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alltagsstückwerk

~ Leben lieben – Familie feiern: darum geht es in diesem Blog: ein Jahr habe ich täglich eine Sache gepostet für die ich Gott dankbar bin. Diese abendliche Gewohnheit verhalf mir zu einem dankbaren Blick und deshalb schreibe ich weiter. Dies ist nur ein Blick, ein kleiner Teil, ein kurzer Moment meines Alltages, die schönen Momente festhalten, die dankbaren Momente feiern…

alltagsstückwerk

Schlagwort-Archiv: Charakterwerkstatt

Steckenpferde

08 Freitag Jun 2018

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Charakterwerkstatt, Gedanken

Über Jahre, Jahrzehnte war ich die Meisterin des Vergleichens. Das ist natürlich nichts mit dem man sich rühmen kann, aber es gehörte zu einem meiner Grundgefühle immer zu glauben zu kurz zu kommen. Das Vergleichen hat mich neidisch gemacht. Es ist eine Art Stich, die da in mir hochkam, der dann zu einer zermürbenden Gedankenspirale wurde. Sehr anstrengend und steht unbeschwerten Beziehungen echt im Weg. Mit der Dankbarkeit hat sich das wirklich verändert. Das ist eine so wunderbare Nebenwirkung mit der ich gar nicht gerechnet hatte.

Aber ich will ehrlich zu euch sein. Es ist nicht gänzlich verschwunden. Ich kenne dieses Gefühl immer noch, diesen Stich. In der vergangene Woche zum Beispiel als ich eine schöne Frau hinter dem Steuer eines wunderschön schwarzen Nissan Qashqai gesehen habe. Tolle Haare, tolle Haut, tolles Auto, tolle Frau. Gut, mit meinen Haaren gehe ich echt ungern zu Friseuren, das mache ich lieber selbst, aber ich würde echt gerne einmal im Monat zur Kosmetikerin gehen und einen Nissan Qashqai fahren … Ein anderes Dauerthema in mir ist der fehlende Garten. Grün, eine Oase mit Obstbäumen, Hortensien und üppigen Rosen. Ich habe wunderschöne Ecken gestaltet in denen ich abends sitze und lese oder meine tollen Freundinnen einlade, die dann erholt aus meiner Gartenoase zurück in ihren Alltag gehen… Oder der Stich kommt auch dann, wenn in den Pfingstferien gefühlt alle in den Urlaub fahren und wir hier sitzen… Das sind meine Steckenpferde.

Was schön daran ist ist, dass ich zwar den Stich noch erlebe, aber diese zermürbenden Gedanken nicht mehr. Das ist echt wahr. In solchen Momenten stößt der Neid auf einen vollen Dankestank der in meiner Seele Zuhause ist und ich dann auf diese innere Ressource der grundsätzlichen Dankbarkeit zurückgreifen kann. Unbewusst. Es ist so schön, dass ich es wahrnehme und auch benennen kann, aber das die Gedanken mich nicht dauerhaft ins negative ziehen. Ich habe keinen Garten mit einem Obstbaum, aber ich habe in dieser Woche zweimal Kirschen von meiner Freundin bekommen. Ich fand es so schön, dass sie an mich gedacht hat. Das schenkt mir so viel Wertschätzung. Gestern Abend klingelt es an meiner Tür. Dann ist es der Nachbar von gegenüber, den ich grüße, aber bis jetzt noch nicht so richtig gesprochen habe. Zwischen uns liegt eine große stark befahrene Hauptstraße. Er kommt und bringt mir eine ganze Tüte Kirschen. Ich wusste gar nicht wie ich mich bedanken sollte. Ich fand das so nett!!! Vielleicht wird es den Anflug von Neid immer wieder in meinem Leben geben. Es gibt eben so bestimmte Punkte, die mich triggern, aber das ermutigende daran ist ich lerne damit umzugehen, er bestimmt mich nicht und den Rest meines Tages oder sogar der Woche (habe ich alles schon erlebt). Und manche Dinge bleiben Träume, deren Wirklichkeit noch werden kann: einen Garten zum Beispiel… Und bis es so weit ist lass ich mir die Freude am Tag nicht nehmen und meine Dankesmomente des heutigen Tages habe ich schon notiert. Damit nicht der Neid die Oberhand gewinnt…

Muttertag

13 Sonntag Mai 2018

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Bibel, Charakterwerkstatt, Mama sein

Wisst ihr zu welcher Bibelstelle ich schon einiges erzählt habe und mit Teenager darüber gesprochen habe? „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Das 4.Gebot aus den 10 Geboten. Eine Stelle an der man sich reibt, die sehr unterschiedliche Gefühle bei mir selber und auch bei Zuhörer/innen ausgelöst hat. Ich habe immer aus der Sicht des Kindes gedacht, bei mir selber und bei meinen Zuhörer/innen. In einer Vorbereitung zum Thema Mutter sein ist mir dieser Vers zum ersten Mal aus der Sicht einer Mama aufgefallen. Meine Kinder werden dazu aufgefordert mich zu ehren. Und sofort kommen mir Fragen: Bin ich eine Mama die es verdient hat geehrt zu werden? Die von ihren Kindern respektiert wird ohne Angst zu machen und ihnen Freiheiten lässt ohne zügellos zu sein? Respektiere ich sie in meiner Art mit ihnen umzugehen ohne aus den Augen zu verlieren, dass es mir aufgetragen ist sie sanft zu umsorgen, zu nähren und zu lehren (Sprüche 1,8; 1. Thessalonicher 2,7) ? Meine spontane Antwort ist „nein“, weil mir all meine Schwachstellen zu bewusst sind. Aber ich will auch nicht in destruktive Gedanken versinken, die keinen Raum geben zu reflektieren was ich an meiner Art als Mama schätze und was Veränderung braucht. Auf jeden Fall bin ich heute sehr dankbar für 2 Sachen: 1. für das Nachdenken über das Mamasein, dass mich dieser Muttertag lehrt. Mir war dieser Tag bis jetzt noch nie besonders wichtig, eher ähnlich in meinem Kopf angesiedelt wie Valentinstag. Aber zum reflektieren über mein Mamasein finde ich ihn heute Abend sehr gut als Impuls für die nächste Woche und 2. Ich war gestern Abend so richtig genervt in der Zubettgehzeit. Ich wollte das natürlich nicht, aber ich war so… ich weiß nicht: alles zuviel und zu laut und überhaupt. Von liebevollen Zubettgeh – Ritualen weit entfernt. Und wisst ihr: heute Morgen kommen meine drei Mädels an unser Bett. Jede überreicht mir etwas selbst gebasteltes und etwas selbst geschriebenes. Ich werde gedrückt und geküsst und sie sagen mir wirklich liebe Sachen. Das erste Gefühl war nicht überschäumende Freude, sondern Scham. Haben sie vergessen wie ich gestern Abend drauf war. Mir ist es fast unangenehm ihre uneingeschränkte Liebe so anzunehmen. Und ich dachte: das ist Gnade. Nicht das Versagen steht im Mittelpunkt, sondern die Liebe, die vorhandene Beziehung. Das ging mir echt nah. Es war ein schöner Muttertag, weil ich beschenkt bin mit dem Mamasein und weil zum Schluss alles Gnade ist…

Gesang einer Amsel

19 Montag Mrz 2018

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Alltagslektion, Charakterwerkstatt, Gedanken

Eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde Zeit. Eine halbe Stunde Zeit für mich alleine. Ich gehe los – mit offenen Augen. Entspannung durch den Wind im Gesicht, den Boden unter den Füßen, mit offenen Augen. Und dann sitzt sie da. Am Dachfirst, alleine, sie zeichnet sich gegen den grauen Himmel ab. Ihr Federkleid schwarz, ihre Erscheinung unscheinbar, die Melodie aus ihrer Kehle kraftvoll. So bewusst wie in diesem Moment habe ich noch nie wahrgenommen, dass eine Amsel sehr klein ist für die Töne, die aus ihr gesungen kommen. Wunderschöner lauter Gesang. Ich bin fasziniert von diesem kleinen unscheinbaren Wesen. Ja und ich bin inspiriert. Denn es interessiert sie nicht, dass ich stehen bleibe und gebannt ihre Bewegungen beobachte und ihrem Lied lausche. Immer wieder streckt sie selbstbewusst ihren kleinen Kopf in die Höhe, ihre Augen wach und singt. Ein Ehepaar kommt an mir vorbei gelaufen, sie folgen meinem Blick, doch was ich sehe weckt nicht ihr Interesse. Sie laufen weiter. Der Gesang der Amsel bewegt nicht dasselbe in ihnen was er in mir auslöst. Aber es interessiert die Amsel nicht, dass das Ehepaar weiter geht, ihrem Gesang keine besondere Beachtung schenkt. Sie singt unbeschwert, weil sie sich ihrer Wirkung nicht bewusst ist, weil sie das tut was ihrem Naturell entspricht, sie holt sich bei anderen nicht die Erlaubnis singen zu dürfen und sie lässt sich auch dadurch nicht beirren, dass das Ehepaar nicht stehen bleibt und hinhört. Diese Amsel macht mir Mut. Mehr das zu tun, was meinem Naturell entspricht, nicht immer in der Sorge was für eine Wirkung es hat, welche Bewertung ich bekomme, was andere über mich denken könnten. Fröhlich singen, weil es ihr entspricht, unbeirrbar, ausdauernd. Ich bin so dankbar für diesen kurzen Moment der Ermutigung, für die Inspiration durch einen Vogel, für ihren Gesang. Es war nur einen Moment, den galt es festzuhalten, damit meine Seele dazu lernen kann. Dafür bin ich dankbar.

Schattentage

28 Samstag Okt 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Alltag, Charakterwerkstatt, Gedanken, Gott

Die Dankbarkeit ist eine treue Begleiterin auch an den Tagen an denen es mir nicht gut geht. Themen, die in meinem Kopf herumschwirren, meine Gefühle massiv beeinflussen und ich Situationen aushalten muss, weil die Veränderung nicht in meiner Macht steht. Ich bin ein emotionaler Mensch und musste für mich erst lernen, dass zu mir nicht nur die Fröhlichkeit und Freude und Begeisterung gehört, sondern auch Melancholie, Traurigkeit, Schattentage. Und über Jahre, nein Jahrzehnte dachte ich dagegen etwas unternehmen zu müssen. Es kam mir so lange wie eine furchtbare Schwäche vor, die es gilt zu beseitigen. Die Frage ist wofür ich an diesem Tag dankbar bin? Ist es nicht undankbar so zu fühlen? Nein, denn die Dankbarkeit basiert auf bestehende Tatsachen nicht auf ein Gefühl. Und bestehende Tatsache ist, dass ich lerne mit diesen Schattentagen umzugehen. Ich kämpfe nicht diesen aussichtslosen Kampf, der darin mündet, dass ich mir selber vorwurfsvoll begegne. Ich lerne „Ja“ zu diesen Schattentagen zu sagen. Und mit diesem „Ja“ lerne ich auch mit diesen Tagen umzugehen. Heute treffe ich keine wichtigen Entscheidungen für meine Familie oder mich – zu groß der Minderwert. Heute gehe ich kein neues Projekt an – zu laut die Selbstkritik. Heute denke ich nicht über theologische Fragen nach – zu klein der Glaube. Heute gehe ich nicht unter Leute – zu groß die Sorge mich im Gespräch angegriffen zu fühlen. Heute werde ich mit meinem Mann (der gerade sowieso nicht da ist) nichts besprechen, diskutieren – die Gefahr, dass ich ihm zu unrecht Vorwürfe mache ist groß. Heute bin ich nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs – zu schwierig auszuhalten, dass so viele Menschen so unglaublich begabt und erfolgreich sind. Heute ist Igeltag. Zwei meiner Töchter sind auf einem Geburtstag eingeladen, ich backe mit meiner Jüngsten Muffins. Ich kaufe mir einen Blumenstrauss, weil ich Blumen auf dem Esstisch so liebe. Meine Füße stecke ich abends in eine Schüssel voll heißem Wasser mit einem so wunderbar duftenden Badezusatz. Ich igel mich ein – innerlich und äußerlich so gut es geht. Ich lerne gnädig mit mir zu sein und damit auch mit anderen, die sich schwach fühlen. Und ich halte daran fest, dass Gott mich hält auch wenn ich loszulassen scheine. Dass ich mit meinen Schattentage mittlerweile so umgehen kann… dafür bin ich dankbar. Und ich teile diesen Artikel mit all denen, die diese Schattentage auch kennen… Schattentage sind langsame Tage – irgendwie auch schön.

Wartezeit

18 Mittwoch Okt 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Alltag, Charakterwerkstatt, Leben mit Kindern

Geduld ist nicht meine Stärke, ist sie noch nie gewesen. Ich halte Situationen schwer aus in denen ich in einer Schlange stehe oder auf den Beginn eines neuen Lebensabschnitts warte. Aber ich lerne: meine Schwächen nicht auszumerzen und gegen sie zu sein und damit auch gegen mich zu sein, sondern mit ihnen umzugehen. Heute hatte ich eine Wartezeit zu überbrücken, weil sich nach einem Termin der Weg nach Hause nicht mehr gelohnt hat bis es Zeit wurde meine Tochter von der Schule abzuholen. Wie gut, dass  in meiner Tasche immer das Buch liegt, was ich im Moment lese oder eben die flow. Heute war es die flow, die mir das Warten verschönert hat. Nur ein kleines Beispiel dafür, dass ich meine Schwächen aufhöre ständig negativ zu bewerten, sondern ein Ja zu ihnen finde und mit dem Ja auch einen Umgang mit ihnen. Deshalb erwartet meine Tochter keine genervte Mutter als sie zur Tür hinaus kommt, was meine Ungeduld als Folgestimmung hervorruft, sondern eine, die gerade in ihrer Lieblingszeitschrift geblättert hat. Geduld ist nicht meine Stärke, aber das Lesen und das habe ich der Ungeduld heute vorgezogen. Dankbar dafür!

wunderlich wundervoll

08 Sonntag Okt 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Bibel, Bücher, Charakterwerkstatt, Gott

In der Stille beschäftige ich mich momentan mit dem Markusevangelium. Ich gehe mit den ersten Jüngern mit… Es lässt sich leicht lesen, ist bündig geschrieben, Markus scheint kein Freund von verschachtelten Sätzen zu sein.

Am Frühstückstisch unterhalten wir uns über Namen und mein Mann erzählt die Geschichte von Gehasi, weil er den Namen so witzig findet. Ich meine ja, dass ich vor Jahren die Bibel einmal durchgelesen habe, aber ich frage mich immer mal wieder ob ich mir das nur einbilde, denn an diese Geschichte kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Völlig abgefahren was Gehasi hier widerfährt und auch was diese Geschichte über Gott aussagt.

In der Predigt geht es um Zachäus. Und die Frage mit wem in dieser Geschichte wir uns identifizieren können. Unser Pastor steigt wieder sehr persönlich in diesen Text ein und ich werde noch in den nächsten Tagen über seine Worte nachdenken, weil sie mich herausfordern.

Und am heute Abend lege ich mich schlafen mit den Worten von Psalm 103. Ich kann mich ihrer Schönheit nicht entziehen, ihres Ausdrucks, ihrer Aussagekraft, ihrer stillen Seelenberührung. Die Psalmen sind so wunderschön!

Es ist ein Buch – ein wundrvolles Buch. Nicht nur weil es Wundergeschichten enthält, die für so manchen unglaublich wunderlich sind und damit nicht glaubwürdig, sondern auch, weil es so viele unterschiedliche Inhalte hat. Lebensthemen, Wundergeschichten, Biographien, Geschichtskunde, Namensregister… Ja, es gibt die langweiligen Stellen, aber denen begegne ich nicht so oft, weil ich Geschlechtsregister mit unendlichen Namensaufzählungen überspringe. Aber es gibt auch die Geschichten, die mich packen und treffen. Ermahnend oder ermutigend. An manchen stoße ich mich, will nicht hinhören, weil sie nicht in mein Gottesbild passen. An vielen erfreue ich mich, weil sie so andere Gedanken streuen, weil sie inspirieren, weil sie von einer unglaublichen Liebe erzählen. Es ist eine lange Liebesgeschichte mit vielen Nebenschauplätzen. Es ist eine lange Liebesgeschichte mit vielen Worten und noch mehr Taten. Es ist eine unglaubliche Liebesgeschichte, die durch ihren wunderlichen Charakter nicht an Glaubwürdigkeit verliert, obwohl ich immer wieder auch Zweiflerin bin. Und in dieser Liebesgeschichte zwischen Gott und mir ist die Bibel meine Informantin, meine Freundin, mein Ratgeberin. Ich lese selten an einem Tag so viel in ihr wie heute, aber es ist und bleibt ein kostbarer Genuss die Seiten aufzuschlagen, zu lesen, hinzuhören, sich prägen zu lassen. Heute bin ich dankbar für dieses wundervolle wunderliche Buch!

in der Warteschleife

22 Freitag Sep 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Charakterwerkstatt, Gedanken

Sie haben 250 DM gekostet, Marke Buffalo, schwarz, vorne mit Stahlkappen. Diese Stiefel sah ich, wollte ich, bekam ich nicht. Teenagerjahre – der Geschmack meiner Pflegemutter und mir bezüglich ordentlicher Schuhe war eben sehr unterschiedlich. Doch ich bekam Taschengeld, fing an Zeitungen auszutragen und hatte nach einem knappen Jahr, mit Fenster putzen noch bei Oma, das Geld zusammen. In meinem Leben hatte ich zuvor noch nie freiwillig Schuhe geputzt, jetzt tat ich es. Wenn ich zum Sport ging zog ich andere Schuhe an, denn die Spinte in den Umkleidekabinen konnte man nicht abschließen. Ich hatte 1 Sache gelernt bis diese Schuhe nicht mehr das Schaufenster, sondern meine Füße schmückten. Geduld!

Ca. 22 Jahre später. Ich brauche etwas, dass es in unserer Kleinstadt nicht zu kaufen gibt. Ich setze mich vor den Laptop und mir steht innerhalb von Sekunden nicht nur mein gewünschtes Produkt zur Verfügung, sondern noch gefühlt 1000 ganz ähnliche. Ich bestelle was ich wollte und muss sehr bewusst den Laptop ausmachen um nicht mehr zu kaufen als ich ursprünglich wollte. Sofort bekomme ich die Bestellbestätigung, per Mail. Kurz darauf bekomme ich wieder eine Mail, dass mein Produkt verpackt wurde und sich nun auf den Weg zu mir macht. Und falls ich mich zwischendurch frage wo mein Päckchen ist bekomme ich eine Nummer. Ich kann genau verfolgen wo sich das Produkt zur Zeit aufhält. Dann kommt wieder auf mein Handy eine Mail, die mir sagt, dass das Paket am Freitag bei mir sein wird – es ist eine Uhrzeit angegeben und ich überlege tatsächlich ob ich es einrichten kann zu besagtem Zeitpunkt Zuhause zu sein um die Lieferung entgegen zu nehmen. Ich weiß nicht ob ich schon erwähnt hatte, dass sich in dem Paket nichts Weltbewegendes, nichts Lebensveränderndes oder gar Lebensrettendes befand. Es war eine Kleinigkeit. Irgendwann in der Nacht erhalte ich eine Mail (die ich erst am Morgen entdeckt habe), dass mein Paket einen Tag früher kommen würde wie geplant. Wow. Am Donnerstag halte ich dann das Produkt in den Händen, nachdem ich 4 Nachrichten innerhalb von 2 Tagen bekommen habe wie genau es jetzt um mein Päckchen steht.

Ich bin echt niemand der alte Zeiten glorifiziert, denn die neuen haben auch ihre guten Seiten. Aber heute bin ich sehr dankbar, dass ich in einer Zeit groß geworden bin in der nicht alles in jeder Minute gleich zu bekommen war und in einer Zeit in der man sich viele Dinge erst kaufen konnte, wenn das Geld dafür da war. Es gab noch keine Ratenzahlung auf Kleidung, Flachbildschirme oder Mikrowellen. Dinge die das Leben natürlich schön und bequem machen, aber nicht voll nötig sind. Meine Kinder werden groß in einer Welt die förmlich die Ungeduld statt die Geduld fördert. Durch die vielen Mails wurde ich ständig daran erinnert, dass ich ja noch auf etwas warte. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, es fällt mir schwer mir über einen langen Zeitraum etwas zu erarbeiten oder eine Situation auszuhalten, die ich nicht verändern kann. Heute bin ich dankbar für meine schwarzen Stiefel von Buffalo. Sie haben mir eine wichtige Lektion erteilt. Denn ich werde nie das wundervolle Gefühl vergessen, als ich die Tüte mit dem Schuhkarton inklusive Stiefel nach Hause trug. Und nie diese unglaublich lange Freude, die ich an diesem Paar Schuhe hatte. Heute erinnere ich mich daran und das ermutigt mich für meine momentane Wartesituation, für meine persönlichen Warteschleife.

Leben feiern

28 Freitag Jul 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Begegnungen, Charakterwerkstatt, Zeit

An dieser Gewohnheit Dankesmomente einen festen Platz im Leben zu geben, einen Ort an dem sie gesammelt werden um nicht in Vergessenheit zu geraten, feiere ich am meisten die Auswirkungen, die diese Gewohnheit nach fast 3 Jahren hat. Meine äußeren Umstände sind unverändert, meine innere Haltung wandelbar. Ich höre manchmal die Stimmen, die mir sagen, dass mein Blog sehr ehrlich und persönlich ist, ein bisschen zu ehrlich und zu persönlich… Heute könnte das vielleicht für den ein oder anderen zu viel sein, aber irgendwie bin das ich. Ich stehe zu dem was ich denke und fühle und beobachte dadurch tatsächlich auch Veränderungen. Dieses Zugeben von Schwächen, von Momenten in denen man merkt, dass man so eigentlich nicht sein will, diese zugeben und formulieren zu können, gehört für mich zu den besten Dingen meines Seins, weil sie dadurch nicht mehr unterschwellig brodeln können.

Heute war ich Gast, eingeladen zum Grillen. Die Gastgeberin hat sich große Mühe gegeben. Liebevoll alles vorbereitet in ihrem schönen Haus mit Garten. Sie ist umsichtig und man merkt ihr an, dass der Wert der Gastfreundschaft für sie wichtig ist. Sie leitet den Abend mit einem schönen Text ein. Ich schätze mal wir sind so um die 20 Leute oder mehr? (Ich bin im Schätzen super schlecht.) Es ist einfach schön in ihrer Gegenwart und der ihrer Familie zu sein und ich genieße die Zeit dort sehr mit meinen 3 Mädels. Weil sie einfach etwas Wunderschönes teilt, ihre Gabe der Gastfreundschaft und der Kreativität mit viel leckerem Essen, schönem Ambiente. Sie teilt ihr Haus, die tolle Aussicht aus ihren Wohnzimmerfenstern, ihren wunderschönen Garten… Mein Danke heute ist, dass ich das so richtig genießen kann. Denn vor ca. 2 Jahren hätte das Vergleichen in mir genagt und der Neid seinen bitteren Geschmack hinterlassen. Über viele Jahre, eigentlich Jahrzehnte habe ich mich immer benachteiligt gefühlt. Wirklich dauernd. Es ging um das Aussehen anderer oder ihre Begabungen. Es ging um Wohnsituationen, um materielle Dinge, auch wie diszipliniert andere waren und ich nicht. So viele Jahre in denen ich viele Situationen nicht genießen konnte, weil meine Seele so damit beschäftigt war zu sehen, dass ich das alles nicht habe und viel schlechter dran bin wie andere. Ich kann euch nicht in Worte fassen was diese kleine Gewohnheit des Sammelns von schönen Momenten in meinem Leben für einen Reichtum in meiner Seele bewirkt. Es ist für mich der absolute Hammer, dass ich heute ohne einen winzig kleinen Gedanken des Vergleichens oder Neides einfach genießen konnte. Das ist so ein freies und unbeschwertes Gefühl. Ich bin so dankbar für einen wunderschönen Abend bei einer fantastischen Gastgeberin mit super netten Menschen.

 

einsame Insel

23 Dienstag Mai 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Begegnungen, Bibel, Bücher, Charakterwerkstatt, Gedanken

Es gibt diese Momente in denen ich glaube, dass wenn ich auf einer einsamen Insel alleine wäre, die Zufriedenheit und das Glück bei mir dauerhaft zu Gast, nein, zu Hause sein würden. Sie wären keine Gäste, sie wären keine Freunde, sie wären Familie – glaube ich. Das denke ich, wenn meine Emotionen kochen, wenn ich genervt bin, wenn ich verletzt wurde, wenn es andere in meinen Augen mal wieder besser haben als ich. Dann, wenn es nicht zu einem Gespräch kommt, sondern beim Gerede bleibt oder wenn ich imaginäre Gespräche mit bestimmten Personen führe, weil da mal ein paar Sachen ganz klar auf den Tisch müssen. Das denke ich auch dann, wenn ich mich unverstanden fühle, wenn ich merke, dass ich aufgrund meiner Art andere verletze, sie sich von mir angegriffen oder in den Schatten gestellt fühlen. Die anderen sind schuld, wenn ich mich nach der einsamen Insel sehne.

Es gibt diese Momente in denen ich erkenne, dass ich auf einer einsamen Insel ziemlich einsam wäre. Ohne Gespräche und Austausch, ohne Inspiration und Motivation, ohne Vorbilder und Andersdenker.

Manchmal steckt die Inspiration und die Herausforderung in der ein und derselben Person, im anderen, in meinem Gegenüber. Und es kommt gar nicht so sehr darauf an, was der andere macht, sondern wie ich darauf reagiere. Den anderen kann ich nicht ändern und das ist auch nicht mein Auftrag. Wohl aber meine Reaktionen kann ich reflektieren, darüber nachdenken, erste Schritte der Veränderung gehen.

Die Zufriedenheit und das Glück sind bei mir Gäste, gerne gesehen, manchmal dauerhaft da, manchmal nur ganz kurz zu Besuch. Sie begegnen mir in den anderen. Oft, weil ich inspiriert und motiviert werde durch einen Gedanken eines anderen, durch seine Lebensgeschichte, durch einen Satz. Egal ob im persönlichem Gespräch, durch ein Buch, ein Blogartikel, einen Vortrag, ein Zitat oder der Bibel. Es sind immer die anderen, die mich aus meinem Gedankenkarussel herausholen – auch heute Morgen.

Und manchmal sind es sogar Situationen mit anderen, die mir unangenehm sind. Aber ich frage mich immer: „Warum verletzt mich das Verhalten dieser Person? Warum löst sie das in mir aus?“ und „Welchen Teil kann ich zu einem besseren Miteinander beitragen?“ Das löst immer den Knäuel von Groll und Hilflosigkeit, es kostet mich Überwindung, aber ich glaube, der andere ist eben anders. Anders bedeutet nicht schlechter. Eine weise Freundin hat einmal zu mir gesagt, als ich meinen Unmut über jemanden geäußert habe und sie um Rat bat wie ich damit umgehen könnte: „Jesus teilt deine Abneigung nicht.“ Das ist mein Satz und wenn ich Abneigung spüre bete ich: „…weil du sie nicht mit mir teilst, teile doch bitte deine Liebe für diesen Menschen mit mir.“ Ihr wisst bei mir ist das ein Prozess. Und es ist tatsächlich so, dass ich lernen durfte (und das meine ich tatsächlich so) für Menschen, die mich herausfordern dankbar zu sein. Aber sie sind mir ein Spiegel, bringen mich innerlich oft weiter, wenn ich mich dem anderen stelle und ihn nicht einfach nur doof finde.

Heute bin ich sehr dankbar für all die anderen. Die, die mich inspirieren, motivieren und die, die mich herausfordern. Beide sorgen heute Abend dafür, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass eine einsame Insel auch keine Lösung ist, sondern eben nur das – ziemlich einsam.

Ein paar Inspirationen mit denen ich gerade Lebe, die mir gut tun und mich begleiten:

Sprüche 4,23 Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben.

Martin Schleske Man muss die Stille lieben um einen Klang zu erschaffen.

Albert Einstein Probleme kann man nie mit derselben Denkweise lösen wie sie entstanden sind.

Ann Voskamp Freude am Kleinen macht das Leben groß.

 

Mutausbruch?

21 Sonntag Mai 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Begegnungen, Charakterwerkstatt, Frauen

Wenn ich eine Weile nicht öffentlich meine Dankesmomente festgehalten habe, fällt mir der Wiedereinstieg schwer. Denn ich habe das Bedürfnis euch ein update über vergangene Dankesmomente zu geben. Da das aber viel zu lange dauern würde, halte ich fest, was mein größtes Danke in der letzten Woche war. Eigentlich sind es mehrere Dinge, die aber alle einen Grund haben. Ich habe mich Situationen ausgesetzt und etwas in Angriff genommen, dass ich mich vor 2 Jahren noch nicht getraut und noch nicht in Angriff genommen hätte. Einfach deshalb, weil mein Dankestank damals leer war und mein Gefühl des Defizits ziemlich groß. Ich überlege im Moment, ob diese Gewohnheit des Dankesmomente sammelns eine Typsache ist mit all ihren Auswirkungen oder in allen Menschen die gleichen Veränderungen bewirkt.

Meine Seele braucht Nahrung, dessen bin ich mir sicher. Und sie wird ernährt – durch Bilder und Bücher, durch Worte und Werbung, durch Meinungen und Medien. Dankesmomente sammeln bedeutet für mich verantwortungsvoll mit der Nahrung für meine Seele umzugehen. Ich merke, wie sich der Tank neu füllt und ich nicht mehr so viel Angst vor dem Scheitern habe, Fehler erlaubt sind, Perfektion nicht glücklich macht und die Erfahrung mehr Wert hat wie der Erfolg. Und weil das so ist habe ich mir in den letzten Monaten mehr zugetraut und hatte für mich in der letzten Woche ein paar „mutige“ Termine. Bei dem einen habe ich fett Kritik eingesteckt. Aber es war klar, dass ich mich der Situation zum Lernen aussetze und was für mich vor 2 Jahren noch undenkbar gewesen wäre, habe ich ausprobiert und die sachliche Kritik kommt auf einen gefüllten Dankestank. Ich merke ich kann besser damit umgehen, sauge nicht jedes Wort wie ein nasser Schwamm auf, sondern filtere und verarbeite diese Kritik und stelle mich in ein paar Wochen erneut dieser Herausforderung.

Ein weiterer Termin war mein Workshop zum Thema Dankbarkeit, 3 Abende auf kleinem Raum in Kleingruppenarbeit mit ein paar Frauen. Eine absolut wundervolle Erfahrung, denn alle Sorgen, alles Zweifeln hat sich im Vorfeld nicht gelohnt – gehört aber zu mir. Ich habe unglaubliche Frauen kennen gelernt und wurde selber in Gesprächen so motiviert und inspiriert. Vor mir saßen an drei Abenden so unterschiedliche Frauen mit so unterschiedlichen Leben und daraus resultierend so unterschiedliche Charaktere und Lebensanschauungen. Es war so schön, dass mich der letzte Abend richtig traurig gemacht hat. Gerne würde ich mit diesen Frauen weiterhin Zeit verbringen, weil sie mir zeigen, dass jede an ihrem Ort, in ihrer Art, auf ihre Weise das beste im Leben gibt und versucht wirksam zu sein. Und jede durch ihr Sein eine Bereicherung für ihre Lieben, für das Leben, für diesen Workshop ist. Obwohl ich so unsicher vorher war, durfte ich diese schöne Erfahrung machen und wieder einmal merken, wofür mein Herz schlägt.

Es gibt einen Spruch der heißt: „Öfter mal einen Mutausbruch haben.“ Die Dankbarkeit ist ein sehr langsamer Weg, ich habe keinen Mutausbruch bekommen durch sie. Aber in all meinem Minderwert, meiner Unsicherheit und meiner Angst mich zu schämen, zu scheitern und mich zu blamieren, hilft sie mir, dass ich mich von der Angst vor diesen unangenehmen Gefühlen nicht bremsen lasse, sondern ausprobiere, was möglich ist. Es ist schön nach 2 1/2 Jahren sammeln von Dankesmomenten von solchen Auswirkungen überrascht zu werden. Ich bin so dankbar dafür!!! Und damit wünsche ich euch einen schönen Wochenanfang voller kleiner Dankemomente, die große Auswirkungen haben können…

Stille Tage im Januar

07 Sonntag Mai 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Glaube im Alltag

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Schlagwörter

Bibel, Bücher, Charakterwerkstatt, Gedanken, Gedanken-/Tagebuch, Gott, kreativ, Schreiben, Zeit

 

Hallo ihr Lieben, weil ich Lust habe mein Erfahrungen mit euch zu teilen, die ich Anfang Januar während meiner Stillen Tage gemacht habe, bekommt ihr einen längeren Text als sonst zu lesen. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und eine gute neue Woche! Mit ganz lieben Grüßen eure Lissy

Stille Tage

Motivation

Stille, Schweigen, alleine sein – all das sind Begriffe, die in mir eine Sehnsucht wecken. Die Sehnsucht Urlaub zu nehmen von all den vielen Reizen, die mich an einem Tag erreichen. Aber nicht nur äußere Reize machen mich reizbar, auch mein Kopf, meine Gedanken senden immer wieder neue Signale an mein Herz, an meine Seele. Und mein Mann weiß das und weiß auch, dass mir als extrovertierter Mensch die Stille gut tut und das nichts sagen nicht nichtssagend ist. Und so ermöglicht er es mir: 4 Tage Stille, 4 Tage Schweigen, 4Tage Urlaub. Urlaub mit Gott, denn ich freue mich darauf wieder einmal die Bedeutung von Psalm 46, 11 zu erfahren: „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“

Haus

Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten in welcher Form man diese Stille gestalten kann und es ist wichtig, finde ich, heraus zu finden, was zu einem und der ganz eigenen Lebenssituation passt und sich inspirieren zu lassen, aber nicht gesetzlich zu werden. Bevor mein Mann und ich heirateten und Eltern wurden hatte ich schon 4-5 mal solche Stillen Tage in den unterschiedlichsten Formen gemacht und weiß nun ein bisschen besser was mir hilft still zu werden. Die Motivationen in die bewusste Stille zu gehen sind ganz verschieden. Im Vorfeld hatte ich von einem Mann gelesen, der 10 Tage ausschließlich meditierte, auf einem Betonbett in einer Art Zelle schlief und die ganze Zeit nur Wasser trank und Rohkost aß. Er will, das war seine Aussage, in den Raum der Leere kommen, sich von allem entleeren. Mein Ziel ist es in den Raum der Begegnung mit Gott einzutreten. Ich möchte in der Stille diesen leisen Impulsen nachgehen, dieser leisen aber beständigen Stimme in meinem Herzen, die ich schon auch in meinem Alltag wahrnehme, die dort aber immer wieder von anderen Stimmen übertönt wird und durch ihre Schlichtheit und Einfachheit immer wieder in Gefahr steht an Bedeutung zu verlieren. Für mich ist das Stillesein keine asketische Übung, um mich zu disziplinieren, sondern Urlaub zu machen, zu genießen mit diesem wundervollen präsenten Wissen, dass Gott selbst mir all das Gute tut, was ich an diesem Ort erfahre. Denn ich mache nicht ganz alleine diese Schweigetage. Ich schließe mich einer Gruppe in einem Haus an. Das Haus liegt in der schönen Rheinebene umgeben von Weinbergen in Betberg. (http://www.betberg.de/) Hier werden Stille Tage, Schweige Tage, Oasentage für unterschiedliche Zielgruppen angeboten. Es ist ein schönes Haus mit vielen liebevollen Details. Da ich ein absoluter Dekofan bin, genieße ich das sehr und freue mich an den vielen schön gestalteten Ecken und Winkeln. Als Familienfrau gehört es zu meinen Aufgaben jeden Tag meine Familie mit Essen zu versorgen, sie zu bekochen. Hier genieße ich, dass ich das nicht machen brauche. Zu jeder Mahlzeit darf ich mich an den gedeckten Tisch setzen. Das Essen ist super lecker. Wer allerdings vegane Schonkost erwartet kann das vielleicht als Diätwunsch angeben, denn serviert wird so richtig leckere Hausmannskost. Die Köchin hat ein Kochbuch heraus gegeben, das aber schon seit geraumer Zeit vergriffen ist. Gegessen wird gemeinsam. Dabei läuft im Hintergrund leise klassische Musik. Denn auch das Essen wird schweigend eingenommen. Allerdings ist es nicht solch ein Schweigen, das in Fahrstühlen herrscht und irgendwie unangenehm ist, sondern ein bewusstes Schweigen, das erholsam ist. Für mich so schön! Ich esse in Gesellschaft ohne mich unterhalten zu müssen. Ich sitze und esse. Ich sitze, esse und genieße. Die Zimmer sind schlicht eingerichtet. Ich habe mir die Lieblingsbettwäsche von meiner großen Tochter mitgenommen. Ich mag es einfach schön – und geblümte Bettwäsche ist schön und erinnert mich an meine Mädels.

Offline sein

Mein Laptop blieb zu Hause. Mein Handy habe ich dabei. Bevor ich Kinder bekam hätte ich gedacht: „Das ist dann aber nicht wirklich offline sein, wenn man sein Handy mitnimmt.“ Aber ich habe mittlerweile Familie, Kinder, die sich auf die Zeit mit dem Papa freuen, aber trotzdem die Mama vermissen werden. Deshalb habe ich den Whatsapp-Kontakt zu meinem Mann offen. So kann ich nicht sehen und reagieren, wenn mir jemand anderes schreibt, aber die Nachrichten meiner Familie bekomme ich. Es kommen sehr wenige. Mein Mann ermöglicht mir diese Stille. Es ist Anfang Januar, es sind noch Ferien. Sie sind der einzige Kontakt zur „Außenwelt“. Ansonsten keine Blogs, keine Videos, keine Podcasts, keine Mails – offline eben.

Gestalterin der Zeit

Durch meine Erfahrungen in Zeiten der Stille bevor ich Mama wurde, weiß ich, dass ich eine Art Struktur brauche um die Stille genießen zu können. Kein Terminkalender oder das Erreichen von Tageszielen, mehr so eine Art Rhythmus. Auch hier bin ich für mich am richtigen Ort, denn das Haus liegt direkt neben einer Kirche und 3 mal am Tag gibt es Tageszeitengebete, an denen man teilnehmen kann, aber nicht muss. Zusätzlich gibt es Impulsangebote vom Pfarrer und der Pfarrerin, die dieses Haus leiten. Auch das ist ein Angebot, keine Pflichtveranstaltung…

Stille

Am Morgen in aller Frühe den Milchkaffee in der Hand, aus dem Fenster schauend. Es ist noch laut in mir. Echte innere Stille ist bei mir ein Weg. Wenn ich im Haus ankomme braucht es seine Zeit bis ich auch innerlich angekommen bin. Mein Kopf ist noch sehr voll, meine Gedanken springen hin und her, aber ich merke im Laufe des Tages, dass sie an Sprunghaftigkeit verlieren. Und so forme ich all diese Gedanken immer wieder zu Gebeten und bringe sie zu dem, der hier so präsent ist, so spürbar da, aber nicht in fühlbarer Nähe, sondern in der geheimnisvollen Gegenwart, die weder in Worten zu beschreiben, noch in Sätzen zu fassen ist. Hier in der Abgeschiedenheit, wo mein Glaube nicht ständig in Frage gestellt wird, da wo er nicht lächerlich gemacht wird, hier muss ich nichts beweisen, hier lerne ich von Gott – er lässt sich finden, wenn wir ihn suchen. Meine Suche hat so lange gedauert und dauert immer noch an. Immer wieder neu muss ich in den Situationen und Herausforderungen meines Lebens mich auf die Suche nach Gott machen. Da ist etwas schreckliches passiert. Bist du noch da? Meinst du es wirklich gut? Bist du ein liebender Gott? Warum passieren dann diese Dinge in meinem Leben, im Leben anderer, in dieser Menschheitsgeschichte? Ich dachte, wenn ich an dich glaube, dann wird mein Leben einfacherer, gesegneter und Segen bedeutet doch erfolgreicher, oder? Davon spüre ich nichts. Das habe ich mir anders vorgestellt. Warum ist das so? Ich erhalte keine Antworten, lerne unbeantwortete Fragen auszuhalten, weil ich gehalten bin von dem der sagt: Ich bin da. Der Raum der Begegnung bedeutet genau das, Begegnung mit Gott und nicht die Antworten auf all meine Fragen. Es scheint seine Herausforderung an mich zu sein: suche mich und sein sich – finden lassen. Denn dann werden die Fragen kleiner, sie verlieren nicht an Bedeutung, aber an Lautstärke. Was wäre wenn Gott mit mir lauter unterwegs wäre, tosender? Mein Weg gepflastert voll unergründlicher Wunder? Wenn nicht seine leise Stimme zu hören wäre, sondern eine laute, so wie ich viele laute Stimmen in meinem Alltag wahrnehme und mich schnell unter Druck gesetzt fühle. Könnte ich dann besser mit ihm gehen, hätte ich dann mehr Vertrauen in diesen unsichtbaren Gott? Gott scheint bei mir großen Wert auf die kleinen Schritte zu legen, die Sorte Schritte, die ich kaum wahrnehme. Im Gehen der scheinbare Stillstand. Ich kenne auch die Menschen, mit denen Gott offensichtlicher unterwegs ist, sich klarer zeigt. Die mir unglaubliche Dinge und Wunder erzählen, die die Stimme Gottes hören und deren Fragen gleich beantwortet werden. Das ist ihr Horizont, nicht der meine. Und ich schätze es sehr, wenn wir im Austausch miteinander sind, wenn wir uns auf Augenhöhe und in Gleichwertigkeit begegnen. Nicht im Diskutieren darüber wer recht hat und richtiger liegt, sondern im Erzählen. Wir glauben an den einen, den gleichen, der sich in so vielen Facetten zeigt. Meine Gottesbegegnung in der Stille ist ein stilles Genießen, ein da sein dürfen und können. Die Stille ist kein Appell. Sie macht mir keinen Vorwurf, dass sie in meinem Alltag selten zu finden ist. Sie grölt nicht nach mehr Aufmerksamkeit. Sie fordert mich nicht mit Bestimmtheit auf, dass sie mehr in meinem Alltag vorkommen muss, sie macht mir kein schlechtes Gewissen. Nein, die Stille ist eine Einladung. Eine Einladung Gott zu begegnen.

Die Bibel

Damit verbringe ich die Vormittage. Einen Text lesen, langsam, immer wieder. Laut und leise. Nachklingend hören. Im Alltag bin ich immer wieder eine fast food Leserin. In kurzer Zeit möglichst viele Erkenntnisse aus einem Text gewinnen. Aber fängt Glaube vielleicht erst dann an, wenn durch die Wiederholung Erkenntnisse zu alltäglichen Inhalten und Handlungen werden. Ist das Wissen das entscheidende oder das weise danach handeln? In diesen Tagen dreht es sich immer wieder um dieselben Texte. Ich schlage Stellen nach, suche Verbindungen zu Geschichten, suche Vorbilder, die mir immer wieder in der Bibel begegnen. Es ist Zeit die Bibel zu studieren, in texte tiefer einzusteigen, Worte, Sätze herauszuschreiben, ihnen nachzugehen, nach Überschneidungen im eigenen Alltag zu suchen, sich neue inspirieren zu lassen von einem Buch mit dessen Autor man in Verbindung steht.

Bücher

Was wäre ich ohne meine Bücher? Von anderen Menschen zu lesen, wie sie mit dem Leben zurecht kommen, wie sie Glauben leben, warum sie Gott nicht aufgeben, sondern nicht aufgeben Gott zu suchen. Auch hier habe ich Bücher dabei. Schon allein, weil ich doch die Sorge habe, dass mir langweilig werden könnte und ich dann meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann.

Für die Abende nehme ich mir eine Biographie mit. Im Bett vor dem Einschlafen einer inspirierenden Persönlichkeit zuhören, von ihrem Leben erfahren, von den schönen und schlechten Zeiten. Abends will ich nicht mehr denken, sondern zuhören und eintauchen in eine Leben das nicht meines ist. Die Nachmittage verbringe ich (nicht immer) mit einem Buch, das mich zum Nachdenken und reflektieren anregt. Auch dieses Mal habe ich solch ein Buch dabei, ein richtig gutes. Es wird mir zum richtigen Gottesgeschenk, weil es mich anspricht und die Art,in der es geschrieben steht, mir gut tut. Es ist so intensiv, so eine Bereicherung in diesen Tagen.

Liturgie

In der Landeskirche bin ich mit ihr groß geworden, habe sie lange als einengend empfunden. Sie hat mir das Gefühl genommen mich frei entfalten zu dürfen. Hier bekommt sie eine neue Bedeutung. Sie wird mir zur Zusprecherin, die mir in eine Situation hinein spricht in der meine Gefühle noch das Gegenteil von der Wahrheit behaupten. Sie ist ein wundervolles Gerüst, die mich am Morgen an die Größe Gottes erinnert, am Mittag seine Gegenwart bezeugt und mir am Abend den Zuspruch der Gnade schenkt. Sie sammelt meine Gefühle ein, spricht Worte der Wahrheit in meine Gedanken und Sätze des Friedens in mein Herz.

Kreativ sein

Gott hat mich damit beschenkt, auch andere Ausdrucksweisen zu finden, als die der Worte. Ich kann nicht gut malen, aber ich kann einen Bibelvers gestalten, der mir wichtig wird. Und so bin ich dankbar für die tolle Idee des bible art journalings. Denn hier habe ich Zeit einem vers sehr viel zeit und Raum zu geben, weil ich ihn auch mit Farben und Formen gestalte, so dass er farbig in meinem Leben wird und Form in meinem Innerem annimmt. In meiner Reisetasche findet sich immer etwas washitape, farbige Stifte, Kleinigkeiten um kreativ zu werden.

Gedankenbuch

Auch hier gestalte ich gerne die Seiten bevor ich etwas hinein schreibe. Und ich schreibe, lang und ausführlich. Komme immer wieder mit Gott in Kontakt indem ich auf sein geschriebenes Wort mit meiner Handschrift antworte. Ich liebe dieses Gefühl der unendlichen Zeit.

Rückkehr

Ich habe einen Platz in diesem Leben, einen Ort an den ich gehöre, Menschen, die mich vermissen. Ich freue mich nach 4 Tagen nach Hause zu kommen. Ich bin so gerne Mama von meinen 3 Mädels und ich genieße diese Ruhe in der Abgeschiedenheit, aber noch mehr freue ich mich, dass ich gerne zurück kehre in mein Leben – zu meiner Familie, meinen Freundinnen, an den Ort, der mein Zuhause ist. Das wundervolle an diesem Kurzurlaub ist, dass mir Gott viel näher ist. Ich empfinde ihn als näher und weiß, dass er mit mir heimgeht. Seine Gnade steht über meinem Leben, über meinem Alltag.

Was bleibt im Alltag?

Die Freude an der Stille, das Bedürfnis danach. Die Einladung sie auch heute wieder zu suchen. Ich habe eine Liturgie in meinem Alltag. Wie ich den Tag mit Gott beginne, wie ich ihn mit Gott beende. Es ist kein gesetzliches Festhalten an neuen Vorsätzen, sondern ein Reagieren auf das was ich für mich als hilfreich und wohltuend erkannt habe. Denn ich will Gestalterin sein – Gestalterin meiner Zeit, meines Alltages, meines Leben. Es geht für mich in der Stille nicht um das Schweigen und still sein an sich, sondern um das innerlich ruhig und still werden, das mir hilft in meinem Alltag Gott zu „erkennen“. Immer nur stückweise, nie in seiner Vollständigkeit. Aber ich habe Gott in der Stille erlebt und deshalb lebe ich mit unbeantworteten Fragen, weil seine Antwort nicht die Beantwortung meiner Fragen ist, sonder seine Antwort ist seine Gegenwart.

„Seid stille und erkennt das ich Gott bin.“ Psalm 46,11

Vielleicht hab ich den ein oder anderen neugierig gemacht oder ihr habt auch schon solche Stillen Tage erlebt. Ich freue mich über Gedanken und Erfahrungen oder Fragen. Gerne einfach in die Kommentare oder an meine Mailadresse post@alltagsstueckwerk.com

wunderbarer Gedanke

05 Mittwoch Apr 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Charakterwerkstatt, Frauen, Schreiben

Am dankbarsten bin ich heute Abend dafür, dass gestern der 3 teilige Workshop zum Thema Dankbarkeit begonnen hat. Und ich mag den Gedanken so sehr, dass heute Abend jede von ihnen einen Dankesmoment des Tages in das Heft notiert, das mein Mann für diesen Workshop gestaltet hat. Denn die fitness-Industrie hat eines früh erkannt, Veränderungen gelingen in der Gruppe am besten. Und das wünsche ich mir auch so in diesem Workshop: Das Thema der Dankbarkeit hat mein Leben, so viele Lebensbereiche verändert. Ich bin wirklich bereichert durch diese innere Haltung. Aber es ist echt eine Übungssache und in schwierigen Zeiten auch eine anstrengende, aber in der Gruppe hoffentlich leichter. Ich bin dankbar für das Heft und die Arbeit, die mein Mann dort hinein investiert hat. ich bin dankbar für die Frauen, die gestern an dem Workshop teilgenommen haben. Es ist eine so schöne Gruppe. Und ich bin dankbar, dass ich einen meiner vielen Dankesmomente des heutigen Tages aufschreibe und weiß: da draußen denken auch gerade ein paar Frauen sehr konkret darüber nach für was sie heute dankbar sind und halten diesen Moment schriftlich fest, damit er sich besser verankert. Ein wunderbarer Gedanke…

wertvolle Unzufriedenheit

20 Montag Mrz 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Alltagslektion, Charakterwerkstatt, Familie, Gedanken, Leben mit Kindern

Alltagslektion. Meine Jüngste sitzt wieder am Frühstückstisch: „Ich will pfeifen können.“ Nachdem sie gekaut und geschluckt hat probiert sie es wieder, Lippen in die richtige Form bringen, Luft durchpusten – kein Pfeifen ist zu hören. Im Moment versucht sie das täglich mehrere Male – bis jetzt ohne nennenswerte Erfolge. Sie steht auf geht ins Bad und zieht sich größtenteils selber an. Dann putzt sie sich die Zähne und kämmt sich die Haare. Ihren kleinen Pferdeschwanz macht sie tatsächlich schon ziemlich lange ohne meine Hilfe. Das gefällt mir so gut an diesem unbeschwerten Kind. Immer wieder versucht sie etwas zu erlernen was sie noch nicht kann. Hängt sich aber nicht verbissen daran fest, wenn es es nicht auf Anhieb klappt. Sie probiert es immer mal wieder und macht dann weiter mit dem was sie kann. Sich anziehen, das hat sie gelernt. Und wie kompliziert war das am Anfang mit den Leggins. Mittlerweile schafft sie auch Strumpfhosen ohne Hilfe. Es gibt so vieles, was sie gelernt hat.

So versuche ich das auch im Umgang mit mir selbst zu lernen. Letztens hatte ich eine Begegnung und die Frage des anderen war, ob Dankbarkeit nicht dazu führt mich mit zu wenig zufrieden zu geben, nichts mehr dazu lernen zu wollen, keine Veränderungen anzustreben. Interessanter Gedanke, den ich aber absolut nicht teile. Meine dankbare innere Haltung sorgt dafür, dass ich mich an den noch nicht erreichten Dinge meines Lebens nicht verbissen festklammere und mit einem großen Gefühl der Unzulänglichkeit herum laufe. Ich habe Ziele, Wünsche, Träume, Vorstellungen. Aber sie sind meine „wertvolle“ Unzufriedenheit, weil sie mich in Bewegung halten. Aber nicht aus dem Gefühl des Defizites heraus mit einem ungesunden inneren Antrieb. Sondern aus der dankbaren inneren Haltung, die mich immer wieder auch zur Geduld befähigt, denn mein Lebensweg scheint nicht der zu sein, dass sich Träume reibungslos und ohne großen Einsatz erfüllen. Mein Leben braucht einen langen Atem und die Dankbarkeit hilft mir immer wieder diesen Blick einzunehmen, der ermutigt. Nicht aus einem Defizit heraus zu schnell das Handtuch zu werfen oder dauerhaft frustriert durch den Tag zu gehen, wie noch vor ca. 3 Jahren. Sie hilft mir einen realistischen Blick zu entwickeln. Das bedeutet für mich: Dinge, die ich nicht ändern kann anzunehmen, mich damit auszusöhnen, mich nicht dauernd benachteiligt zu fühlen und anderen ihre Erfolge gönnen können. Und sie hilft mir Neues zu wagen, kleine Schritte zu gehen, Ziele zu formulieren.

Ich trage dich 9 Monate im Bauch, 2 Jahre im Arm und 1 Leben lang in meinem Herzen.

Nein, die Dankbarkeit ist ein wunderbarer Motivator Neues dazu lernen zu wollen und sich nicht mit Dingen, die man ändern kann zufrieden zu geben. Aber sie hat die Eigenschaft nicht überstürzt zu handeln oder verbissen zu werden… Für meine Tochter und ihr Beispiel bin ich heute sehr dankbar.

 

mitfühlen

07 Dienstag Mrz 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Bibel, Charakterwerkstatt, Gott, Zeit

Herzlich Willkommen zu einem neuen Beitrag, zu neuen Dankesmomenten, zu den Kleinigkeiten des Alltages, die doch so besonders sind, zu Beobachtungen und Wahrnehmungen. Ich freu mich, wenn ihr wieder mit lest, mit denkt, mit dankbar seid. Schön, dass es euch gibt!

Bei meinen Töchtern kann ich das. Wenn sie sich weh tun oder eben gerade kam noch einmal eine von ihnen aus dem Bett um mir etwas zu erzählen, was ihr Kummer macht. Ich höre zu und nehme wahr. Beurteile weder ihren Schmerz, wenn sie sich weh tun, noch ihren Kummer, wenn sie traurig sind. Ich bin für sie da mit tröstenden Worten, manchmal mit einer Umarmung, manchmal einfach nur da sein. Bei meinen Freundinnen kann ich das. Wenn eine von ihnen Schmerzen hat oder mir erzählt, was ihr Kummer macht. Ich höre zu und nehme wahr. Beurteile weder ihren Schmerz noch ihren Kummer. Ich bin für sie da mit tröstenden Worten, manchmal mit einer Umarmung, manchmal einfach nur da sein. Bei mir lerne ich das. Denn bis jetzt konnte ich das nicht. Wenn ich traurig, enttäuscht und frustriert bin, dann sind da in mir keine tröstenden Worte, kein gütiger Umgang mit mir selbst, sondern Sätze wie: „Reiß dich zusammen. Das kann doch nicht so schwer sein.“ „Das ist doch nicht so schlimm. Stell dich nicht so an.“ Mein inneres Reden in Krisenzeiten. Aber ich beobachte, lerne, lerne von Freundinnen, wie sie mit mir umgehen, lerne von meiner Rolle als Mama. In den letzen Tagen war ich traurig, enttäuscht, frustriert. Eine Situation ist eingetreten mit der ich nicht gerechnet hätte, der ich betrübt gegenüber stehe. Aber und das ist mein Dankesmoment heute: die Traurigkeit und Enttäuschung und auch der Frust, der dadurch gerade in mir ist, nehme ich wahr ohne mich dafür zu verurteilen. Es ist o.k., dass ich traurig bin. Und die negativen Gefühle, die ich sonst mit Aktivismus versuche zu überspielen, habe ich einfach wahrgenommen. Interessant für mich: dadurch wurden diese Gefühle erst gar nicht so groß. Weiterhin habe ich in all dem die Dankesmomente wahrnehmen können. Statt wie sonst sofort zu versuchen Gute-Laune-Mechanismen zu aktivieren, die alles oft noch schlimmer machen, weil sie einen enormen Druck aufbauen wie ich in meinen Augen zu sein habe, konnte ich mich in den letzten Tagen so nehmen wie ich bin. Ich wusste nicht was für eine große Freiheit darin liegt! Und jetzt geht es mir schon so viel besser, obwohl sich gar nichts an der Situation verändert hat. Und weil ich die Bibel liebe und Gott weise ist, lese ich mit neuen Augen:  Alles hat seine Zeit – weinen hat seine Zeit, wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit, wie auch das tanzen. Prediger 3, 4  Ob ich mir die Zeit zum traurig sein nehme liegt in meiner Hand. Ich bin heute sehr dankbar für diese neue Erfahrung, die so hilfreich ist, für diesen neuen Blickwinkel und für Gottes gütigen Umgang und ein Buch, dass vor so vielen Jahren entstanden ist und mir heute zum Wegweiser wurde.

Treue

22 Mittwoch Feb 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Glaube im Alltag

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Bibel, Charakterwerkstatt, Gott

Meine liebe Freundin hat sich in einem Kommentar dazu geäußert, gerne mehr über die Wertewerkstatt zu erfahren. Da ich heute mit einem Thema dazu konfrontiert wurde, erzähle ich euch mehr darüber und was heute mein Dankesmoment dazu ist. Es war schon lange mein Wunsch und ich freu mich, dass es jetzt Wirklichkeit geworden ist, mich mit jungen Mädchen und Frauen zu treffen, mit ihnen Zeit zu verbringen und Themen zu besprechen, die positive Auswirkungen in ihr Leben haben können. Ich habe dazu keinerlei Kompetenzen, außer, dass ich auch einmal so jung war und dass ich so ein großes Herz und Anliegen für Mädchen und junge Frauen in diesem Alter habe. Der Name setzt sich durch das Ziel zusammen, das ich mit diesen Treffen verfolge. Wir reden über Werte, ich habe da einen Teil wo ich einen Impuls zum Nachdenken weiter gebe, aber es geht auch darum, dass wir wie in einer Werkstatt miteinander an unserem Charakter arbeiten – #Wertewerkstatt. Dabei geht es nicht um Perfektion oder darum sich zu verbessern, sondern darum wie das Leben gelingen kann. Und ob ich schon jetzt Weichen für ein gelingendes Leben stellen kann. Ich habe mich im Vorfeld mit vielen „Zweifeln“ auseinander gesetzt. – Bin ich nicht schon zu alt für diese Mädels? Was habe ich schon weiter zu geben? Nehme ich mich und meine Meinung zu wichtig? – Es hat länger gedauert, aber mit 2 Mitarbeiterinnen haben wir gedacht: Wir starten einfach mal. Und darum geht es: Was sind Werte? Wie entstehen sie? Wozu sind sie wichtig? Ganz wichtige Frage, denn wenn ich in etwas nur eine Regel sehe ist das Bedürfnis ziemlich groß sie irgendwann brechen zu wollen. Es geht um Selbstreflexion und um Worte dafür zu finden, was mir wichtig ist. Für mich auch entscheidend: Werte sind sehr unterschiedlich! Ich will mich an meine Werte halten, auch wenn mein Gegenüber mir nicht mit demselben Wert begegnet. Ich will meine Werte formulieren können, denn zwischen Menschen und auch in Familien kommt es oft dann zu Konflikten, wenn meine Kinder sich nicht mehr an die Werte halten, die ich unbewusst für richtig und wichtig halte. Ich könnte jetzt ewig so weiter schreiben. Aber das wird hier sonst unendlich lang. In den nächsten Treffen steigen wir mit den Mädels thematisch in die einzelnen Werte ein, wollen Werte auseinander nehmen, schauen, was sich dahinter verbirgt, ob sie für die Einzelne interessant sein könnte und auch, was es praktisch bedeutet sich an diesen Wert zu halten. Das letzte Treffen hat mir schon voll Spaß gemacht. Wisst ihr, wenn man tut was man liebt, dann gibt das ein so schönes Lebensgrundgefühl! (Auf meine Töchter passt in der Zeit ein jung verheiratetes Ehepaar auf und meine Große hat schon gefragt: „Wann ist wieder die Werkstatt? Wir wollen zur Jessie.“ Ihr wisst gar nicht, wie dankbar ich für die beiden bin! Die Gemeinde (Kirche) in die wir gehen, schätze ich sehr wegen der vielen tollen Menschen, die dort sind.) Heute wurde ich mit dem Wert der Treue konfrontiert bzw mit dem Gegenteil davon. Es macht mir so viel aus zu beobachten, wie viele Menschen leiden, wenn sich innerhalb einer Gruppe einer gegen diesen Wert der Treue entscheidet. Untreue hat so viel zerstörendes. Und es geht nicht erst in einer Ehe oder Partnerschaft darum. Oft denken Leute, erst dann ist es wichtig. Falsch (also, ich halte den Gedanken für falsch.) Treue beginnt schon viel früher: Halte ich dicht, wenn mir eine Freundin ein Geheimnis verrät? Auch dann, wenn ich vielleicht einen Vorteil davon hätte, wenn ich diese Information an jemanden anderen weitertrage? Bin ich mir selber treu? Mache ich Sachen, weil alle sie machen oder lerne ich mir selbst treu zu bleiben, obwohl es in der Situation schwierig ist? Denn wieso sollte es mir in einer großen Sache leichter fallen, wenn ich Treue nicht schon in den kleinen Situationen einübe? Werte können entscheidend sein, wenn meine Gefühle verrückt spielen. Sie können ein wunderbarer Wegweiser für Entscheidungen sein. Ja, vielleicht ist das noch nicht die Lebenswelt jeder jungen Frau, die da samstags bei mir im Wohnzimmer sitzt an 6 Terminen. Aber zumindest hat sie schon einmal etwas davon gehört und das ist mir so wichtig. Ich habe dieses Thema erst in Angriff genommen als ich Mutter wurde. Erst da ist es mir bewusst geworden, wie viel Eigenverantwortung ich für mein Leben habe und wie Werte mir helfen diese Verantwortung wahrzunehmen, auch wenn meine Gefühle in eine andere Richtung wollen. Und für mich ist es immer sehr wichtig in die Bibel zu schauen. Ich liebe dieses Buch und verstehe nicht, dass es diesen Ruf hat veraltet zu sein. Es so praxisnah und es sind einzelne Sätze, die helfen können um gute Werte, gewinnbringende Lebensweisen zu verinnerlichen. Es ist wundervoll, dass Lebensthemen, die jetzt von Psychologen erforscht werden schon dort ihre Grundlage haben, weil Gott Schöpfer ist, den Menschen kennt und weiß, welche Werte, Überzeugungen und Grundsätze wichtig sind, damit Beziehungen gelingen. Und ich liebe diesen Vers aus Lukas 16,10: „Wer in kleinen Dingen treu ist, wird auch in großen treu sein. Und wer schon in geringen Angelegenheiten betrügt, wird auch bei größerer Verantwortung nicht ehrlich sein.“ Kann man es präziser ausdrücken? Treue ist ein Übungsfeld mit dem man nicht früh genug anfangen kann. Nicht erst in der Ehe… und heute wurde ich durch eine Begebenheit in meiner Entscheidung bestätigt, dass es o.k. ist, wenn ich diese #Wertewerkstatt anbiete – denn der Wert der Treue verbindet, schafft Vertrauen, schenkt gelingende Beziehungen. Und ich liebe die Bibel und Jesus, denn wenn ich daran scheitere und untreu werde, wenn meine Gefühle stärker waren, als meine innere Überzeugung, dann kann ich das vor Gott zugeben, kann ich mich öffnen, muss nichts vorspielen, kann darüber mit ihm nachdenken, warum mir die Treue so schwer fällt und seine Liebe vergibt mir. Denn Treue ist eine Übung und Meister sind wir alle nicht…

wertvolle Selbstverständlichkeiten #6

18 Samstag Feb 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Charakterwerkstatt, Freundschaft, Gedanken, unterwegs mit Geflüchteten

All diese Bilder haben mir einer großen Tatsache zu tun. Sie spiegeln in einer ganz unscheinbaren Weise einen wunderbaren Zustand wieder – den Zustand der Freiheit. Schon seit einiger Zeit plane ich Mädels zu mir einzuladen und mit ihnen über Werte nachzudenken. Was sind Werte? Wozu sind sie gut? Lust zu machen sich seiner selbst und seiner Prägung bewusst zu werden und zu lernen das eigene Verhalten zu reflektieren, #wertewerkstatt. Ich darf das. Keiner, der es mir schwer macht. Keiner vor dem ich mich fürchten muss. Nein, Eltern, die mir ihre Töchter in diesen 2 1/2 Stunden anvertrauen. Ich bin frei zu entscheiden. Mein größter Gegner, meine größter Feind, der mir diese Freiheit so etwa auszuprobieren, rauben will, ist mein eigener Minderwert, meine eigenen negativen Gedanken über mich, meine Unsicherheit. Später sind wir bei Freunden eingeladen. Mein Mann fährt mit unseren Kindern hin, ich laufe. Ich laufe alleine. Genieße die Strecke durch die Felder. Keiner, der es mir verbietet, niemanden, den ich um Erlaubnis bitten muss. Mein größter Feind ist manchmal meine Faulheit, die es mir schwer macht mich aufzuraffen und noch ein Stück zu gehen. Unsere Freunde, die ein wunderbares Essen vorbereitet haben in einem Raum, mit 2 Kochplatten. Sie sind geflohen um frei zu sein. Frei ihren Glauben zu leben, sich frei als Frau bewegen zu dürfen, im Denken, Handeln, Kleiden nicht mehr eingeschränkt zu werden. Und so genieße ich und bin so dankbar für diesen wunderbaren Zustand der Freiheit – als Mensch, als Frau…

 

Beitrag vom 04.02.2017 reflektieren und gespiegelt werden

13 Montag Feb 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Schlagwörter

Begegnungen, Charakterwerkstatt, Gedanken, Gedanken-/Tagebuch, Schreiben

Der Blogeintrag vom 4.2.2017 ist verloren gegangen. Aber weil ich die Sorge in mir trage, dass ich einmal als alte Frau alleine in einem Pflegeheim vor mich hin dämmere, stelle ich es mir schön vor dann meinen eigenen Blog in aller Ruhe noch einmal zu lesen. Da möchte ich diesen Eintrag gerne auch darin haben. Deshalb für meine treuen Leserinnen, die ihr ihn schon kennt: eine gute Zeit euch und bis zum nächsten Eintrag und für alle, die ihn noch nicht gelesen haben: viel Freude beim Lesen und vielleicht kann er eine Inspiration sein…

Es gibt Situationen, die begegnen mir im Leben immer wieder, die mir Not bereiten, die mich in Stress bringen, in denen ich an meine Grenzen komme. Deshalb liebe ich meine Gedankenbücher, deshalb liebe ich es den Dingen schreibend auf den Grund zu gehen. Diese Außenperspektive einzunehmen und sie Situation zu reflektieren. Meinen Gedankenbüchern habe ich die Erkenntnis zu verdanken, dass ich an keinem Ort glücklicher wäre, als hier, weil ich mich selbst überall mit hinnehme und ich an einem anderen Ort, mit anderen Menschen auch in Situationen käme, die mir Not bereiten, die mich in Stress bringen und mich an meine Grenzen kommen lassen. Mit ihnen habe ich erkannt, dass ich in jeder Situation meinen Teil dazu beitrage und dass es nicht zu meinen Hauptaufgaben gehört andere Menschen zu verändern, damit ich glücklicher werde, sondern, dass meine Hauptaufgabe ist meinen Teil zu einem gelingenden Miteinander beizutragen – in meiner Familie, in meinen Freundschaften, mit Bekannten und Fremden. In meinen Gedankenbüchern fällt es mir manchmal echt schwer auszuhalten wie ich bin, ehrlich zu sein und zu erkennen, dass sich mein Wunschbild von mir und mein reales Dasein in manchen Situationen noch nie begegnet sind. Aber diese Art der Reflektion und des Spiegelns ist auszuhalten, weil es keiner erfährt, weil ich durch meinen Glauben an einen liebenden Gott meine Schwächen und Schwachstellen zugeben kann, meine Masken fallen und ich dabei mein Gesicht nicht verliere. Es ist schwerer für mich auszuhalten, wenn das Spiegeln meines Verhaltens von außen kommt. Jemand kommt auf mich zu und sagt mir, was ihm unangenehm auffällt, vielleicht verunsichert, ein anderes Verhalten meinerseits angebracht wäre. Kritisiert werden. Das passiert mir nicht oft. Aber nicht, weil es nichts zu verändern gäbe, sondern weil Mut dazu gehört nicht hinter dem Rücken einer Person ihre schlechten Eigenschaften zu benennen, sondern ihr ins Gesicht zu sagen, was Probleme bereitet. Aber genau solch einer mutigen Person bin ich begegnet. Sie hat mich aufgesucht. Und auch wenn Kritik nie angenehm ist, weil ich gerne hätte, dass mein Idealbild von mir bei anderen ankommt und ich den Schein wahren will, damit mein wahres Sein nicht zum Vorschein kommt, bin ich dankbar für diese Kritik. Offener klarer Blick, sie blieb bei sich, erklärte mir, wie sie sich in manchen Situationen fühle, was ich nonverbal transportiere… Es ist gut das gehört zu haben und Dinge miteinander klären zu können, damit das Miteinander kein Nebeneinander oder Gegeneinander wird. Heute bin ich sehr dankbar für diese mutige Person, für ihre Offenheit (es fiel ihr nicht leicht), für ihre spürbare Freundlichkeit, für ihre Worte. Denn so viel ich auch in meine Bücher schreibe, sie reden nicht mit mir, sie haben keine Gefühle, sie können mich nicht spiegeln. Deshalb bin ich heute sehr dankbar für beides, meine verschwiegenen Gedankenbücher und die ausgesprochene Kritik. Ich brauche beides, damit ich als Lernende verantwortlich mit meinem Charakter umgehen kann – im allein sein und im zusammen sein mit anderen. 

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