Es ist interessant zu beobachten welche Gedanken die ersten sind zu Beginn eines Tages. Ist es die Sorge vor den bevorstehenden Aufgaben, ist es die Vorfreude auf ein Ereignis, ist es der Ärger über etwas Unausgesprochenes, ist es die Mutlosigkeit beim Hören der Nachrichten?

Stille wird gefüllt durch unsere Gedanken und Gefühle, durch die ersten Informationen, die mir das Radio, der Fernseher oder das Handy mit in den Tag geben. Und diese Gedanken, Gefühle und Informationen wachsen. Sie sind der Samen, der zu Beginn des Tages gesät wird. Dann, wenn die Seele noch ganz feinfühlig und sensibel ist.

Als ich meine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht habe war einer meiner ersten Anschaffungen ein Fernseher. Die Stille am Morgen, wenn ich aufstand, am Nachmittag, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, am Abend, wenn ich alleine in meinem Zimmer saß, schien unerträglich zu sein. Und so lud ich Fremde in mein Zimmer ein. Stimmen, die mir schon morgens erzählten, was sich nachts ereignet hat, während ich schlief. Serien, die mir erzählten, wie Beziehungen gelebt werden können, Filme, die immer nur den Anfang einer Liebesgeschichte erzählen und nie vom tagtäglichen Einerlei. Sie prägten, hinterließen ihre Spuren in Form von Gefühlen und Gedanken in meinem Leben. Erst nach einiger Zeit fiel mir auf, dass ich diesen Stimmen sofort Gehör schenkte, wenn sich die Stille um und in mir ausbreitete.

Ich entschied mich auf der Reise mit Jesus, dass seine Worte der Samen des Tages sein sollen. Ich will seinen Worten Gehör schenken. Sie sollen in mir wachsen. Stille ist der Nährboden für Gottes Wort. Ich wünsche mir, dass seine Hoffnung in meinem Herzen Wurzeln schlägt, auch wenn vieles so unverständlich ist. An seinen Frieden will ich denken, wenn ich mich von jemandem verletzt fühle. Ich wünsche mir, dass seine Liebe in meinem Leben Früchte trägt, auch dann, wenn mir jemand unsympathisch erscheint oder wir gegensätzlicher Meinung sind. Vergebung leben, barmherzig sein, nicht als altes Wort, sondern als gelebte Wahrheit. Ich brauche die Stille, diese ersten Worte in die Stille hinein. Noch bevor mein innerer Kritiker zu Wort kommt, mein Handy mir Informationen liefert, die mich unruhig machen. Noch bevor meine to-do-Liste mit mir redet oder die Aufgaben erwartungsvoll ihre Augen auf mich richten. Sie werden alle heute noch wahrgenommen werden, aber erst dann, wenn guter Samen gesät ist, der hoffentlich wächst und gedeiht im Angesicht des Tages und unter den erschwerten Bedingungen des Lebens.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erqicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens Willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereites vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Psalm 23

In der Stille philosophiere und diskutiere ich nicht. Es erschließt sich mir nicht jedes Wort und mein Leben spricht oft eine andere Sprache. Aber in der Stille halte ich meine Seele Gott hin und wünsche mir, dass sein Worte tiefe Wurzeln in meinem Herzen schlagen. Stille ist Nährboden für Gottes Worte, Werte und Weisungen.