
Ich liebe Hortensien. Das weiß eigentlich keiner. Unsere Gäste haben mir heute eine wunderschöne mitgebracht.
Heute Morgen war ich früh wach, machte mir einen Tee und wollte in die Stille vor Gott. Ich las in meiner Bibel. Der Text rührte nicht, traf mich nicht, wollte ich auch nicht…Ich merke, wie frustriert und müde ich durch die letzten Tage gegangen bin. Fast alle meine Themen betreffen das Thema Flüchtlinge. Es geht mir so nah. Und ich habe Ideen, bin begeistert, erlebe viel Begegnungen mit denen, die aus ihrer Heimat hier Fuß fassen wollen. Und in letzter Zeit merke ich, nicht alle sind so begeistert, können es sich nicht vorstellen, dass Menschen aus anderen Kulturen so nah unter uns sind. Ich weiß, dass ich manchmal zu schnell und unüberlegt bin. Deshalb sind Bedenkenträger für Menschen wie mich wichtig. Aber, wenn es immer mehr werden, dann werde ich frustriert, ja auch traurig. Weil es mir nicht um Politik geht. Davon verstehe ich zu wenig. Aber ich sehe die, die hier schon sind, die eine nach der anderen ihre Aufenthaltsgenehmigungen bekommen und da wo sie oft wohnen, ist der beste Ort, damit Parallelgesellschaften entstehen. In Firmengebäuden, Zeltstädten sind sie untergebracht, ab vom Schuss, die Duschen und Toiletten in Containern und jetzt? Und weil ich so frustriert bin, gehe ich wieder ins Bett. Ich wünsche mir mehr offene Herzen, mehr Bereitschaft den Menschen als Mensch und nicht als Ausländer zu sehen. Und das sage ich dann auch Gott. Ich erkläre ihm, wie mies ich mich fühle, dass ich frustriert bin usw. Ich würde sagen, dass ich das immer auf respektvolle Weise, aber ehrlich sage… Das, was meine Beziehung zu Gott so lebendig macht, ist, dass ich echt sein kann. Bei ihm darf ich Sein. Bei ihm geht es nicht um den Schein. Und dann, dann reagiert Gott und ich bin immer noch echt gerührt. Wirklich: er ist so unfassbar wunderbar! Es sind nur lauter kleine Ermutigungsbausteine, die meinen Frust unter sich begraben. Ein ermutigendes Telefonat mit einer tollen Freundin! Ich musste jmd von der Stadt wegen eines Termins, wo es eben auch um Flüchtlinge geht, anrufen. Einmal kurz sind wir uns begegnet. Er wusste gleich wer ich bin und ich habe einen Termin bekommen! Wir haben heute eine Familie und ein Ehepaar zu Gast gehabt, die ihre Heimat verlassen mussten. Die Atmosphäre war so herzlich. Und ihre 8 jährige Tochter hat so lange mit unseren Mädels gespielt. Sie spricht kaum deutsch, aber Lego friends und Pferde geht wahrscheinlich immer und in jedem Land! Eine Freundin und ich haben eine ähnliche Idee. Das haben wir heute „zufällig“ festgestellt und wollen sie gemeinsam umsetzen. Ein Tag voller Ermutigungen!!! Das habe ich echt gebraucht und Gott ist so nahbar, dass er ihn mir heute geschenkt hat. Ich bin ihm unglaublich dankbar heute dafür.
Aufgewachsen bin ich in einem Haus in Frankfurt mit einem riesengroßen Garten drum herum. Deshalb habe ich das auch nie so als typisches Stadtkind erlebt. Wir konnten immer raus, hatten Obst und Gemüse – Marke Eigenanbau. Jetzt lebe ich in einer viel kleineren Stadt und fühle mich oft viel städtischer, weil wir keinen Garten haben. Aber wir haben einen super schönen Balkon. Und ich liebe es im Internet mir Bilder anzuschauen von grünen Oasen, die auf Balkonen entstanden sind. In unseren Urlauben fahren wir eigentlich immer durch große Städte und mein Mann will dann immer in diese Stadtteile mit diesen riesigen Plattenbauten. Da wo es nicht wirklich schön ist. Und ich habe grundsätzlich meinen Fotoapparat dabei, weil es immer in diesem hässlichen Grau einen Balkon, der liebevoll dekoriert und bepflanzt ist. Diese Bilder sind so schön. Wo bunte Pflanzen den Beton schöner aussehen lassen. Lange Rede, kurzer Dank. Ich hätte gerne so eine wundervoll bepflanzte Oase. Aber: alle Blumen gehen bei mir ein. Das ist echt schlimm. Bei mir überlebt nichts. Es gab Zeiten, da habe ich mir Mühe gegeben. Aber dieser Weg ist nicht mit Erfolg gekrönt. Um so mehr freut es mich in den letzten Wochen zu sehen, wie trotzdem in meinen Balkonkästen etwas wächst. Das eine Kraut wollte ich schon raus reißen, aber es hat neue Triebe und fängt wieder an lebendig aus zu sehen. Heute bin ich Gott so dankbar für die blumige Schöpfung. Es ist so schön, dass er unsere Augen mit dieser Farbenpracht verwöhnt. Blumen sind etwas wunderschönes und heute habe ich mich daran gefreut, dass sie ohne mein Zutun in meinem Balkonbeet wachsen.
Wie viel Raum gebe ich der Stille in meinem Leben? Ich merke, wie gut mir Stille tut, kein Handy, keine Mails, keine Musik, keine Stimmen…Raum für Stille. Deshalb bin ich immer sehr beeindruckt, wenn ich in Häuser komme, in denen es einen Raum für Stille gibt, der Raum für Stille gibt! Der Stille einen so hohen Stellenwert einräumen, dass dafür ein Raum reserviert ist. Ich erlebe das vor allem in christlichen Freizeithäusern. Auch in dem, in dem wir seit gestern für die nächsten paar Tage sind. (Bis jetzt habe ich nur eine Familie in meinem Leben kennengelernt, die solch einen Raum in ihrem Haus beim Bauen berücksichtigt haben. Das imponiert mir!) Und so habe ich heute in diesem Haus den Raum der Stille genutzt um der Stille in mir Raum zu geben, die mir im Alltag nutzt. Sehr dankbar bin ich für diese Zeit in der die Gegenwart Gottes, die in dieser besonderen Atmosphäre so besonders war.
. Trotzdem, in Deutschland haben wir den Karfreitag, Sonntag sowieso und Ostermontag aufgrund dieser Geschichte frei. Es sind kirchliche Feiertage. Und wenn ich von einer Freundin höre, dass ein syrischer Junge zu ihr sagte, dass die Deutschen Ostern feiern, weil da der Osterhase Geburtstag hat, dann ist mir das eindeutig zu wenig. Welche Werte leben wir, an was orientieren wir uns, wenn zur Allgemeinbildung der Osterhase und nicht mehr der ursprüngliche Gedanke von Ostern gehört? Deshalb hat mich dieser Gottesdienst dankbar gemacht. Weil er öffentlich war und man bei Interesse stehen bleiben und zuhören konnte. Kein Appell, keine moralische Keule, einfach Gottesdienst…und dafür bin ich heute dankbar.
Vor mehr als 10 Jahren saß ich mit ein paar Leuten in einem Vorbereitungstreffen. Zusammen wollten wir für Teenager wieder ein besonderes Bühnenprogramm auf die Beine stellen (beim TMT). Weil es unser gemeinsames Ziel war, dass sie Jesus auf eine Art und Weise kennen lernen, die neugierig macht, inspiriert, nachdenklich macht…So saß ich mit anderen Ehrenamtlichen, Theologiestudenten und Hauptamtlichen an einem Tisch und die Frage nach dem Thema stand im Raum und im Gespräch sagte dann jemand: >Ja, und Samstagabend thematisieren wir, dass Jesus für all das was zwischen Gott und uns Menschen steht am Kreuz gestorben ist, damit wir frei sind.< Und ich, klein Lissy, weiß nicht, was mich da geritten hat, antworte: >Oh nee, nicht schon wieder das Kreuz. Das kennen doch alle schon.< Und dann sah mich einer der Hauptamtlichen an. Wir kannten uns bis dahin nicht und ich hatte das Gefühl, dass er sich in dem Moment wirklich fragte, was ich in dieser Besprechung zu suchen hatte und ich spürte, dass ich gerade etwas wirklich dummes und unangebrachtes gesagt hatte. Denn der ca. 2 m große Mann erklärte mir dann kurz, aber deutlich, dass das Kreuz die Grundlage und das Wichtigste für unseren christlichen Glauben ist und noch ein bisschen mehr. Das waren ganz wenige Augenblicke in dieser Besprechung, aber dieser Einwand von diesem großen Mann hat mich voll getroffen. Voll! Ich kann die Situation heute noch fühlen. Den Rest der Besprechung war ich eher leise und auf dem Weg nach Hause in meinem Auto betete ich immer wieder nur eines: > Bitte, Herr Jesus. Ich will wirklich berührt werden von dem was du am Kreuz für mich getan hast. Nach all den Jahren in der Kinderstunde, Konfiunterricht und all den Osterfesten langweilt mich das! Aber ich wünsche mir, dass es mich trifft, dass es mich verändert und dass ich genauso leidenschaftlich wie dieser große Mann davon reden kann.< Es ist eines der Gebete, die Gott sehr eindeutig beantwortet hat. Denn nach vielen Jahren an denen ich Ostern gefeiert habe und Traditionen gelebt habe und schon auch durchaus ungefähr wusste, was Jesus da getan hat (auch wenn ichs nicht ganz verstehe), ist Ostern mittlerweile für mich zu einem der wichtigsten Erinnerungsfest überhaupt geworden. Es ist so schön, wie Gott echte Dankbarkeit in mein Herz schenkt, wirklich fühlbare Liebe und echte Freiheit. Es hat Auswirkungen in meinen Alltag. Dies alles ausgelöst durch einen unbedachten Einwand, der für mich persönlich, durch das Vorbild eines großen Mannes und dem daraus entstandenen Gebet, zu einem echten Meilenstein in meiner Gottesbeziehung wurde. Für diese Begegnung bin ich bis heute so dankbar. Und es ist für mich ein echtes Geschenk, dass mein Mann und dieser große Mann mittlerweile Kollegen sind und seine Frau und ich ziemlich dicke miteinander sind. Ich rede von niemand anderem als unserem Pastor Jo Böker. Und find es im nachhinein nochmal lustiger, dass ich damals überhaupt nicht wusste, wer das ist oder dass sich unsere Wege noch einmal kreuzen. Und nach wie vor höre ich ihm gerne zu. Und heute Abend hat er wieder so echt und leidenschaftlich von dem geredet, was Ostern bedeutet, obwohl er darüber sicher schon oft gepredigt hat. Aber ihm wird dabei nicht langweilig und mir auch nicht mehr. Und dafür bin ich heute sehr dankbar!
Würdige ich das, was Jesus getan hat durch meinen Lebensstil? Heute bin ich wieder dankbar, dass ich diesen unglaublichen Tod glauben kann, dass ich Jesus kennen darf und bete, dass das alles Auswirkung in mein Leben hat – immer wieder neu.
Es lag nicht daran, dass ich in den letztem 2 Tagen nicht genug Gründe hatte, um dankbar zu sein. Aber mir wird immer wieder bewusst, wie ungerecht diese Welt ist und dann kommt mir alles so banal vor. Die Nachrichten aus Brüssel haben mich wieder so schockiert und betroffen gemacht. Und mir tun die Angehörigen, die zurück bleiben so leid!!! Aber auch die arabisch sprechenden Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen. Denn viele machen sich Sorgen, haben Angst um Deutschland und was es für Folgen und Konsequenzen hat, wenn Menschen aus anderen Kulturen hier Heimat suchen, Heimat finden wollen. Und diese Angst und dieser Argwohn wird Auswirkungen haben auf das Denken und Handeln vieler Menschen. An dieser Stelle werde ich nicht über Politik reden, nicht über das was mir Angst macht, was mich sorgt…Ich bin dankbar dafür, dass ich am Tag der Anschläge in einer Flüchtlingsunterkunft war und dass, als ich abends die Nachricht mitbekam sich nicht nur Angst und Sorge in mir breit machten, sondern, dass ich Gesichter vor Augen hatte, Menschen und Geschichten. Das bewahrt mich vor allgemeinen Verurteilungen und Pauschalisierungen. Und ich bin dankbar, dass ich eine Adresse habe, die mich vor innerlicher Panik bewahrt: ich höre nicht auf zu beten. Ich höre nicht auf daran zu glauben, dass Gott diese Welt zu einem Ziel führt. Ich höre nicht auf daran zu glauben, dass Gottes Liebe (irgendwann) siegt. Ich höre nicht auf daran zu glauben, dass mein Leben und dass meiner Familie bei ihm in guten Händen ist…denn Angst ist ein schlechter Ratgeber. Und letztes Jahr im November hatten wir Besuch von einer Frau, die im Opferschutzprogramm lebt, weil sie auch von solch Radikalen bedroht wird und sie sagte im Gespräch den Satz, den ich mir von ihr auch aufschreiben ließ: „Mut kommt aus der Liebe zur Wahrheit. Christus ist Wahrheit.“ Ich will mutig weiter lieben, weil ich Jesus liebe, auch da wo ich Angst habe…
Heute weiß ich gar nicht, wie ich diesen Dankesmoment beschreiben soll. Vielleicht, weil die Dankbarkeit darin schwer zu erkennen ist und eher die Wehmut spürbar? Ich hatte heute Morgen beide Hände frei auf dem Weg in den Kindergarten. Weder meine Jüngste im Buggy vor mir her schiebend, noch an meiner Hand. Meine Mittlere war auf dem Fahrrad in Richtung Kindergarten unterwegs und meine Jüngste auf dem Laufrad hinter ihr. Die Welt um mich herum wurde plötzlich sehr leise, langsamer. Vielleicht ist es die Dankbarkeit darüber solche Augenblicke sehr bewusst wahr zu nehmen. Ich bin Mama von drei Töchtern, eine sitzt schon seit einer Weile in der Schule, die andere fährt auf ihrem Rad und die Jüngste ist auch nicht mehr mein Baby, weil sie mit ihrem Laufrad ein neues Stück Selbstständigkeit erobert. Nicht der dauernd prüfende Blick, ob ich noch in der Nähe bin, ob die Welt noch in Ordnung ist. Es macht mich wehmütig. Wobei ich es auch durchaus genieße so gleichmäßigen Schrittes einen Weg zurück zu legen. Das gab es all die Jahre nicht, mit frei herunter hängenden Armen. Und als ich meine Jüngste von ihrem Schläfchen später wecken muss, weil wir die Mittlere abholen müssen und sie in den Buggy einkuscheln will, mit Decke und Kuscheltier, weil ihr Gesicht so süß verschlafen ist, schaut sie mich an: „Nicht Buggy!“, nimmt sich ihr Laufrad und fährt los, den Schlafabdruck noch an der Wange…Das war heute mein Moment. Dankbar für drei wundervolle Töchter, dankbar Mama sein zu dürfen, dankbar, dass Gott sie begleitet, dankbar, dass Gott mich begleitet.
Immer wieder denke ich über meine Art der Gastfreundschaft nach. Ich würde schon sagen, dass ich gastfreundlich bin. Aber ich muss zugeben, dass ich mir nicht so total viel Mühe mit dem Essen gebe, weil (einige von euch wissen es) kochen gehört nicht zu meinen persönlichen Leidenschaften. Ich wusste, dass heute Besuch zum Mittagessen kommen würde. Abends überlegte ich noch dafür einen Nachtisch zu machen, aber auch wenn Besuch kommt, gibt es bei uns oft nur die Hauptspeise. Meine Mutter hat immer Suppe, Hauptgang und Nachtisch gemacht – immer. Aber ich hatte echt gar keine Lust gestern Abend den vorzubereiten, weil ich heute Morgen noch unterwegs war. Und: heute Morgen als ich aufstand fiel mein Blick auf den Balkontisch und da stand ein Nachtisch. Von Julia (unserer Mitbewohnerin) gemacht. Sie wusste nicht, dass wir heute Besuch bekamen und sie hat ihn auch nicht hier vorbereitet. Aber es hing ein Zettel dran: „Lasst es euch schmecken.“ Ich hab mich so gefreut meinem Besuch heute Mittag einen Nachtisch anbieten zu können und der war in null komma nix leer gegessen. Das war ein schönes Gefühl für die Gastgeberin (ich habe gesagt, dass er nicht von mir ist) und kam bei unseren Gästen voll gut an. Und ich bin glücklich diesen Blog zuhaben und dass jetzt fest zu halten, weil ich mich, obwohl es nur so eine Kleinigkeit war, beschenkt fühlte. Stimmung: dankbar.
Schon dieser Name klingt besonders, dass es ein Buch über einen sehr schwierigen Abschnitt ihres Lebens gibt ist auch besonders und welches Resumee sie daraus zieht ist, wie soll ich sagen, besonders. Am Freitagabend hatte ich die Gelegenheit das Model Zohre Esmaeli persönlich kennen zu lernen. Ich gebe zu, dass sie mir zuvor kein Begriff war, weil ich mich in der Welt der Reichen und Schönen nicht sonderlich auskenne. Ich wusste aber, dass sie auf diesem Event ist und las deshalb ihr Buch zuvor. Es lässt sich unheimlich leicht lesen, ist sehr leichtfüßig geschrieben, obwohl der Inhalt alles andere als leicht ist. Als Leser wird man mitgenommen auf eine Reise, die nicht Urlaub, sondern Flucht ist. Es ist unglaublich, was sie alles erlebt auf der Flucht von Kabul nach Deutschland, was sie aushalten muss, wie sie sich die Welt in Deutschland vorstellt…Und wie sie ankommt und kämpft. Gegen Vorurteile, mit der Sprache, mit den Gesetzen, die in ihrem Elternhaus gelten – auch in Deutschland. Es ist ein Buch, dass mich fesselt. Und dann komme ich in den Raum, in dem diese Veranstaltung stattfindet und wer steht direkt am Tresen an der Tür? Richtig – Zohre Esmaeli. Und ich nutzte die Gelegenheit, ging auf sie zu und fragte, ob ich sie was fragen dürfe. Natürlich, sagte sie und beantwortete mir alle Fragen. Sie war dabei so nahbar, so bodenständig, so offen und natürlich groß, anmutig und schön. Und für das, was sie mir als Antworten gegeben hat und später im Interview auch erzählte, bin ich dankbar. Es macht mich ein paar Tage danach noch immer aufmerksam, nachdenklich, überlegend…(Ich gebe sinngemäß ihre Aussagen wieder, nicht als Zitate. So schnell konnte ich nicht mitschreiben.) >Viele sagen, dass meine Flucht ein traumatisches Erlebnis war und wie ich es geschafft habe, so normal damit zu leben? Ich spreche nicht von einem Trauma. Diese Flucht war eine sehr schwierige Zeit mit vielen schlimmen Erfahrungen, aber sie hat mich geprägt und innerlich stark gemacht. Ich habe an Stärke gewonnen.< >Ich versuche immer das Positive zu sehen und zu erkennen.< >Die innere Einstellung ist das wichtigste. Und die kann dir auch keiner nehmen.< >Ich habe Armut und Hilflosigkeit erlebt. Auf der Flucht konnte ich oft einen Monat lang nicht duschen, immer die Angst, wann und ob der nächste Schlepper kommt, stundenlanges marschieren durch Matsch oder Schnee. Und ich sehe Glamour, Glitzer, Luxus… Ich bewahre mir ersteres im Herzen, damit ich den Bezug zur Realität nicht verliere.< Ein paar Sätze aus unserem Gespräch und dem Interview auf der Bühne. Das Buch, dass ich zuvor von ihr gelesen hatte, hat sie mir signiert. Aber ihre Signatur hat sie mir, vor allem durch die Begegnung mit ihr, in mir, hinterlassen. Ich bin sehr dankbar für das Gespräch mit dieser Frau, die mit ihren Erfahrungen lebt, auch mit den schwierigen. „Meine neue Freiheit – Von Kabul über den Laufsteg zu mir selbst“ Es kostet 8,99 und bekommt man z.B. hier www.ow.ly/ZdJoW und überall sonst natürlich auch;)
Ich mag den Montag. Manche sagen, der erste Tag der Woche ist der Sonntag. Für mich nicht. Es ist der Montag. Deshalb – mag ich den Montag. Er hat jede Woche neu den Beigeschmack von Neuanfang, von neuer Chance, von Anfang an. Die letzte Woche ist vergangen. Ich habe versagt, ich bin gescheitert, Dinge sind schief gelaufen…das Leben eben. Der Montag gibt mir das Gefühl mit dem Alten abzuschließen, es ruhen zu lassen, gnädig darüber hinweg zu sehen und neu zu starten. Ich habe meine Routinen, Gewohnheiten, Abläufe, die ich liebe und die montags oft am besten klappen. Ich bin dankbar, dass heute Montag war. Es war ein guter Tag, ein Neubeginn, ein Neuanfang…
Als ich meine Tochter heute im Kindergarten abhole, riecht es unheimlich gut nach frisch gebackenem Brot. Tatsächlich haben sie heute gebacken. Ich frage sie, wie ihr Brot geschmeckt hat und sie sagt einen Satz, der mich rührt und bis heute Abend dankbar macht: „Mama, das habe ich nicht gegessen, das habe ich eingepackt. Nach dem Mittagessen essen wir es zusammen. Wir sind doch eine Familie, ich hab euch doch lieb und dann schmeckts so gut.“ Ohne anwesend zu sein, sind wir ihr präsent. Und mit ihrer unbeschwerten Art und Weise im positiven Sinn. Ich mache mir immer wieder Gedanken über uns als Familie, welche Grundstimmung bei uns herrscht, was für eine Familienatmosphäre… Solche Sätze wie heute machen mir Mut. Nicht alles zu kritisch zu beäugen…
Dankend denke ich heute an Luise Otto-Peters, an Emma Ihrer, an Clara Zetkin… Sie haben den Anfang der Frauenbewegung gemacht. Sie fingen an für Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft zu kämpfen. Und kämpfen bedeutet: sich unbeliebt machen, gegen gesellschaftliche Normen zu protestieren, am Rande zu stehen, ausgeschlossen zu werden, angreifbar zu sein, verwundbar, verletzlich…Frauen, die Missstände wahrnahmen und dann nicht passiv aushielten, sondern anprangerten, für die selben Rechte kämpften, die auch Männer hatten. Sie mussten aufstehen und auch an schwachen Tagen Stärke zeigen. Sie mussten ihre Sicherheiten verlassen um für sich und nachfolgende Generationen Freiheit zu erkämpfen – bessere Bildung und Ausbildung, gesellschaftlichen und politischen Einfluss, Selbstbestimmung, das Wahlrecht… Ich bin ihnen sehr dankbar. Und auch in Zeiten, in denen ich politisch nicht so interessiert war, bin ich wählen gegangen aus Respekt vor ihnen, aus Achtung davor was sie auf sich genommen haben, dass ich selbst bestimmt leben kann. Ich kenne die Gesichter von Luise, Emma, Clara und der vielen anderen nicht, habe nie ihre Stimmen vernommen, aber das Erreichen ihrer Ziele lebe ich heute dankbar. Denn ich bin mir sehr bewusst, dass es immer noch Länder in dieser Welt gibt, in denen Frauen keine selbst bestimmte Perspektive haben, sondern über sie hinweg ihr Leben geplant und entschieden wird…
Sehr lange habe ich mich für Politik nicht interessiert. Das Gefühl war zu groß, dass ich sowieso nichts verändern, ausrichten oder bewirken kann. In meiner Umgebung fehlte es an Menschen oder ich habe sie nicht gesucht, die ein Anliegen hatten, politisch interessiert und engagiert und dann noch angenehm im Umgang. Denn hin und wieder begegnete ich schon Menschen mit politischen Anliegen, aber die standen dann so im Gegensatz zu meinen Vorstellungen oder wurden so vehement vertreten, dass Politik unangenehm und für mich nicht von Bedeutung war. Das änderte sich erst als ich heiratete und mit der Hochzeit auch eine Tageszeitung in mein Zuhause kam. Mit meinem Mann schaue ich fast keine Filme, sondern wenn er mal abends zu Hause ist und wir gemeinsam etwas anschauen, dann will er Diskussionsrunden, Sonderberichte oder Reportagen sehen. Deshalb hat es mich nicht überrascht, dass er für move on (Jugendkreis) bei uns zu Hause vor den Landtagswahlen einen Politiker einlud, der an den Plakaten hängt und heute Abend in meinem Wohnzimmer saß. Kein Wahlkampf soll hier stattfinden, sondern Interesse an Politik geweckt werden. An diesen Abend hatte ich keine besonderen Erwartungen, aber ich bin dankbar. Auf den Plakaten sieht man ein Gesicht, jetzt „kennt“ man dazu die Person. Ein Familienvater, ein Ehemann, ein Berufstätiger, ein Mensch-menschlich um Entscheidungen ringend, Fehler machend, Veränderungen bewirkend. Politik wurde heute sehr nahbar. Das hat mir gefallen. Es ging weniger um seine Partei, sondern eher um die Ermutigung Verantwortung in unserer Gesellschaft zu übernehmen. Interesse an politischen Themen zu wecken. Selber nachzudenken. Selber aktiv zu werden.
Da war es wieder. Eine ungeplante Situation, die mich mit mir selbst konfrontiert. Ich hab eine Meinung zu einem bestimmten Thema und irgendwie komme ich mit einem Freund darauf zu sprechen, als wir beide unsere Kinder in die Kinderbetreuung während des Gottesdienstes bringen. Und wenn ich eine Meinung habe, dann begleitet mich ein bestimmtes Auftreten. Eine gewisse Überzeugung, die es meinem Gegenüber nicht ganz einfach macht mit mir zu diskutieren. Leider merke ich meistens erst zu spät, dass ich jetzt gar nicht weiß, was der andere dazu denkt, weil nur ich geredet habe. Heute Morgen wäre es fast wieder so gewesen. Aber mein Gesprächspartner erläutert seine Meinung und ich bin ehrlich überrascht, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Aber im Zuhören kann ich seinen Standpunkt verstehen und mein Horizont wird wieder etwas erweitert. Ich muss immer und immer und immer wieder lernen zuzuhören. Zu versuchen zu verstehen. Nur weil ich etwas schlecht finde, heißt das noch lange nicht, dass andere das auch schlecht finden. Nur, weil ich mit etwas nicht einverstanden bin, heißt das noch lange nicht, dass andere damit auch nicht einverstanden sind. Nur weil ich etwas kritisch finde, heißt das noch lange nicht, dass andere das auch kritisch finden. Heute bin ich sehr dankbar für dieses kurze Gespräch, dass mir wieder einmal geholfen hat. Es wird immer mein Thema bleiben, dass mir zuhören und verstehen schwerer fällt als reden. Um so dankbarer bin ich für Situationen wie heute, die mich daran erinnern und mich lehren. Das größte Kommunikationsproblem ist, dass wir nicht zuhören um zu verstehen. Wir hören zu um zu antworten. Ich bleibe eine Lernende…
Eigentlich hatte ich heute einen Tagesausflug mit meinen Töchtern geplant, aber meine Tochter war nicht so fit, deshalb kam spontan nur Besuch zum Mittagessen. Mein Mann lud zwei Leute aus Syrien ein. Die beiden kannte ich noch nicht. Und so kam der 21 jährige junge Mann mit seiner 19 jährigen Schwester. Und was soll ich sagen: ich bin begeistert. Warum? Weil der so gut deutsch spricht nach 5 Monaten, dass ich das Gefühl habe, bei ihm könnte die Integration wirklich funktionieren. Versteht mich bitte nicht falsch. Aber ich erlebe in letzter Zeit mehrere Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern, Kulturen und Leben hierher gekommen sind. Und die, die ich sehr nah erleben darf, sind einfach oft unter sich. Sie leben mit denen zusammen, die ihre Kultur, ihr Land, ihrem Leben am nächsten sind. Und ich verstehe das total. Mir würde es wahrscheinlich nicht anders gehen. Deshalb ist mir der junge Mann heute eine solche Ermutigung. Die ersten 3 Monate hat er einfach viele Bücher gelesen und sich die deutsche Sprache selber beigebracht. Seit 2 Monaten bekommt er 1 mal wöchentlich Unterstützung. Und als ihm etwas herunter fiel und ich es aufwischen wollte, hielt er kurz meinen Arm und sagte: „Nicht wegmachen. Sag mir erst wie man das bezeichnet, was gerade passiert ist.“ Also: >Dir ist etwas herunter gefallen. Mir kann etwas herunter fallen. Gestern fiel mir etwas herunter.< Mir wurde mal wieder bewusst, wie schwierig unsere Sprache ist. Ein anderer unbegleiteter junger Mann aus Pakistan, den wir manchmal treffen, ist jetzt innerhalb seiner WG umgezogen. Auf eigenen Wunsch wollte er nicht mehr mit seinen Landsleuten im Zimmer schlafen, weil sie immer in ihrer Muttersprache miteinander reden. Er teilt sich jetzt ein Zimmer mit einem Albaner. Das was sie verbindet ist die deutsche Sprache und die sind beide fleißig am lernen. Ich bin heute dankbar für diese ermutigende Begegnung. Denn ich wünsche mir sehr, dass sich die Menschen, die zu uns nach Deutschland kommen wohl fühlen. Aber wohl fühlt man sich vor allem da, wo man versteht und verstanden wird.