Schlagwörter
„Heute war der letzte Vorschultag. Und es war eigentlich wie immer – schön.“ Meine Mittlere sitzt zufrieden auf der Rückbank unseres Autos. Vor einem Jahr haben wir entschieden sie nicht einzuschulen, noch nicht. Obwohl sie auf dem Strich bei der Vorschuluntersuchung geradeaus laufen konnte. Obwohl ihr rechter Arm über den Kopf gelegt das linke Ohr fassen konnte (altertümliche Überprüfung ob ein Kind schulfähig ist). Obwohl die Stifthaltung gut war und sie still sitzen konnte. „Sie kann in die Schule.“ sagten Pädagogen und Kindergartenmamas, Bekannte und andere. Sie kann, soll aber noch nicht, dachte ich und leitete alles in die Wege um ihr zusätzlich ein Jahr unbeschwertes Spiel zu gönnen. Ich sah all die äußeren Faktoren, die sie zur Schulfähigkeit erfüllte, aber ich sah auch kleine Teile ihrer Seele, die Teile, die vielleicht nur eine Mama sieht. Wird sie in dem unbewussten Wettbewerb, der ab der ersten Klasse da ist, bestehen? Wie wird sie mit dem Lärm umgehen, wenn alle Klassenzimmertüren aufgehen und Kinder wild und ungeordnet in den Schulhof rennen? Wie geht sie mit Frust um? Wie mit Hänseleien, wenn nicht immer eine Erzieherin zur Stelle ist? Vor einem Jahr ist ihr jeder Abschied von mir noch schwer gefallen. Ich habe mich oft genug gefragt, ob ich etwas falsch gemacht habe, nicht genug Rückenstärkerin war. Und habe mich dafür entschieden zu glauben, dass jedes Kind anders ist. Ja, mein Kind war schulfähig vor einem Jahr. Nun scheint sie schulreif zu sein. Denn der Seele kann man nichts unter Druck beibringen. Man kann ihr unterstützende Impulse und Zeit geben, damit sie reift, die Seele reist langsam. Ich bin so dankbar, dass wir vor einem Jahr diese Entscheidung getroffen haben. Dieses Jahr, diese Zeit hat ihr gut getan und in ein paar Wochen tauscht sie ihren Waldrucksack gegen ihren Schulranzen ein. Und vielleicht war dieses Jahr auch nur für mich, denn ich traue ihr nun zu und glaube, dass sie tragen kann was auf sie zukommt. Dafür bin ich dankbar.
mein Lieblingssatz: „Ja, mein Kind war schulfähig vor einem Jahr. Nun scheint sie schulreif zu sein.“
Dein Text ist ein wunderbarer Beitrag zur Stärkung von mütterlicher Intuition!! (dieser Wert wird in ein paar Jahren vermutlich auch öffentlich anerkannt bzw. entdeckt
– gut wenn Mütter es jetzt schon leben)
Danke Damy. Es ist interessant für mich zu beobachten, dass ich mir meine mütterliche Intuition erst über die Jahre selber erlauben lernen musste. Ich dachte so oft, dass andere es besser wissen… Danke für deinen Gedanken! Liebe Grüße Lissy
Ich lese es auch so, dass ihr die richtige Entscheidung getroffen habt. Es ist gut, zu warten, wenn man das Gefühl hat, das Kind ist noch nicht so weit. Und niemand kennt es besser als ihre Eltern.
Seid gesegnet! Astrid
Liebe Astrid …Und niemand weiß es besser als ihre Eltern. Vielen Dank für diesen ermutigenden Satz! Liebe Grüße Lissy
Das liest sich total stimmig, ihr habt eine gute Entscheidung getroffen. Klar, hinterher kann man das leichter sagen. Aber ich glaube, im Zweifelsfall sollte man einfach warten. Ich habe Grundschullehramt studiert und hätte es auch so mit meinem Kind gemacht… liebe Grüße, Martha
Liebe Martha, danke für deinen Gedanken. Am Anfang braucht es so viele Überlegungen und jetzt ist das Jahr schon um. Ich bin sehr froh so entschieden zu haben. Und du als Grundschullehrerin kennst das ja dann hautnah aus der Praxis… Liebe Grüße Lissy
Ich hab „nur“ studiert, ich war nie wirklich in der Schule (Praktika ausgenommen). Bisher zumindest… das nur der Vollständigkeit halber 🙂 Aber ich bin ganz froh um das Studium, so kann ich manches, was mit meinen Kindern und Schule zu tun hat, mit ein bisschen Hintergrund interpretieren. Und außerdem hab ich automatisch mehrere Lehrer im Freundeskreis, die man fragen kann 🙂 Bei meinem großen Sohn habe ich übrigens nicht auf mein Bauchgefühl gehört. Er war im April geboren und wurde normal eingeschult, niemand zweifelte daran (außer mir). Schule war ein schweres Thema für ihn – bis er in der 7. Klasse freiwillig in die 6. Klasse zurückging (was mit Mobbing zusammenhing). Seitdem geht es ihm sehr gut. Ich glaube, es war tatsächlich auch das eine Jahr, das er noch gebraucht hätte… Liebe Grüße, Martha
Danke für deinen Gedanken!!! Es ist schon interessant wie man sich manchmal als Mama unsicher ist und trotzdem darüber hinweg sieht. Aber voll schön, wenn es Deinem Sohn jetzt gut geht. dann geht es einem als Mama gleich viel besser. Weiterhin viel Weisheit. Liebe Grüße Lissy
Das war sicher eine gute Entscheidung! Ich erlebe gerade selbst, wie schwierig es ist, mit Druck umzugehen für die Kinder. In der ersten Klasse mag es noch gehen, aber in den folgenden Klassen wird es schwieriger.
Schön, dass ihr eurem Kind die Zeit gegeben habt, die es braucht!
Danke, Astrid! Dieser unterschwellige Druck ist echt spürbar. Ich wüsste gerne woher der genau kommt und wie sich da entgegen wirken lässt. Meine Schulzeit habe ich nicht so „verkrampft“ in Erinnerung wie die ersten Jahre meiner Großen. Aber vielleicht täusche ich mich auch und nehme das aus der Mamasicht nur so wahr… Liebe grüße Lissy