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Alltag, Familie, Gedanken, Mama sein, unterwegs mit Geflüchteten
Ihr Lieben, es gibt immer wieder Zeiten da sammle ich meine Dankesmomente nur für mich. Ich weiß gar nicht genau woran das liegt, aber da fällt es mir schwer in die Öffentlichkeit zu schreiben. Vielleicht ist einer der Gründe, dass das was für uns selbst von Bedeutung ist für jemand anderen nicht dieselbe Bedeutsamkeit hat. Letztens habe ich in einem Buch gelesen und der Autor macht sich auf die Suche um eine Frage zu beantworten. Er schreibt sehr intensiv und detailliert über den Weg zur Antwort. Kommt auf erste Antworten, verwirft sie wieder und sucht weiter. Ich lese und gehe seinen Weg mit. Seine Frage gehört auch zu den Fragen, die ich im Leben stelle und die noch unbeantwortet sind und vielleicht für immer unbeantwortet bleiben. Denn seine Antwort auf diese Frage, merke ich, ist für ihn eine tiefe Erkenntnis, die ihn begeistert und die für mich keine Bedeutsamkeit hat. Ich sitze lesend auf meinem Bett und kenne das. Jemandem etwas zu erzählen, das für einen selber voll die Erkenntnis ist aber an der Reaktion des Gegenübers merkt man, dass diese Erkenntnis auf ihn nicht dieselbe Wirkung hat. Der Autor des Buches sieht mich nicht… Aber so geht es mir manchmal beim Schreiben in die Öffentlichkeit. Dankesmomente tun meiner Seele gut. Mit dem Verstand sind diese Auswirkungen des Sammelns gar nicht zu begreifen, aber es macht einen Unterschied ob ich es tue oder nicht tue… Aber es ist immer wieder wichtig für mich, dass wir Dankesmomente nicht vergleichen: meine Dankesmomente sind nicht deine und deine sind nicht meine Dankesmomente. Zu lernen auch da nicht zu bewerten… Das fällt mir manchmal. Hier ein paar aus der letzten Woche:
*Wenn ich meine Tochter nach der Schule von ihren Freundinnen abhole, bis zu ihnen gehen sie den Schulweg gemeinsam, komme ich an einem Rosenstrauch vorbei. Das weiß ich aber erst seit kurzem, weil er mir davor nicht aufgefallen ist. Ich war so überrascht als ich ihn wahrnehme, weil er groß und üppig am Starßenrand steht. Wir halten an, schnuppern an den Blüten, die intensiv duften. Ich freue mich jeden Tag neu seit dieser Entdeckung, weil er wunderschön ist aber auch, weil er mir eine Erinnerung dafür ist wie blind ich manchmal für die Schönheit bin, die um mich herum da ist.*
*Meine Große ist seit gestern auf einem Zeltlager. Meine Jüngste lief ihr schon Tage vorher immer hinterher und rief: „Ich werde dich so vermissen.“ Es ist schön, dass wir einen Platz im Leben haben an dem wir vermisst werden, wenn wir nicht dort sind. Seitdem ich verheiratet bin und Kinder habe freue ich mich so meinen Kindern einen solcher Platz zu sein. Und ich bin dankbar für die Geschwisterliebe und bete, dass sie sich immer nahe sind – auch als Erwachsene.*
*Ich habe eine größere Fehlentscheidung getroffen. Nicht mit Absicht, aber ohne Absprache. Die Konsequenzen trage ich nur in der zweiten Reihe, jemand anderes ist damit mehr konfrontiert. Mir tut das total leid, aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern. Ich muss immer wieder neu lernen Fehler zuzugeben, mich nicht zu rechtfertigen. Zu mir selber stehen, obwohl ich viel falsch mache und mich von dem Gedanken der Selbstoptimierung verabschieden. Das lehrt mich diese Situation wieder neu und dafür bin ich dankbar.*
*Meine Mittlere braucht immer wieder Ruhe. Ihr merkt man es sehr an, wenn sie überreizt ist. Am Samstagvormittag waren alle Nachbarskinder und meine 2 anderen Mädchen draußen spielen. Meine Mittlere hat auf dem Teppichboden im Kinderzimmer gelegen und Musik CDs gehört. Richtig losgelöst. Ich war so dankbar, dass sie das für sich selber so hinbekommen hat und nicht dem Druck nachgegeben hat, dass sie draußen etwas verpasst, wenn sie nicht mit geht. Der Rest des Tages war dann sehr entspannt. Das zu beobachten hat mich sehr dankbar gemacht.*
*Wir sind eingeladen bei einer Freu, die aus Syrien kommt. Sie spricht sehr gut deutsch und es einfach ihr zuzuhören. Ihre Geschichte macht mich wie so oft betroffen und ich bewundere ihre Stärke und ihre Ausdauer. Es ist ein schöner Nachmittag und ich merke wieder: Lebensgeschichten schützen vor Vorurteilen und bringen Menschen näher aneinander.*
*An der Kasse ist eine lange Schlange. Ein Mann ruft in sehr unfreundlichem Tonfall nach vorne, warum nur eine Kasse offen ist. Keine freundliche Bitte, kein Verständnis für die Unterbesetzung. Die Kassiererin reagiert und bittet in freundlichem Tonfall die Ware schon einmal an Kasse 3 aufzulegen und informiert ihre Kollegin. Sie ist mir ein großes Vorbild, während sie echt derb angegangen wird, respektlos und viel zu laut, bleibt sie respektvoll und freundlich und reagiert genau so: „Wie ihr selber behandelt werden wollt, so behandelt die Menschen.“ Sichtbare Werte im Alltag. Dafür bin ich dankbar.*
*Es sind Ferien. Das feiere ich.*