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Über Jahre, Jahrzehnte war ich die Meisterin des Vergleichens. Das ist natürlich nichts mit dem man sich rühmen kann, aber es gehörte zu einem meiner Grundgefühle immer zu glauben zu kurz zu kommen. Das Vergleichen hat mich neidisch gemacht. Es ist eine Art Stich, die da in mir hochkam, der dann zu einer zermürbenden Gedankenspirale wurde. Sehr anstrengend und steht unbeschwerten Beziehungen echt im Weg. Mit der Dankbarkeit hat sich das wirklich verändert. Das ist eine so wunderbare Nebenwirkung mit der ich gar nicht gerechnet hatte.

Aber ich will ehrlich zu euch sein. Es ist nicht gänzlich verschwunden. Ich kenne dieses Gefühl immer noch, diesen Stich. In der vergangene Woche zum Beispiel als ich eine schöne Frau hinter dem Steuer eines wunderschön schwarzen Nissan Qashqai gesehen habe. Tolle Haare, tolle Haut, tolles Auto, tolle Frau. Gut, mit meinen Haaren gehe ich echt ungern zu Friseuren, das mache ich lieber selbst, aber ich würde echt gerne einmal im Monat zur Kosmetikerin gehen und einen Nissan Qashqai fahren … Ein anderes Dauerthema in mir ist der fehlende Garten. Grün, eine Oase mit Obstbäumen, Hortensien und üppigen Rosen. Ich habe wunderschöne Ecken gestaltet in denen ich abends sitze und lese oder meine tollen Freundinnen einlade, die dann erholt aus meiner Gartenoase zurück in ihren Alltag gehen… Oder der Stich kommt auch dann, wenn in den Pfingstferien gefühlt alle in den Urlaub fahren und wir hier sitzen… Das sind meine Steckenpferde.

Was schön daran ist ist, dass ich zwar den Stich noch erlebe, aber diese zermürbenden Gedanken nicht mehr. Das ist echt wahr. In solchen Momenten stößt der Neid auf einen vollen Dankestank der in meiner Seele Zuhause ist und ich dann auf diese innere Ressource der grundsätzlichen Dankbarkeit zurückgreifen kann. Unbewusst. Es ist so schön, dass ich es wahrnehme und auch benennen kann, aber das die Gedanken mich nicht dauerhaft ins negative ziehen. Ich habe keinen Garten mit einem Obstbaum, aber ich habe in dieser Woche zweimal Kirschen von meiner Freundin bekommen. Ich fand es so schön, dass sie an mich gedacht hat. Das schenkt mir so viel Wertschätzung. Gestern Abend klingelt es an meiner Tür. Dann ist es der Nachbar von gegenüber, den ich grüße, aber bis jetzt noch nicht so richtig gesprochen habe. Zwischen uns liegt eine große stark befahrene Hauptstraße. Er kommt und bringt mir eine ganze Tüte Kirschen. Ich wusste gar nicht wie ich mich bedanken sollte. Ich fand das so nett!!! Vielleicht wird es den Anflug von Neid immer wieder in meinem Leben geben. Es gibt eben so bestimmte Punkte, die mich triggern, aber das ermutigende daran ist ich lerne damit umzugehen, er bestimmt mich nicht und den Rest meines Tages oder sogar der Woche (habe ich alles schon erlebt). Und manche Dinge bleiben Träume, deren Wirklichkeit noch werden kann: einen Garten zum Beispiel… Und bis es so weit ist lass ich mir die Freude am Tag nicht nehmen und meine Dankesmomente des heutigen Tages habe ich schon notiert. Damit nicht der Neid die Oberhand gewinnt…