Es gibt immer wieder Zeiten in denen ich fordernd in die Stille gehe. Mit einem unruhigen Herzen, mit lärmenden Fragen, mit unerhörten Gebeten. Ich wünsche mir eine tiefgreifende Erfahrung, das Reden Gottes und ein intensives Gefühl, das bleibt und mir den Rest des Tages vermittelt: es hat sich gelohnt früh aufzustehen, die Investition war eine gute, die Überwindung richtig.

Aber die Stille ist still. Es scheint nicht das Interesse Gottes darin zu liegen, dass er durch sein eindeutiges Reden mein unruhiges Herz beruhigt, meine lärmenden Fragen klärt und mein unerhörtes Gebet beantwortet. Es scheint viel mehr so zu sein, dass ich in der Stille nichts erlebe und in diesem nichts Erleben das Vertrauen wächst, dass Gott da ist. Die Reizarmut der Stille Gottes als Antwort. Kein neuer Reiz durch einen neuen intensiven Gedanken, der mich zum Nachdenken bringt. Kein neuer Reiz durch sein Reden und ich mich immer wieder frage: War das jetzt ein Gedanke Gottes? Soll ich ihn weiter verfolgen? Oder war das mein Wunschdenken? Stille fängt mein Herz, meine Fragen, meine Gebete auf. Und über die Jahre ist mir dieser Gedanke ans Herz gewachsen, der die Stille wertschätzt, weil sie still ist. Weil sie die Unruhe aushält und nicht beurteilt. Weil ich spüre, dass ich hier sein darf – mit unruhigem Herzen, lärmenden Fragen und meiner Enttäuschung darüber, dass manches Gebet nicht so beantwortet wurde, wie ich es mir erhofft hatte. Die Stille wird ein Zufluchtsort an dem ich nicht mit vorschnellen Antworten ruhig gestellt werde, sondern wo ich mit allem was ich bin sein darf. Darum schätze ich die Stille und ihre Reizarmut: Ich komme fordernd in die Stille und Gott fängt mich auf, nicht immer spürbar, aber es wächst das Vertrauen von mir zu ihm – ein stilles Vertrauen, dass von einer tiefen Gewissheit getragen wird – gewachsen in der Stille: Gott ist da.

Morgenstimmung vor ein paar Wochen.