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… mitten in der Nacht. Ich höre meine Jüngste und sehe nach ihr. Die Matratze, der Schlafsack, die Schlafanzughose sind nass. Meine Jüngste, wie lange ist ihr das schon nicht mehr passiert. Während ich sie wasche und umziehe bin ich ein bisschen wehmütig. So viele Jahre habe ich nachts nicht durchgeschlafen, habe ich mir nachts nichts mehr gewünscht als erholsamen Schlaf zu genießen, habe geglaubt, dass ich keinen Tag mehr überlebe, wenn ich nicht zum schlafen komme. Und jetzt? Sie sind selten geworden die Nächte in denen mich meine Töchter brauchen… Jetzt ziehe ich meine Jüngste um und nehme ein bisschen Abschied von diesen intensiven Jahren, die ich in der Zeit glaubte kräftemäßig nicht durchstehen zu können und die ich heute ein bisschen vermisse. Vermisse ich sie? Die Nächte nicht aber die Nähe. Meine Jüngste, wie sie sich müde an mich schmiegt. Ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals. Immer wieder legt sie in der Müdigkeit ihren Kopf an meine Schulter. Ich halte sie ganz fest, will die letzten Jahre nicht ganz loslassen und ihr für die zukünftigen Jahre zeigen, dass sie immer einen festen Platz hat bei mir. Sie stellt das gar nie in Frage. Ich stelle mir die Frage, ob mir diese Gedanken immer mal wieder kommen, aufgrund meiner Geschichte. Ich sagte mal zu meiner Großen: „Ich werde euch nie verlassen. Auf Mama ist verlass. Ich bleibe.“ Meine Große sah mich etwas seltsam an und meinte nur: „Wieso solltest du uns verlassen. Du bist doch unsere Mama.“ Für sie ist diese Zusicherung überflüssig, genauso wie die unausgesprochene Botschaft an meine Jüngste. Ich bin die Mama, verlasse sie nicht, bin verlässlich und muss das Loslassen lernen. Ganz langsam, immer mal wieder. So wie heute Nacht. Heute bin ich wieder einmal dankbar Mama sein zu dürfen und dass jede Lebensphase ihre wehmütigen und ihre schönen Momente hat.