Dieses Wochenende war ich zum einen bei einem Frauenabend als Referentin eingeladen und heute durfte ich in einem Gottesdienst predigen. Meine Große hat mich heute begleitet und war danach voll begeistert: „Mama, ich will jetzt ganz oft mit. Die sind ja alle voll lieb und so herzlich. Das hat mir total gut gefallen.“ Mir auch und ja das ist ein riesen Privileg und etwas was ich sehr schätze, wenn ich zu den einzelnen Veranstaltungen fahre. Liebe Worte, Wertschätzung, willkommen geheißen zu werden. Als wir zurück sind besuchen wir als Familie eine Familie aus Syrien. Wer meinen Blog schon mehrere Jahre mitliest wird sich vielleicht an den Fußboden des Treppenhauses erinnern, den ich schon einmal fotografiert hatte. Das war Anfang 2016 als ich diese Familie kennenlernte. Seit meinem letzten Besuch sind ca 2 Jahre ins Land gegangen. Vor allem mit den beiden großen Töchtern möchte ich wieder einmal reden. Mittlerweile trägt auch die 12 jährige, die auf ihren 13. Geburtstag zugeht, ein Kopftuch. Sie kommen nicht aus ihrem Zimmer, denn mein Mann und ein Freund aus Ägypten sind dabei und sie möchten jetzt gerade ihre Haare nicht verbergen. Also setzte ich mich zu ihnen ins Zimmer. Wir reden, das heißt sie reden. Erzählen mir, dass sie in den Klassen gut zurecht kommen, aber keine Kontakte zu Deutschen außerhalb der Schule haben. Sie berichten wie sie nicht nur einmal wegen ihres Kopftuches beschimpft wurden und Leute sie meiden. Und ein Satz bleibt mir hängen: „Unsere Eltern sind mit uns hierher damit wir in Frieden leben. Hier ist natürlich kein Krieg, aber wie Frieden fühlt sich das auch nicht an.“ Während ich die letzten Tage viel Wertschätzung erlebt habe, werden sie immer wieder mit Ausgrenzung konfrontiert. Während ich erlebe was es für ein schönes Gefühl ist willkommen geheißen zu werden spüren sie immer wieder, dass sie unerwünscht sind. Manchmal weiß ich nicht wie ich mit der Ungerechtigkeit in dieser Welt umgehen soll. Weiß mir in solchen Gesprächen keinen Rat, weil jeder Rat wie ein Schlag wirken könnte. Es ist manchmal so schwer Mißverhältnisse auszuhalten. Ich bin dankbar für diesen Besuch. Diese Familie ist mir „verloren“ gegangen in meinem Alltag. Heute wurde ich wieder daran erinnert, dass wir uns doch alle nach Wertschätzung, Anerkennung und lieben Worten sehnen. Egal welcher Religion wir angehören, welche Hautfarbe wir haben, in welcher Kultur wir Zuhause sind. Das wird mir heute wieder wichtig und ich wünsche mir von mir, dass mein Leben nie zu voll ist um andere wahrzunehmen und wertzuschätzen. Grüßen auf der Straße, sich die Namen merken, auch wenn sie so fremd klingen, einen Besuch machen… Wertschätzung hat so viele Gesichter. Für das bewusst werden bin ich heute wieder dankbar und für das Erinnern an den Beitrag den ich vielleicht dazu leisten kann…