Es klingelt an der Tür. Ich überlege mir, ob ich sie öffnen soll. Denn: meine Haare haben weder Wasser noch leave-in-Conditioner gesehen und hängen dementsprechend wuschelig auf meinem Kopf herum. Jogginghose, die ich nicht trage, weil ich vor habe joggen zu gehen, sondern weil sie bequem ist, das Treppenhaus weder gesaugt noch gewischt, der Müll steht im Flur bereit, hat es aber noch nicht bis zur Mülltonne nach unten geschafft, der nassen Wäsche geht es ähnlich, nur dass diese darauf wartet aufgehängt zu werden. Die Hausaufgaben mit meinen Mädels gerade noch in den Startlöchern, die Böden staubig, das Frühstück noch nicht ganz verräumt… Was soll ich sagen, es ist Samstagvormittag. Ich öffne die Tür und kann dann gar nicht glauben wie mir geschieht: nein, ich habe nicht Geburtstag, obwohl die Torte danach aussieht und ich feiere auch sonst nichts, obwohl der Blumenstrauss durchaus darauf schleißen lassen könnte. Eine liebe Bekannte kommt vorbei und überrascht meine drei Töchter und mich (mein Mann ist dieses Wochenende nicht da). Ich weiß nicht was ich sagen, wie ich mich bedanken soll. „Ich habe an euch gedacht.“ Liebe Worte, Lächeln und dann ist sie auch schon wieder weg. Tatsächlich sind meine Augen glasig, wobei ich das erst merke als meine Tochter mich darauf aufmerksam macht. Ich bin so gerührt, sprachlos über diese freundliche Geste, diesen leckeren schönen Gruß mitten in meinem Alltag, über diese Großzügigkeit. Heute bin ich dankbar dafür, dass eine so liebe Frau an uns gedacht hat, dass ich Geschmacksknospen haben, die den Kuchen in vollen Zügen genießen, Augen, die sich an den Blumen erfreuen und darüber, dass ich die Tür in meinem „Entschuldigung, wie es hier aussieht“- Zustand geöffnet habe. Ich hätte sonst das schöne Gefühl von Wertschätzung und Dankbarkeit versäumt…