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alltagsstückwerk

~ Leben lieben – Familie feiern: darum geht es in diesem Blog: ein Jahr habe ich täglich eine Sache gepostet für die ich Gott dankbar bin. Diese abendliche Gewohnheit verhalf mir zu einem dankbaren Blick und deshalb schreibe ich weiter. Dies ist nur ein Blick, ein kleiner Teil, ein kurzer Moment meines Alltages, die schönen Momente festhalten, die dankbaren Momente feiern…

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Schlagwort-Archiv: unterwegs mit Geflüchteten

Dankesmomente

23 Mittwoch Mai 2018

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Alltag, Familie, Gedanken, Mama sein, unterwegs mit Geflüchteten

 

Ihr Lieben, es gibt immer wieder Zeiten da sammle ich meine Dankesmomente nur für mich. Ich weiß gar nicht genau woran das liegt, aber da fällt es mir schwer in die Öffentlichkeit zu schreiben. Vielleicht ist einer der Gründe, dass das was für uns selbst von Bedeutung ist für jemand anderen nicht dieselbe Bedeutsamkeit hat. Letztens habe ich in einem Buch gelesen und der Autor macht sich auf die Suche um eine Frage zu beantworten. Er schreibt sehr intensiv und detailliert über den Weg zur Antwort. Kommt auf erste Antworten, verwirft sie wieder und sucht weiter. Ich lese und gehe seinen Weg mit. Seine Frage gehört auch zu den Fragen, die ich im Leben stelle und die noch unbeantwortet sind und vielleicht für immer unbeantwortet bleiben. Denn seine Antwort auf diese Frage, merke ich, ist für ihn eine tiefe Erkenntnis, die ihn begeistert und die für mich keine Bedeutsamkeit hat. Ich sitze lesend auf meinem Bett und kenne das. Jemandem etwas zu erzählen, das für einen selber voll die Erkenntnis ist aber an der Reaktion des Gegenübers merkt man, dass diese Erkenntnis auf ihn nicht dieselbe Wirkung hat. Der Autor des Buches sieht mich nicht… Aber so geht es mir manchmal beim Schreiben in die Öffentlichkeit. Dankesmomente tun meiner Seele gut. Mit dem Verstand sind diese Auswirkungen des Sammelns gar nicht zu begreifen, aber es macht einen Unterschied ob ich es tue oder nicht tue… Aber es ist immer wieder wichtig für mich, dass wir Dankesmomente nicht vergleichen: meine Dankesmomente sind nicht deine und deine sind nicht meine Dankesmomente. Zu lernen auch da nicht zu bewerten… Das fällt mir manchmal. Hier ein paar aus der letzten Woche:

*Wenn ich meine Tochter nach der Schule von ihren Freundinnen abhole, bis zu ihnen gehen sie den Schulweg gemeinsam, komme ich an einem Rosenstrauch vorbei. Das weiß ich aber erst seit kurzem, weil er mir davor nicht aufgefallen ist. Ich war so überrascht als ich ihn wahrnehme, weil er groß und üppig am Starßenrand steht. Wir halten an, schnuppern an den Blüten, die intensiv duften. Ich freue mich jeden Tag neu seit dieser Entdeckung, weil er wunderschön ist aber auch, weil er mir eine Erinnerung dafür ist wie blind ich manchmal für die Schönheit bin, die um mich herum da ist.*

*Meine Große ist seit gestern auf einem Zeltlager. Meine Jüngste lief ihr schon Tage vorher immer hinterher und rief: „Ich werde dich so vermissen.“ Es ist schön, dass wir einen Platz im Leben haben an dem wir vermisst werden, wenn wir nicht dort sind. Seitdem ich verheiratet bin und Kinder habe freue ich mich so meinen Kindern einen solcher Platz zu sein. Und ich bin dankbar für die Geschwisterliebe und bete, dass sie sich immer nahe sind – auch als Erwachsene.*

*Ich habe eine größere Fehlentscheidung getroffen. Nicht mit Absicht, aber ohne Absprache. Die Konsequenzen trage ich nur in der zweiten Reihe, jemand anderes ist damit mehr konfrontiert. Mir tut das total leid, aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern. Ich muss immer wieder neu lernen Fehler zuzugeben, mich nicht zu rechtfertigen. Zu mir selber stehen, obwohl ich viel falsch mache und mich von dem Gedanken der Selbstoptimierung verabschieden. Das lehrt mich diese Situation wieder neu und dafür bin ich dankbar.*

*Meine Mittlere braucht immer wieder Ruhe. Ihr merkt man es sehr an, wenn sie überreizt ist. Am Samstagvormittag waren alle Nachbarskinder und meine 2 anderen Mädchen draußen spielen. Meine Mittlere hat auf dem Teppichboden im Kinderzimmer gelegen und Musik CDs gehört. Richtig losgelöst. Ich war so dankbar, dass sie das für sich selber so hinbekommen hat und nicht dem Druck nachgegeben hat, dass sie draußen etwas verpasst, wenn sie nicht mit geht. Der Rest des Tages war dann sehr entspannt. Das zu beobachten hat mich sehr dankbar gemacht.*

*Wir sind eingeladen bei einer Freu, die aus Syrien kommt. Sie spricht sehr gut deutsch und es einfach ihr zuzuhören. Ihre Geschichte macht mich wie so oft betroffen und ich bewundere ihre Stärke und ihre Ausdauer. Es ist ein schöner Nachmittag und ich merke wieder: Lebensgeschichten schützen vor Vorurteilen und bringen Menschen näher aneinander.*

*An der Kasse ist eine lange Schlange. Ein Mann ruft in sehr unfreundlichem Tonfall nach vorne, warum nur eine Kasse offen ist. Keine freundliche Bitte, kein Verständnis für die Unterbesetzung. Die Kassiererin reagiert und bittet in freundlichem Tonfall die Ware schon einmal an Kasse 3 aufzulegen und informiert ihre Kollegin. Sie ist mir ein großes Vorbild, während sie echt derb angegangen wird, respektlos und viel zu laut, bleibt sie respektvoll und freundlich und reagiert genau so: „Wie ihr selber behandelt werden wollt, so behandelt die Menschen.“ Sichtbare Werte im Alltag. Dafür bin ich dankbar.*

*Es sind Ferien. Das feiere ich.*

Zeit zum Lesen

07 Samstag Apr 2018

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Begegnungen, Bücher, unterwegs mit Geflüchteten

Ich lese so gerne. Obwohl mich manche Bücher auch schockiert zurück lassen, sehr betroffen machen, weil ich in kurzer Zeit lese was ein Mensch über Jahre erlebt hat. Für mich ist es eine Geschichte für ihn ein Teil seines Lebens mit dem er umgehen lernen muss. In den letzten Tagen waren wir weg und meine Kinder konnten immer wieder an einem Kinderprogramm teilnehmen und ich hatte Zeit mitten am Tag zu lesen. Das ist so ein herrliches Gefühl. Auf das Buch in meinen Händen wäre ich nie alleine gekommen. Aber einen Tag vor unserer Abreise saß ein junger Mann aus Syrien an unserem Esstisch, das Essen durchschnittlich, die Gespräche gut. Nein, gut ist ein zu positives Wort. Eher interessant, denn was ist gut an einer Fluchtgeschichte? Das sie gelungen ist? Und was bedeutet es in diesen vielen Fällen, dass sie gelungen ist, denn die Strapazen gehen in Deutschland weiter. Freiheit muss sich erarbeitet werden durch Sprache, das Kennenlernen der Kultur und auch das lernen zu einer Kultur ja zu sagen, die der aus all den fernen Ländern so fremd ist. Er hat ein Buch geschrieben, dieser junge Mann, der da an unserem Esstisch saß und ich habe an einem Vormittag gelesen was er in seinem bisherigem Leben erlebt hat. Ich habe das Buch am Ende zugeklappt mit all den Ereignissen, die seine Seele weiter tragen und verarbeiten muss. Ich bin sehr dankbar für den Mut den er hat und die Mühe, die er sich gemacht hat. In all den Gedanken die ich habe und den Gesprächen die teile und den Erfahrung mit den unterschiedlichen Menschen aus anderen Kulturen, brauche ich immer wieder die Erinnerung, dass dahinter Menschen sind, Gefühle, Ängste, Sorgen, Verlust. Ich brauche das, weil ich manchmal (und ich gebe das nicht gerne zu) so hartherzig werde, weil ich die Überforderung so spüre und die Ängste über eine unbekannte Zukunft so groß werden und die Hilflosigkeit all diese Weltprobleme nicht lösen zu können wächst. Dann reagiert mein Herz mit Unnahbarkeit, mein Verstand mit Argumenten, die keine Lösungen sind, aber glauben mich schützen zu können, dann werde ich auch manchmal ungerecht, weil ich die Ungerechtigkeit des Lebens so spüre und mich irgendwie mit schuldig fühle. Ein extrem schwieriges Thema, das in mir für viele Spannungen und Zerrissenheit sorgt. Ein Thema, das eigentlich kein Thema ist, sondern Geschichten beinhaltet – ein Thema ist irgendwann abgehakt, eine Geschichte wird immer weiter erzählt, es tauchen neue Wendungen auf, neue Gesichter… Ich bin dankbar für die Begegnung mit Seif, der unter einem Pseudonym seine Geschichte veröffentlicht hat, veröffentlichen musste und das sagt schon sehr viel über die Schwierigkeiten aus, die ihn hierher geführt haben. Seine Geschichte macht mein Herz wieder weich, nahbar. Sie verdrängt meine Ängste und Sorgen nicht, aber sie sorgt dafür, dass sie nicht zum Maßstab meiner Gedanken und Handlungen werden…

unperfekte Welt

21 Mittwoch Mrz 2018

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Begegnungen, Familie, unterwegs mit Geflüchteten

Ich bin genervt – am meisten von mir selbst. Mein Mann hat zum Essen eine Frau aus Afghanistan eingeladen. Mir fällt ein, dass ich daran gedacht habe Essen einzukaufen, aber der Nachtisch fehlt . Von einer Iranerin weiß ich, dass Frauen dort ihren Wert an drei Dingen festmachen: wie sie aussehen, wie ihre Wohnung aussieht und was sie ihren Gästen zum Essen auftischen. Und ich habe keinen Nachtisch. Ich ärgere mich, weil ich es doch irgendwann einmal besser hinbekommen müsste, das mit der Gastfreundschaft… Ordentliche Wohnung, opulentes Essen. Drücken diese beiden Dinge nicht Wertschätzung aus? Von einer Besprechung, die ich morgens hatte sind noch Kekse übrig. Diese stelle ich nach dem Essen zum Tee mit auf den Tisch. Zu diesem Zeitpunkt sind die Kekse und der fehlende Nachtisch überhaupt kein Thema mehr. Vor mir sitzt eine junge Frau, die auf der Flucht ihre Familie verloren hat. Sie findet sich in Deutschland wieder, die Mutter mit den Geschwistern in Schweden. Es gibt EU-Bestimmungen, die wichtig sind und die man am liebsten hier und heute über den Haufen werfen möchte. Weil vor uns eine Frau sitzt, die zu alt ist um ein Kind zu sein und zu jung um eine Frau zu sein. Die mit Einsamkeit kämpft und ihre Familie vermisst. Die sich Gesetzen beugen muss und trotzdem versucht aufrecht ihren Alltag zu meistern. Die viele Jahre Schule verpasst hat, weil sie im Iran als Flüchtling die Schule nicht besuchen durfte. Mit youtube bringt sie sich Mathe, Deutsch und Englisch bei. Sie ist eine stille Kämpferin. Eine, die nicht aufgibt. Die sich weigert zu resignieren. Ich bin so dankbar, dass sie da war. Sie hat meinen heutigen Tag so sehr bereichert, auch wenn ich den Nachtisch vergessen habe. Meine Werte erinnern mich: dass ich zuhören möchte, hinhören, in den Arm nehmen, wieder einladen. Du bist willkommen in meiner unperfekten Welt, weil du eine von denen bist die mich erinnern, dass es Nächstenliebe braucht und Nahbarkeit, Anteilnahme und Wertschätzung. Es braucht keine Perfektion, sondern Gemeinschaft. Und die geht auch ganz ohne Nachtisch. Heute bin ich dankbar für ein unperfektes Essen in wertvoller Gemeinschaft.

Schneckenhaus

11 Montag Dez 2017

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Alltag, Bibel, Familie, Gedanken, Gott, Mama sein, unterwegs mit Geflüchteten, Weihnachten

In 13 Tagen ist Weihnachten, in 16 Tagen ziehen wir um. Zum ersten Mal seit langem, dass ich die Weihnachtszeit als stressig empfinde. Einfach weil sie untergeht im Packen und Überlegen und sich von Dingen trennen. Mehr als einmal bin ich dankbar dafür, dass es in meinem Leben auch außerhalb der Weihnachtszeit besinnlich wird. Dann, wenn ich meinen ersten Kaffee aufbrühe, meine Bibel zur Hand nehme und die Worte in mir auf. Meine Gedanken in Sätze formuliere und sie festhalte auf weißem Papier mit schwarzem Stift. Dann besinne ich mich auf die Werte, die mir wichtig sind, auf die Beziehung, die entscheidend für mein Leben ist, auf die Worte, die ermahnen und ermutigen, die zur Reflektion anregen und zur Gnade auffordern. Dann wird es besinnlich… manchmal bei 3°C, manchmal bei 24°C. Je nach Jahreszeit…

Und im Moment erinnere ich mich ganz viel. Unseren Umzug wollte ich souverän und gelassen über die Bühne bringen, strukturiert und organisiert. Aber es kam mir mal wieder mein Leben dazwischen und so fühle ich mich überhaupt nicht souverän und gelassen, strukturiert und organisiert. Letzte Woche ist unsere liebste liebe Mitbewohnerin ausgezogen. Ich gönne es ihr voll, dass sie nun eine WG mit ihrer Freundin hat und nicht mehr Rücksicht nehmen muss auf unseren Familienclan, aber ich vermisse sie. Ich bin dankbar für drei komplett konfliktfreie Jahre mit ihr. Ich kann es kaum glauben, aber es kam kein Wort zwischen uns, dass in irgendeiner Weise schwierig oder unangenehm war! Für mich ein Wunder. Denn mit mir zusammen zu leben ist nicht einfach! Manchmal sind wir aneinander vorbei gelaufen und haben außer dem „Guten Morgen“ nicht viel miteinander geredet. Manchmal sind wir an einem Thema stundenlang hängen geblieben. Immer in einer großen Freiheit dem anderen gegenüber. Auf diesen 115 qm haben viele Menschen mit uns gelebt. Vom unbegleitetem minderjährigem Gefüchteten, alleinerziehende Mama, Studentinnen, Besucher… Viele Erinnerungen! Ich sortiere aus, damit die 85 qm die auf uns warten nicht vollgestopft werden mit überflüssigen Dingen. Aber was ist überflüssig nach 7 Jahren Familienleben in dieser Wohnung? Jeden Tag unzählige Entscheidungen: Kann das weg, geht das mit? Ich halte Briefe in der Hand. Meine Freundin erzählt vom Hausbau, mittlerweile hat sich ihr Mann getrennt. Hochzeitseinladungen – schon längst sind daraus Familien entstanden, die versuchen in ihrem Leben zu bestehen, den Alltag zu meistern. Geburtsanzeigen und die Karten von der Einschulung. Zeit verstreicht und ist gefüllt mit so vielem und zum Schluss bleiben doch vor allem die Erinnerungen. Was bin ich hier im Tragetuch mit meinen 2 jüngeren Töchtern die Treppen auf und ab gelaufen. Morgen wecke ich sie für die Schule und den Kindergarten. In dieser Wohnung habe ich gelernt, dass schlaflose Nächte schwach machen und das Schwäche nichts schlimmes ist. Auch wenn ich lieber souverän und gelassen wäre.

Ich verabschiede mich jetzt für die nächsten 4 Wochen von euch. Ich brauche jetzt das Schneckenhaus. Muss mich innerlich zurückziehen. Eine Phase endet hier irgendwie, eine neue beginnt. Ich bin am packen und planen – oft bis spät in die Nacht. Die Stille am Morgen kommt gerade zu kurz. Was mich dankbar macht? Ich weiß, dass dies eine Phase ist. Die Unsicherheit, die ich im Moment so stark spüre wird wieder weg gehen. An die Sachen, die ich aussortiert habe werde ich mich dann gar nicht mehr erinnern. Und ich bin dankbar für wundervolle Menschen, die mich heute ermutigt haben. Einen Brief habe ich bekommen von meiner Freundin, ein ganz lieber Bekannter stand mit einem Geschenk für mich an meiner Tür und unsere liebe Julia kam noch einmal vorbei um sich ganz offiziell zu verabschieden.

Vielen Dank ihr Lieben fürs treue Lesen, für Kommentare, die ihr mir da gelassen habt oder für einen like. Ich freue mich über jede Interaktion mit euch!!! Denn ein Blog und das Teilen von Gedanken macht dann Spaß, wenn es Menschen gibt, die es lesen. Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit und dann ein Jahr 2018 mit vielen Dankesmomenten, mit der Achtsamkeit für die vielen Kleinigkeiten, die zu Großartigkeiten werden, wenn wir sie sammeln, sie festhalten und verinnerlichen.

Seid ganz lieb gegrüßt, eure Lissy

eine Sammlung

09 Donnerstag Nov 2017

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Alltag, Begegnungen, Gott, Leben mit Kindern, Schreiben, unterwegs mit Geflüchteten

Dankbarkeit bleibt das Sammeln von Momenten, das Füllen des Dankestankes mit vielen kleinen Begebenheiten, bedeutet mit offenen Augen Kleinigkeiten zu entdecken, bedeutet achtsam zu sein, langsamer zu werden, aufmerksam… In den Dankestank kommen heute: der wunderbare Satz aus meinem aktuellen Lesefavorit: „Wer ruht, entwickelt ein Gehör für die schwachen Signale, die aus seinem Inneren kommen.“ Warme Leggings für die Mädels kaufen. Stille am Morgen und die chillige Musikplaylist am Abend. Vorfreude auf den Vortrag morgen Abend. Abends eine saubere Küche. Duftende frische Wäsche. Ein Gespräch mit einem befreundeten Afghanen, der schon ziemlich gut deutsch kann und mir etwas aus seiner Kultur erklärt. Eine weitere Schublade entrümpelt. Gott bitten. Gott danken. In Gottes Gegenwart sein. Ein Brief geschrieben, ich liebe das Geräusch beim Schreiben auf das Papier. Küsse und Umarmungen von meinen Töchtern. Die Freundlichkeit der Kassiererin. Dankbarkeit ist ein Tu-Wort, Dankbarkeit ist eine Sammlung…

Weitblick

18 Montag Sep 2017

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Gedanken, unterwegs mit Geflüchteten

Man könnte meinen ich meine es böse, aber das tue ich nicht. Man könnte meinen ich sei ungerecht, aber das will ich gar nicht sein. Man könnte meinen ich sei herzlos, aber das bin ich nicht. Seit knapp 2 Jahren habe ich fast täglich mit Menschen aus einem anderen Land, aus einer anderen Kultur zu tun. Interessant ist, dass sie alle aus demselben Land kommen und dieselbe Sprache sprechen. Ich genieße viele dieser Begegnungen, weil sie mir eine andere Welt zeigen, weil sie meinen Horizont erweitern, weil sie mich vorsichtiger werden lassen darüber zu urteilen was richtig und was falsch ist. Aber sie alle bringen immer wieder Fremdes in mein Leben, das befremdlich für mich ist. Und ich mir immer wieder Fragen stelle wie: Muss ich hier tolerant sein oder eine Grenze ziehen? Worin begründet sich meine Identität, damit Integration funktionieren kann? Was kann und darf ich von den anderen erwarten, wie muss ich an mir selber arbeiten um mit den unterschiedlichen Situationen gut zurecht zu kommen? Ich bin eine Menschenliebhaberin und plädiere für mehr Menschlichkeit. Aber manchmal merke ich wie mich die Überforderung Forderungen stellen lässt. Ich spüre wie ich Dinge verteidige, die ich doch eigentlich teilen will: Zeit, Freundschaft, Offenheit. Ich fühle mich hilflos, obwohl ich doch eine Hilfe sein will. Dies alles ist ein Teil von mir und damit ein Teil meines Lebensprozesses, ein Stück Wegstrecke in der ich lerne. Wofür ich heute dankbar bin? Für meinen Glauben. Ja, ich bin auch Zweiflerin, immer mal wieder. Ja, ich bin auch unsicher, immer mal wieder. Ja, ich stelle alles in Frage, immer mal wieder. Aber ich bin auch Glaubende, Gläubige, Suchende, Findende. Immer mal wieder. Und ich bin dankbar, dass ich nicht alleine auf diesem Weg bin. Denn der Gott an den ich glaube, der an dessen Werte ich mich halten möchte, dessen Wille Frieden bringt ist unsichtbar und wird doch im Leben, im Reden, im Denken einzelner Menschen sichtbar. Ich bin so dankbar, dass ich letzte Woche Besuch hatte von einer wundervollen Frau, die so viel schreckliches, so viel schmerzliches erlebt hat und die lachend und liebend an meinem Tisch sitzt. Viele aus ihrem Land saßen schon an meinem Tisch, jeder mit seiner Geschichte. Sie ist schon viele Jahre in Deutschland und wird nicht müde mir meine Fragen zu beantworten. Verurteilt mich nicht, weil ich manchmal genervt von der Fremdheit ihres Volkes bin und überfordert, weil unausgesprochenes im Raum steht, das sehr laut zu sein scheint. Sie ist mir ein großes Vorbild in der Liebe, in der Vergebung, Dinge mit innerem Frieden auszuhalten, die man nicht ändern kann. Ich bin dankbar für die Worte der Bibel, die ich höre und lese. Von dem, der alle Menschen geschaffen hat und Grenzen sieht, aber darüber hinaus liebt. Der die Probleme unter den Völkern benennt, Schwierigkeiten nicht verschweigt, nichts schön redet – aber einen Weitblick aufzeigt. Ich sehe diesen Ausblick im Moment nur bruchstückhaft. Zu sehr verbauen mir manchmal meine alltäglichen Gedanken den Blick auf das große Ganze. Ich bin froh, dass ich so sein darf, dass es solche Zeiten geben darf bei dem, der sich Aufrichtigkeit und nicht Perfektion wünscht, der, der nicht die Fehlerfreiheit, sondern die Vergebung in den Mittelpunkt stellt. Sein zu dürfen, gehalten zu werden, wahrgenommen, geliebt, angenommen. Ich bin dankbar, dass das auch für ihn gilt aus einem anderen Land, aus einer anderen Kultur. Er darf sein, wird von Gott wahrgenommen, geliebt, angenommen. Das verbindet uns heute Abend miteinander. Und dafür bin ich sehr dankbar!!! Und habe ich schon erwähnt? Ich meine das nicht böse und will auf keinen Fall herzlos sein oder ungerecht… 

ein Tu-Wort

20 Donnerstag Jul 2017

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Begegnungen, unterwegs mit Geflüchteten

Meine große Beuteltasche ist randvoll und hängt schwer über meiner Schulter. Es befindet sich alles darin um für meine Familie und Gäste Mahlzeiten vorzubereiten. Ich bin in Gedanken beim Abhaken meiner Liste, die sich nur in meinem Kopf befindet, denn der Zettel liegt zu Hause in der Küche. Habe ich an alles gedacht? Ich merke einen Stoß, werde aus meinen Gedanken heraus geholt und kehre in die gegenwärtige Situation zurück. Die Stadt ist voll, voller Menschen. Jeder mit seiner eigenen To-do-Liste, seiner eigenen Geschichte, seinem eigenen Leben. Ich registriere, dass ich aus Versehen eine Frau mit meiner Tasche angerempelt habe. In Gedanken war ich zu weit weg um zu merken, dass der Platz zu eng war mich an ihr vorbei zu quetschen. Ich setze zu einer Entschuldigung an, doch die Frau kommt mir zuvor: „Und für euch nimmt Deutschland Millionenkredite auf. So eine Schande.“ Ich sehe die Frau an und entschuldige mich. Es war keine Absicht. Ich war so in Gedanken… In ihrem Blick meine ich zu lesen, dass es ihr unangenehm ist was sie zu mir gesagt hat. Jetzt, da sie wahrnimmt, dass ich ihren – in Worte gefassten – Frust verstanden habe. Und ich habe ihn verstanden, nicht nur mit meinen Ohren. Wenn ich ehrlich bin und das bin ich nun mal: auch mit meinem Herzen. Ich bin ihr nicht böse, denn ihre Gedanken sind mir nicht fremd. Ich sitze immer und immer wieder zwischen den Stühlen, wenn ich auf Ämtern sitze um Anliegen von denen vorzubringen, die aus anderen Ländern nach Deutschland kamen. Unsere Kulturen sind so grundverschieden, dass ich Sorge habe, dass Integration nicht gelingen kann. Ich treffe auf Menschen und in Situationen, die mich emotional überfordern. Manchmal möchte ich Einzelnen ins Gesicht sagen: Ihr seid Gäste, verhaltet euch auch so. Oder sei doch dankbar, dass du hier überhaupt etwas bekommst. Oder wie geht ihr mit den geschenkten Dingen um? Hier muss man hart arbeiten um ein finanziell stabiles Leben zu führen. Ich habe tausend Fragen und keine Antworten. Deshalb sind mir die Gedanken der Frau nicht fern. Weil ich hilflos bin. Weil ich mir Intergration viel leichter vorgestellt habe. Weil ich an der inneren Haltung von einigen nichts verändern kann. Weil ich Einige kenne, die in meinen Augen ihre Chance nicht nutzen. Aber kann ich das überhaupt beurteilen? Ist es nicht anmaßend von mir so zu denken? Ich kann meine Gedanken nicht verändern, aber ich kann beeinflussen welche ich füttere. Heute bin ich dankbar für alle die ich kennen darf aus anderen Ländern und Kulturen. Alle, die mich bereichern und mich an meine Grenzen bringen. Ich bin dankbar für die Frauen, die ich immer wieder treffe, sie kommen zu mir, ich gehe zu ihnen. Wir reden, wir versuchen es zumindest. Sie lachen und tanzen miteinander, wenn sie unter sich sind. Sie reden über Haare färben, über ihre Kinder, über neue Rezepte. Ich sehe, wie sie mit ihrer Situation versuchen umzugehen. Ich sehe, dass sie wie ich sich um ihre Familien kümmern, dass sie sich wie ich mit den Fältchen unter den Augen auseinandersetzen, dass sie sich wie ich Liebe und Anerkennung wünschen, Verständnis und Freundschaft. Beim Mittagessen sitzen wieder die Jungs bei uns, eigentlich junge Männer. Sie sitzen da mit ihren Handys wie andere junge Männer in ihrem Alter. Sie reden über Fitness und ihre Prüfungen in der Schule. Haben Wünsche, Träume wie andere auch. Ich brauche genau diese Kontakte. Ich brauche diese Kontakte um die Stimme der Menschlichkeit nicht der Ablehnung zu füttern. Denn in uns allen schlägt ein Herz, dass geliebt und beachtet werden will. Dass sich sorgt und gekränkt fühlt. Das Vergebung und Nächstenliebe lernen muss. Immer wieder neu! Wir sind uns in aller Unterschiedlichkeit doch so ähnlich. Integration scheint kein Zustand zu sein , sondern eine Weg. Ein Weg herauszufinden, wie wir zusammen leben können, respektvoll miteinander umgehen, freundlich aufeinander zu gehen können. Integration ist ein Lernfeld, eine Haltung. Integration ist kaum etwas, dass sich in Worte fassen lässt. Integration ist Liebe in Aktion, ist respektvoller Umgang, ist Akzeptanz von Unterschieden und suchen nach gemeinsamen Nennern. Integartion ist ein Tu-Wort.

sammeln und festhalten

26 Montag Jun 2017

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Alltag, Bibel, Familie, unterwegs mit Geflüchteten

Es ist das Innehalten, das ich am Sammeln von Dankesmomenten so liebe. Für einen Augenblick wird mein unruhiger Alltag ganz ruhig, der Blick nach innen gerichtet und somit neu ausgerichtet. Wofür bin ich am dankbarsten? Das kann ich immer schwerer sagen, weil es so viele Kleinigkeiten sind, die in ihrer Summe so großartig werden. Es gibt eigentlich keine Kleinigkeiten mehr, nichts was mehr oder weniger Dankbarkeit verdient. Es ist das Sammeln von wertvollen Momenten, von wertvollen Geschenken an denen ich nicht mehr achtlos vorbei laufen kann. Zu viel Spaß macht mir dieses Sammeln, dieses Suchen nach dem Dank, das Festhalten von Glück. Ist der schönste Moment der, dass ich eine Entscheidung, die ich lange hin und her bewegt habe nun endlich getroffen ist und Friede einkehrt? Oder die wundervollen Blumen in den Vorgärten der Leute? Oder ist es das Stolz sein auf meinen Mann, der mit seiner Kollegin und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern wieder ein unglaublich gutes Zeltlager organisiert und durchgeführt hat? Oder die unglaublich liebe Nachricht, die mich über Instagram erreicht hat und wieder das Beobachten was schöne Worte Schönes bewirken können? Ist es der Besichtiungstermin einer Wohnung  für Freunde von uns aus dem Iran? Das Mitfreuen können, dass endlich die Chance besteht auf ein Zuhause nach eineinhalb Jahren zu viert in einem Zimmer? Ist es die kühle Stille am Morgen mit dem ersten Schluck Milchkaffee und den bewegenden Worten von Hiob? Oder ist es die abendliche Dusche, die mich so glücklich macht? Sind es meine Maxiröcke, die ich im Sommer so liebe, die mir um die Knöchel streifen und in Kombination mit dem Klacken meiner Flipflops das Gefühl von Leichtigkeit vermitteln? Sind es die Umarmungen von meinen Kindern, das Lachen mit ihnen, die Vorfreude auf den Geburtstag meiner Mittleren? Oder ist es der letzte Vortrag gewesen mit einem schönen Gespräch mit ein paar Frauen am Ende? Wieder das Wahrnehmen: wir geben in unserem Alltag alle das Beste und fragen uns doch immer wieder ob das reicht, ob wir überhaupt etwas zu geben haben? Miteinander im Austausch sein, einander zuhören, inspiriert werden… ist es das? Es sind so viele Gründe dankbar zu sein und ich liebe meine Dankesliste im Wohnzimmer, sie hilft mir, sie hält fest was so schnell verfliegt, sie erinnert mich. Ich bin dankbar!

Gemeinsamkeiten

10 Samstag Jun 2017

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Frauen, Leben mit Kindern, Mama sein, unterwegs mit Geflüchteten

„Sag deine Mann: gebe gute Achtung auf sie.“ Ich war auf dem Weg zum Zeltlager, welches mein Mann mit seiner Kollegin durchführt. Unsere Tochter konnte dieses Jahr zum ersten Mal dabei sein und unter den 85 Kindern waren auch Kinder von Eltern aus anderen Ländern und Kulturen mit dabei. Und genau das mag ich, genau darauf konzentriere ich mich: auf Gemeinsamkeiten. Ich fand die Mamas mutig, die ihre Kinder auf ein Zeltlager in Deutschland mit gaben. Ich finde sie mutig, weil sie nicht fliehen wollten, sondern mussten, weil sie sich vieles so anders vorgestellt haben und nun mirt der Realität zurecht kommen müssen. Weil sie alles darum geben, dass sie hier ein Zuhause finden. Ich bat einen Freund, ob er in seinem Auto mitfahren könnte zum Abholen der Kinder, damit die Eltern sehen, wo ihr Nachwuchs die letzten Tage verbracht habt. ich bin so dankbar: er tat es. Nach einem wunderbaren Abschlussabend auf dem Zeltlager mit Bühnenprogramm für die Eltern, glitzern in den Augen der einen Mama Tränen, als ich sie spät in der Nacht in ihrem Flüchtlingsheim wieder absetze. „Meine Kinder eine so schöne Zeit gehabt. Sage deine Mann – viele viele Dankeschön.“ Wir sprechen nicht dieselbe Sprache, aber wenn wir unseren Kindern Gutes tun können, dann setzen wir alles daran es möglich zu machen. Wir kommen nicht aus derselben Kultur, aber wenn unsere Kinder nicht bei uns sind, denken wir an sie, überlegen, ob es ihnen gut geht. Wir haben unterschiedliche Auffassungen von Erziehung, aber wenn unsere Töchter weg sind vermissen wir sie. Weil wir Mütter sind ist Liebe unsere Muttersprache, egal welche Sprache wir sprechen. Und für diese Gemeinsamkeit bin ich heute sehr dankbar. 

(Entweder das Foto ist aus einem schlechten Winkel gemacht oder ich bin echt so klein und meine Große überholt mich in nicht all zu langer Zeit. Hier ist sie in der Verkleidung eines Koalabäres für den Abschlussabend.)

Mahlzeit!

11 Donnerstag Mai 2017

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Alltag, Familie, Leben mit Kindern, unterwegs mit Geflüchteten

Begonnen zu kochen habe ich, als unser erste Tochter mit Beikost anfing. Vorher war mein Mann Student und hat in der Mensa gegessen, ich lebte von Cornflakes und am Wochenende gab es Tiefkühlpizza. Wir haben es überlebt. Mit dem Beginn dem Kochen der ersten Mahlzeiten wuchs auch meine Abneigung gegenüber dieser Tätigkeit. Ich war noch nie eine Küchenfee und wenn man mich gefragt hat, welche Tätigkeit im Haushalt ich am wenigsten mag, dann: kochen. Seitdem ich mir über die kostbaren Alltäglichkeiten mehr Gedanken mache fange ich an auch das kochen zu mögen. Es ist doch ein Privileg die prall gefüllten Einkaufstaschen die Treppen rauf zu tragen. Sie enthalten alle Lebensmittel, die ich für das Mittagessen und die nächsten Tage brauche. Ist es nicht schön Rezepte von Menschen heraus zu suchen, Neues auszuprobieren, weil es die gibt, die Lust haben sich Rezepte zu überlegen? Wie welches Gewürz zu einer Gemüsesorte passt, wie man Zutaten zusammen bringt, damit geschmacklich jede zum Tragen kommt und die andere im Geschmack unterstütz. Ist es nicht toll, dass man immer dazu lernen kann, auch wenn es nur ein neues Rezept ist? Ist es nicht wundervoll die Familie versorgen zu können und zu dürfen? Nicht in leere Augen schauen zu müssen, weil der Magen leer ist, sondern ihnen die ganze Bandbreite, die ganze Fülle schenken zu können. Und ist es nicht immer wieder etwas besonders Menschen mit an den Tisch einzuladen, die aus ihrem Leben erzählen. Beim Essen erfahre ich, was jemand anderen bewegt – gastfreundlich zu sein. Eigentlich habe ich in der Küche heute nur eine Lasagne gemacht, aber beim Einkauf wurde ich mir wieder der Vielfalt bewusst. Ich habe so gerne dabei zugesehen, als meine Töchter nach dem Vormittag im Wald ordentlich zulangten, weil der Hunger so groß war. Ich habe Menschen einen Platz an unserem Tisch geben dürfen, die noch auf der Suche sind nach ihrem Platz in einer Gesellschaft, die ihrer eigenen Kultur so fremd ist. Ich bin sehr dankbar dafür heute wieder gekocht zu haben und für die vielen Dankesmomente, die in einer einzigen Mahlzeit verborgen sind.

fühlen, träumen, hoffen, weinen

30 Sonntag Apr 2017

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Begegnungen, unterwegs mit Geflüchteten

Jede Geschichte will erzählt und gehört werden. Weil hinter jeder Geschichte ein Schicksal steckt, ein Menschenleben, ein schlagendes Herz, das fühlt und träumt und hofft und weint. Heute bin ich sehr dankbar für solche Geschichten. Eine Familie lädt uns ein, ihre Heimat ist weit weg und die Hoffnung auf ein neues Zuhause so nah. Eine Mutter, ein Vater, eine Tochter. Die Flucht im großen Flüchtlingsstrom…aber diese Geschichten machen aus der Masse ein Gesicht, ein schlagendes Herz, das fühlt und träumt und hofft und weint. Sie, die gar nicht weg wollten aus der Heimat. Nur, weil es doch etwas zu unruhig um sie herum wurde für ein paar Wochen untertauchen bei einem Freund, der ihren neuen Glauben zwar nicht teilt, aber menschlich bleibt und mit ihnen seine Wohnung teilt. Dann die Anrufe: „Dein Haus wurde durchsucht, auf den Kopf gestellt. Dun und deine Familie ihr könnt nicht mehr zurück.“ Und aus der Idee das Zuhause eine Weile zu verlassen, nur mit dem Nötigsten, wurde eine Flucht. Aus einer Familie Flüchtlinge. Ich bin sehr dankbar für diesen Nachmittag bei ihnen. Ich lerne, dass man auch aus einer begrenzten Anzahl von Möglichkeiten viel machen kann. Denn ihr Zuhause ist sehr klein, aber ihre Gastfreundschaft groß. Sie versuchen in allem aus dem wenigen das beste heraus zu holen. Sie sind mir heute zum Vorbild geworden, denn trotz der schwere ihres Schicksals, fühlen, träumen, hoffen sie weiter… und dafür bin ich heute sehr dankbar.

fluffiger Reis

06 Donnerstag Apr 2017

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Alltag, Begegnungen, Freundschaft, unterwegs mit Geflüchteten

„Der Reis von deiner Freundin schmeckt besser. Sie kann es dir bestimmt zeigen.“ Die Äußerung meiner Mittleren zum heutigen Mittagessen. Das was vielleicht in euren Ohren wie eine Kritik klingt, ist heute mein Dankesmoment. Denn meine Mittlere hat eines begriffen, dass jeder Mensch etwas weiter zu geben hat. Dass es dieses Gefälle von oben und unten zwischen Menschen nicht geben muss. Denn die Freundin, die sie meint ist eine Geflüchtete. An Heilig Abend hat sie ihren Teil zum Menu in Form von luftig fluffigem Reis beigetragen. Ich hatte es heute auch für unsere Gäste versucht und bin an der Menge kläglich gescheitert. Es war eher ein Haufen zusammen geklebter Masse. Nachmittags sind wir bei der besagten Freundin aus einem anderem Land, aus einer anderen Kultur zu Besuch. Ich erzähl ihr von meinem Missgeschick. Sie lacht freundlich. Nach den Osterferien werde ich von ihr fluffigen Reis kochen lernen.

Der Mann meiner Freundin arbeitet im Moment und macht ein Praktikum. Er arbeitet mit Holz und seine Begabung überrascht mich. Wundervolle Muster hat er angefertigt. Diese wird er aus Holz aussägen und zusammenleimen. Heraus soll dann ein Lampenschirm werden. Es sieht wirklich so schön aus…

Ich bin sehr dankbar für diesen Tag heute, den ich wieder mit Menschen aus anderen Kulturen verbracht habe und der diese wunderbare Gleichwertigkeit schafft. Wir sind alle Menschen, haben Träume und Begabungen, haben etwas zu geben, können zur Bereicherung einer Gemeinschaft unseren Beitrag leisten. Das nimmt die Angst vor dem Fremden und macht aus Fremden Freunde. 

wertvolle Selbstverständlichkeiten #6

18 Samstag Feb 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Charakterwerkstatt, Freundschaft, Gedanken, unterwegs mit Geflüchteten

All diese Bilder haben mir einer großen Tatsache zu tun. Sie spiegeln in einer ganz unscheinbaren Weise einen wunderbaren Zustand wieder – den Zustand der Freiheit. Schon seit einiger Zeit plane ich Mädels zu mir einzuladen und mit ihnen über Werte nachzudenken. Was sind Werte? Wozu sind sie gut? Lust zu machen sich seiner selbst und seiner Prägung bewusst zu werden und zu lernen das eigene Verhalten zu reflektieren, #wertewerkstatt. Ich darf das. Keiner, der es mir schwer macht. Keiner vor dem ich mich fürchten muss. Nein, Eltern, die mir ihre Töchter in diesen 2 1/2 Stunden anvertrauen. Ich bin frei zu entscheiden. Mein größter Gegner, meine größter Feind, der mir diese Freiheit so etwa auszuprobieren, rauben will, ist mein eigener Minderwert, meine eigenen negativen Gedanken über mich, meine Unsicherheit. Später sind wir bei Freunden eingeladen. Mein Mann fährt mit unseren Kindern hin, ich laufe. Ich laufe alleine. Genieße die Strecke durch die Felder. Keiner, der es mir verbietet, niemanden, den ich um Erlaubnis bitten muss. Mein größter Feind ist manchmal meine Faulheit, die es mir schwer macht mich aufzuraffen und noch ein Stück zu gehen. Unsere Freunde, die ein wunderbares Essen vorbereitet haben in einem Raum, mit 2 Kochplatten. Sie sind geflohen um frei zu sein. Frei ihren Glauben zu leben, sich frei als Frau bewegen zu dürfen, im Denken, Handeln, Kleiden nicht mehr eingeschränkt zu werden. Und so genieße ich und bin so dankbar für diesen wunderbaren Zustand der Freiheit – als Mensch, als Frau…

 

Menschlichkeit leben

26 Donnerstag Jan 2017

Posted by alltagsstueckwerk in Dankbarkeitsmomente

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Begegnungen, Gedanken, Leben mit Kindern, unterwegs mit Geflüchteten

Manche Artikel verletzen mich. Ich fühle mich kritisiert und in Frage gestellt, obwohl der Autor mich überhaupt nicht kennt. Solch ein Artikel geht mir schon wochenlang nach. Vor allem, weil er von so vielen positiv kommentiert wurde und sie sich verstanden fühlen. Ich verstehe das einerseits total und andererseits verstehe ich nicht welch einen Sinn solch ein Artikel haben soll. Es geht natürlich um die Situation der vielen Geflüchteten in unserem Land. Und der Artikel stellt die Frage, warum wir es haben so weit kommen lassen. Und er prangert vieles an das ich verstehe. Warum Waffen in Kriegsgebiete transportiert wurden. Warum Familien hier so viel finanzielle Unterstützung bekommen und wir nicht das Geld schon vorher den Familien in ihren Ländern zukommen ließen, damit sie erst gar nicht losgehen hätten müssen und dass man mit demselben Geld 10 Familien im ursprünglichen Land hätte helfen können… Noch vieler solcher hätte, wenn, wäre Sätze füllten diesen Artikel. Und die Überlegung, dass sich Ehrenamtliche in Deutschland, die Geflüchteten helfen, feiern lassen und so weiter. Ja, ich habe seit vorletztem Jahr sehr viel mit Menschen aus anderen Kulturen zu tun. Und ja, am Anfang war ich auch eine Ehrenamtliche. Nein, ich will mich nicht feiern lassen, sondern leben, was ich glaube: dass alle Menschen gleich sind. Dass alle Menschen Menschen sind. Es kann gut sein, dass mich die Situation so trifft, weil ich selber schon erlebt habe, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe scheinbar nicht so gleich bin wie andere und dass Ausgrenzung immer weh tut! Wir werden die Situation in unserem Land nicht lösen. Wir werden die Probleme nicht in den Griff bekommen, weder unsere eigenen, noch die die durch Geflüchtete entstanden sind. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich heute wieder unsere Freunde aus anderen Kulturen bei uns Zuhause als Gäste hatte. Es entstehen Beziehungen, wenn man Zeit miteinander verbringt. Und darüber bin ich sehr froh. So lange es noch die Möglichkeit gibt will ich Menschen menschlich begegnen um Menschlichkeit zu leben. Es ist eine schöne und lockere Atmosphäre und meine Kinder lernen nicht von mir einen perfekten Haushalt zu führen und alles in Ordnung zu haben, damit Besuch kommen kann (sonst könnte bei uns nie jemand vorbei kommen). Sie lernen, dass alle Menschen gleich sind und dass die Atmosphäre schön sein kann, wenn Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, mit anderem kulturellem Hintergrund und fremder Sprache miteinander am Tisch sitzen. Denn Menschlichkeit grenzt nicht aus, Menschlichkeit verbindet. Und dafür bin ich heute dankbar!

Mit den Geflüchteten ist Kreuzkümmel in mein Gewürzregal eingezogen. Das kannte ich vorher nicht und es bereichert mittlerweile viele Gerichte von uns.

…

10 Samstag Dez 2016

Posted by alltagsstueckwerk in alltägliche Begegnungen

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unterwegs mit Geflüchteten

Und als ich die Nachricht gehört habe, dass die 19jährige junge Frau in Freiburg von einem afghanischen unbegleitetem Geflüchtetem vergewaltigt und ermordet wurde, bleibt meine Welt für einen Augenblick in Schockstarre stehen. Und all die Gefühle, die in mir wohnen, zeigen sich. Kann ich weiter unbegleitete Geflüchtete aus anderen Kulturen bei mir willkommen heißen? Ist das nicht gefährlich? Wie verändert sich das Land in dem ich geboren bin, das ich liebe? Bestätigt es meine inneren Ängste und Unsicherheiten, dass das Böse von außen kommt und jetzt erst richtige Probleme entstehen, weil wir Grenzen und Häuser öffnen? Ist das so? Darauf habe ich keine Antworten – nur eine Geschichte. Vor knapp einem Jahr kamen sie das erste Mal zu uns zum Essen. Alle ziemlich groß, mit Bartwuchs und auf die Frage wie alt sie sind antworten sie: 16. Und ich bin etwas verunsichert. Unsere 16jährigen sehen wirklich anders aus – noch nicht so nach Mann. Und ich bin so dankbar, dass meine Angst mich zur Vorsicht mahnt, aber nicht zur Ausgrenzung ermutigt. Und so kommen sie, jede Woche. Und ich höre ihre Geschichten. Der eine gehört zu einer Minderheit in seinem Heimatland. Keine Chance auf Bildung, auf Entwicklung, auf Selbstständigkeit. Immer Angst vor der Gewalt, die auf der Straße lauert. Und seine Mutter schickt ihn los, als das Nachbardorf verwüstet wird. Er soll es besser haben, er soll eine Chance bekommen. Zukunft soll kein leeres Wort, sondern Wirklichkeit werden. Der Kontakt nach Hause fast unmöglich, weil es dort die Telekom nicht gibt. Seinen Freund hat er auf der Flucht kennen gelernt. Seine Familie glaubt an einen anderen Gott und das ist in seinem Heimatland nicht erlaubt. Das Wort Toleranz kennt man dort nicht. Sie erleben immer wieder Demütigungen, Unsicherheit, Angst. Zwischen dem Abschiedskuss und heute liegt fast ein Jahr. Er vermisst seine Familie so, erzählt immer wieder von seiner kleinen Schwester. Er wünscht sich einen Beruf zu erlernen, lernt schnell unsere Sprache, ist hilfsbereit. Auf der Flucht lernt er seinen Freund kennen, der von seinem Onkel los geschickt wurde, weil seine Mutter ins Gefängnis kam. In den Augen unseres Rechtstaates hat sie nichts falsch gemacht. Aber es wird zu gefährlich für ihn in der Heimat zu bleiben, da wo er verwurzelt ist. Er soll neue Wurzeln schlagen nach einer gefährlichen Flucht, in einer anderen Sprache, in einer fremden Kultur. Geht das überhaupt?… Wir sind alle Menschen mit Gaben und Fähigkeiten, mit Träumen und Wünschen, mit dem Bedürfnis wirksam zu sein. Aber wir werden an sehr unterschiedlichen Orten in dieser Welt geboren, mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen, in ganz unterschiedliche Situationen. Und mit anderen Sprachen, mit anderem Aussehen, mit dem fremden Geruch kommt auch die Unsicherheit, das Bedürfnis zu schützen was man hat. Und die Vermutung steht im Raum, dass Sprüche: >Das Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.< (Albert Schweizer) oder >Liebe ist das einzige was wächst, wenn wir es verschwenden.< (Ricarda Huch) nette Poesie, aber nicht Lebenswirklichkeit sind. Mir geht es nicht um Politik, um geschlossene oder offene Grenzen…mit geht es um meine Stadt, um mein Zuhause, um die, die schon hier sind. Ich erlebe, dass die 2 netten Poesiesprüche Wirklichkeit werden können. Ich komme auch an meine Grenzen, bin überfordert oder genervt. Aber die Gefühle kannte ich auch schon bevor ich mit Geflüchteten in Kontakt kam. Und so bin ich sehr dankbar für die Menschen, die mir begegnen, die mein Leben durcheinander wirbeln und auch bereichern, die mich nachdenklich machen und mich reflektieren lassen, die mich neu dankbar machen für das Glück, das ich habe und dass es nichts Selbstverständliches in meinem Leben gibt. Ich bin dankbar, dass sie aus Fremden Freunde machen, aus Angst Zuversicht und aus Sorge Hoffnung… 20161027_133437

(…und ich hoffe sehr und erwarte, dass der Täter zur Rechenschaft gezogen wird. Es gibt keine angemessene Strafe für ein solches menschenverachtendes Verhalten, aber wirksame Konsequenzen und ich wünsche mir, dass so etwas nie wieder einer Frau passiert – weder durch einen Geflüchteten, noch durch einen Deutschen, weder durch einen Ehemann, noch durch einen Fremden. Woher kommt nur diese Lieblosigkeit, diese Unmenschlichkeit, dieses Zerstören von Mensch zu Mensch?)

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