkung hat.