sensibles Thema

Einmal im Jahr gehe ich zur Krebsvorsorge und es ist mir bewusst, dass nach einem solchen Arztbesuch sich das Leben nicht mehr anfühlen könnte wie vorher, weil man einen schlechten Befund mitgeteilt bekommen hat oder die Unsicherheit in den Augen der Ärztin sah. Ich habe kein Recht auf meine Gesundheit und mich kann es treffen – eine Diagnose, ein Unfall, ein Verlust. Auch wenn mich die ein oder andere Freundin schon für zu negativ erklärt hat, bin ich mir meiner Gesundheit dadurch sehr bewusst und bin dankbar für einen Arztbesuch ohne Befund. Mein Leben darf danach genauso weitergehen wie davor. Und es ist mir bewusst, dass das ein sensibles Thema und ein Privileg ist. Ich bin dankbar für die Gesundheit, irgendwann wird sich das wahrscheinlich ändern. Und wenn ich nicht krank werden sollte, dann werde ich alt. So oder so, die Kraft wird schwinden, mein Körper sich verändern. Und ich bin dankbar, dass es mir so gut geht.

willkommen

Dieses Wochenende war ich zum einen bei einem Frauenabend als Referentin eingeladen und heute durfte ich in einem Gottesdienst predigen. Meine Große hat mich heute begleitet und war danach voll begeistert: „Mama, ich will jetzt ganz oft mit. Die sind ja alle voll lieb und so herzlich. Das hat mir total gut gefallen.“ Mir auch und ja das ist ein riesen Privileg und etwas was ich sehr schätze, wenn ich zu den einzelnen Veranstaltungen fahre. Liebe Worte, Wertschätzung, willkommen geheißen zu werden. Als wir zurück sind besuchen wir als Familie eine Familie aus Syrien. Wer meinen Blog schon mehrere Jahre mitliest wird sich vielleicht an den Fußboden des Treppenhauses erinnern, den ich schon einmal fotografiert hatte. Das war Anfang 2016 als ich diese Familie kennenlernte. Seit meinem letzten Besuch sind ca 2 Jahre ins Land gegangen. Vor allem mit den beiden großen Töchtern möchte ich wieder einmal reden. Mittlerweile trägt auch die 12 jährige, die auf ihren 13. Geburtstag zugeht, ein Kopftuch. Sie kommen nicht aus ihrem Zimmer, denn mein Mann und ein Freund aus Ägypten sind dabei und sie möchten jetzt gerade ihre Haare nicht verbergen. Also setzte ich mich zu ihnen ins Zimmer. Wir reden, das heißt sie reden. Erzählen mir, dass sie in den Klassen gut zurecht kommen, aber keine Kontakte zu Deutschen außerhalb der Schule haben. Sie berichten wie sie nicht nur einmal wegen ihres Kopftuches beschimpft wurden und Leute sie meiden. Und ein Satz bleibt mir hängen: „Unsere Eltern sind mit uns hierher damit wir in Frieden leben. Hier ist natürlich kein Krieg, aber wie Frieden fühlt sich das auch nicht an.“ Während ich die letzten Tage viel Wertschätzung erlebt habe, werden sie immer wieder mit Ausgrenzung konfrontiert. Während ich erlebe was es für ein schönes Gefühl ist willkommen geheißen zu werden spüren sie immer wieder, dass sie unerwünscht sind. Manchmal weiß ich nicht wie ich mit der Ungerechtigkeit in dieser Welt umgehen soll. Weiß mir in solchen Gesprächen keinen Rat, weil jeder Rat wie ein Schlag wirken könnte. Es ist manchmal so schwer Mißverhältnisse auszuhalten. Ich bin dankbar für diesen Besuch. Diese Familie ist mir „verloren“ gegangen in meinem Alltag. Heute wurde ich wieder daran erinnert, dass wir uns doch alle nach Wertschätzung, Anerkennung und lieben Worten sehnen. Egal welcher Religion wir angehören, welche Hautfarbe wir haben, in welcher Kultur wir Zuhause sind. Das wird mir heute wieder wichtig und ich wünsche mir von mir, dass mein Leben nie zu voll ist um andere wahrzunehmen und wertzuschätzen. Grüßen auf der Straße, sich die Namen merken, auch wenn sie so fremd klingen, einen Besuch machen… Wertschätzung hat so viele Gesichter. Für das bewusst werden bin ich heute wieder dankbar und für das Erinnern an den Beitrag den ich vielleicht dazu leisten kann…

 

wertvolle Selbstverständlichkeit

In meinem Vortrag über Dankbarkeit ist meine Definition zu diesem Thema: „Dankbarkeit ist das Schöne wahrzunehmen, das Selbstverständliche wertzuschätzen und einen Mehrwert zu geben indem ich es festhalte.“ Heute ist mir das mal wieder sehr bewusst geworden als ich meine Spülmaschine morgens ausgeräumt habe. Ich liebe dieses Gerät. Vielleicht habe ich auch schon mal darüber gebloggt? Den ganzen Tag kann ich in kurzer Zeit meine Küche ordentlich machen in dem ich schmutzige Dinge in eine Maschine stelle. Und wenn dann alle schlafen gehen, dann schalte ich dieses Teil an und im Energiesparmodus erledigt es eine Arbeit für mich, die mich sonst viel Zeit kosten würde. Ich finde das so wertvoll und schön! Ich freu mich ganz oft morgens sehr bewusst an meinem sauberen Geschirr und es stresst mich nicht, dass es in null komma nix wieder schmutzig ist, weil ich eine tolle Alltagsbegleiterin habe. Heute bin ich dankbar für meine Spülmaschine! Eine wertvolle Selbstverständlichkeit…

13 Minuten

Meine Morgende an denen ich aus der Stille der Nacht in die Stille des Morgens eintauche sind oft nicht effektives Bibel lesen, durchstrukturierte Gebetslisten und wohlüberlegte Monologe. Es ist ein Ankommen, ein Sein dürfen, mein Sein dürfen in Gottes Gegenwart. Heute Morgen bin ich keine Stunde vor meiner Familie aufgestanden um in den Tag zu starten, es waren 20 Minuten. Davon die Zeit in der ich mein Gesicht gewaschen und eingecremt habe, meine Zähne geputzt, Kaffee gekocht und Kerzen angezündet. Da waren es schon keine 20 Minuten mehr, sondern vielleicht noch 13. 13 Minuten in denen ich mir bewusst werde, dass ich Geschöpf bin, dass ich geliebt und angenommen bin. 13 Minuten in der die Stille mich wie ein wärmender Mantel umschließt in dem die Liebe Gottes spürbar ist. 13 Minuten in denen mir meine Identität in Jesus sehr bewusst ist, unangefochten, weder von Menschen noch von Ereignissen in Frage gestellt. 13 Minuten Ruhe und innerer Friede. 13 Minuten sind nicht viel und nicht lang, aber sie sind die wunderbare Ausgangsposition für meinen Tag. 13 Minuten, die meiner Seele gut getan haben ohne dass ich in Worte fassen könnte was genau diese Stille vor Gott in mir bewirkt. Denn da sind keine Gebetsanliegen, die ich vor ihn bringe, kein Aktionismus der mich einholt. Da ist einfach Sein, Stille, Frieden, innerer Frieden – 13 Minuten bis der Alltag anbricht. Für mich haben diese 13 Minuten heute wieder den Unterschied gemacht und für diese Zeit bin ich sehr dankbar…

Liebe das Schweigen über alles: Es bringt dir eine Frucht, die keine Zunge beschreiben kann. Anfangs müssen wir uns zum Stillschweigen zwingen. Dann aber wird etwas geboren, das uns zum Stillschweigen hinzieht. (Isaak von Ninive)

Lebensphasen

In meinem Leben tauchen im Moment immer wieder drei Lebensphasen auf. Die erste Lebensphase sind Kinder, meine Kinder, aber auch die Kinder von Freundinnen, im Kindergarten usw. Ihr Leben ist noch so frisch, so voller Möglichkeiten und viele Entscheidungen liegen noch vor ihnen. Was werden sie daraus machen? Die zweite Lebensphase, dazu zähle ich mich. Wir, die wir schon Entscheidungen treffen mussten, getroffen haben. Es gibt noch durchaus viele Möglichkeiten, aber es ist nicht mehr alles machbar. Es gibt Entscheidungen, deren Konsequenzen wir schon spüren und nicht mehr rückgängig machen können. Man geht davon aus, dass einem noch viele Jahre zur Verfügung stehen und doch steht einem nicht mehr alles offen. Und die Menschen aus der dritten Lebensphase sind die, deren Leben schon fast am Ende ist. Von außen sehen sie jedenfalls so aus, auch wenn mir der ein oder andere sagt, dass sich im Kopf alles noch so jung anfühlt, aber es einfach nicht mehr so geht wie früher. Sie sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen, was für sie oft schwierig ist, weil sie keine Kinder sind. Ich begegne so vielen Menschen in diesen 3 unterschiedlichen Lebensphasen. Das macht mich immer wieder nachdenklich. Wie wird aus dem unbeschwerten Kind ein reifer Erwachsener, der als Oma gerne noch auf Familienfeiern gesehen ist? Wie werden aus Kindheitserfahrungen gesunde Werte, die auch im Alter noch Richtung geben? Wie aus der Wißbegier eines Kindes die Weisheit, dass Lernen nicht aufhört, dass es kein Ende für Weiterentwicklung gibt und dass egal wie lange ich schon lebe immer noch dazu lernen kann? Ich bin sehr dankbar, dass ich Einblicke in alle drei Lebensbereiche bekomme. Ich liebe diese vielen Kontakte sehr. Heute sagte eine ca. 90jährige Frau zu mir, nachdem ich sie gefragt habe, ob sie noch etwas brauche: „Ach, Schwester Lissy, nur ein bisschen Liebe.“ Aus einem Impuls heraus nehme ich sie in den Arm. Das hätte ich vor Jahren nie und nimmer gemacht. Aber vielleicht durfte ich schon lernen, dass wenn ich Liebe weitergebe, ich nichts verliere. Ich will unbedingt jetzt schon gute Weichen stellen für Reife, gesunde Werte, Weisheit und üben zuzuhören um dazu zu lernen… Denn alt werde ich von ganz alleine, eine dankbare weise Frau, das bedeutet Auseinandersetzung mit sich selbst, bedeutet ehrlich zu sein vor sich selbst, bedeutet, dass andere auch recht haben können, bedeutet wachsam, achtsam, reflektiert zu sein…

wundervolles Hobby

Eine Freundin meldet sich kurz vor ihrem Urlaub: „Lissy, hast du einen Buchtipp für mich und könntest du mir ein Buch leihen?“ Ich bin hoch unters Dach. Obwohl wir jetzt schon 8 Monate hier wohnen gibt es noch unsortierte Kartons dort oben. Und dann versinke ich. Einen anderen Ausdruck kann ich für diesen Zustand nicht finden. Ich entdecke Bücher, die ich noch lesen will. Entdecke Bücher, die schon gelesen habe und die ich in mein Wohnzimmer stellen möchte. Denn es kann gut sein, dass du mich abends in meinem Wohnzimmer triffst, vor dem Bücherregal und in der Hand irgendein Buch und ich lese im stehen ein paar Zeilen, ein Kapitel aus einem der Bücher. Denn ich habe Bücher, die mir immer etwas zu sagen haben. Ich bin so dankbar für dieses wundervolle Hobby, für viele Menschen, die ihre weisen Gedanken nicht für sich behalten, sondern sie mit anderen teilen, mit mir teilen und ich bin dankbar, dass ich lesen kann. Das ist so besonders. Meine Freundin hat eine kleine Auswahl an Büchern mitgenommen. Hoffentlich inspirieren diese sie auch…

zurück aus der Pause

Gestern Abend wollte ich euch den ersten Beitrag nach der Sommerpause schreiben. Wollte schreiben, wie schön es ist wieder im Alltag zu sein, eingebettet in Rhythmus und Routinen, Zuhause in Gewohnheiten und Ritualen. Ich hatte mich echt darauf gefreut. Gestern Abend war ich dann so fertig nach meinem ersten Tag im Alltag, dass ich nachdem unsere Kleingruppe (Wir treffen uns alle 2 Wochen bei uns Zuhause und reden miteinander über Dinge, die unser Leben betreffen. Charakter, Glaube, Familie, Arbeit… Und auch wir hatten uns mehrere Wochen nicht gesehen) gegangen war völlig fertig ins Bett gefallen bin. Wie ist das möglich, dass ich nach einem Tag so durch bin? Weil ich mich wieder erst hinein finden muss in all die Themen… Das letzte Kindergartenjahr meiner Jüngsten hat begonnen, die Großen erzählen von all den neuen Eindrücken, Listen an Schulmaterialien zu besorgen, die Sportschuhe sind zu klein, die Einladungen für den Geburtstag meiner Großen müssen verteilt werden, ich muss noch im Schulsekretariat etwas abklären, zwei Überweisungen, die Ärzte sind aus dem Urlaub zurück und Termine müssen vereinbart werden… Eine kleine Auswahl von gestern. Und ich bin so dankbar, dass ich mich in ein paar Tagen wieder zurecht finde, wenn der Wecker morgens klingelt, dass wir so eine schöne Sommerpause als Familie hatten und dass meine Chefin mir für gestern frei gegeben hat. Ich hatte nicht darum gebeten, aber ich habe mich wirklich darüber gefreut.

Herzlich willkommen zurück nach der Sommerpause. Ich freue mich, wenn du mit liest welche Dankesmomente im Alltag zu finden sind und du dich vielleicht mit mir auf den Weg machst nicht aus einem vergleichenden Defizit zu leben, sondern die Fülle wahrzunehmen, die in unserem Leben steckt. Manchmal ist sie verdeckt durch Sorgen, manchmal versteckt durch zu hohe Erwartungen, aber immer aufspürbar, wenn wir inne halten, verlernen zu bewerten und wahrnehmen was schon da ist. Ich freue mich, wenn du mit dabei bleibst und wünsche Dir…

alles Gute zum Alltag

Mit ganz lieben Grüßen Lissy

Sommerpause

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Mir fehlt es nicht an Dankesmomenten. Im Gegenteil, je länger ich sammle desto präsenter sind mir all die Dinge in meinem Alltag für dich ich dankbar bin.

Da sind die wundervollen Hortensien, die ich an einer Hauswand blühend entdeckt habe. Die Pracht ist nicht in Worte zu fassen und macht mich dankbar.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Foto zu meinem Artikel in der Zeitschrift family so groß abgedruckt wird. Das zu sehen und den Artikel noch einmal zu lesen ist ein extrem seltsames Gefühl. Und sollte es nicht voller Freude sein? Aber ich kenne mich mittlerweile gut: Mein innerer Kritiker und meine wohlbekannten Selbstzweifel sind zu Besuch und wollen gehört werden. Wisst ihr wofür ich dankbar bin? Dass ich die beiden sehr gut kenne, aber in den letzten 2, 3 Jahren immer mehr lerne Entscheidungen nicht aufgrund ihrer Stimme zu treffen. Sie werden gehört und dann überlege ich, ob sie in die Entscheidung mit einbezogen werden. Würde ich auf meine inneren Zweifel immer hören hätte ich keinen Blog, würde ich weder Vorträge noch Predigten halten und diesen Artikel hätte es nie gegeben. Ich halte mich an Pippi Langstrumpf: „Das habe ich vorher noch nie gemacht. Das wird sicher ganz wunderbar.“ Es ist zwar nicht wunderbar, aber danach freue ich mich, dass ich es gemacht habe. Für dieses Lernfeld bin ich dankbar.

Meine Mittlere hat ihren 8. Geburtstag gefeiert. Und es folgen bald meine Große mit 10 Jahren und meine Kleine mit 5. Ich freue mich so sehr an diesen 3 und dass sie mein Leben so bereichern. Ich habe in der Baby- und Kleinkindzeit so mit mir zu kämpfen gehabt. Alle Mamas um mich herum schienen immer so glücklich zu sein, nur ich war im Zustand der Dauerüberforderung und saß so oft abends auf meinem Bett und habe mich und meine Unfähigkeit beweint! Ich war so enttäuscht von mir selber und habe unzählige Male gebetet: „Kommt meine Zeit als Mama noch, da wo ich es genießen kann?“ Die letzten 2 Jahre hätte ich am liebsten angehalten, weil ich es genieße: das Mamasein. Ich bin Gott so dankbar, durch seine Gnade habe ich so viel über mich gelernt. Am meisten sicher, dass die Welt nicht untergeht, wenn ich schwach bin…

Ich kehre gerade in Teilzeit wieder zurück in meinen erlernten Beruf. Es ist so schön zu merken, dass der Beruf, den du mit 17 Jahren gewählt hast auch mit 37 Jahren noch Freude macht.

Nach wie vor ist die Stille meine liebe Begleiterin. Ob am Morgen oder abends vor dem schlafen gehen. Nicht jeden Tag, nicht zwanghaft, aber immer bereichernd und entspannend. Jetzt beginnt auch die vortragsfreie Zeit bis September. Die Sommerpause in der es keine Anfragen gibt. Ich habe vor ein neues Vortragsthema zu erarbeiten und bereite mich auf die Themen im Herbst vor. Und ich bin leise. Kein Mikrofon in der Hand, keine neuen Leute… Ich genieße diese Vortragstätigkeit sehr. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass viele von euch das mir ermöglichen, weil ihr mich zu euren Veranstaltungen einladet. Aber diese Redepause ist so wichtig. Für diese Zeit bin ich jetzt schon dankbar: reflektieren, nachspüren, schweigen… (Falls ihr eure Veranstaltungen plant und noch auf der Suche nach einer Referentin seid dürft ihr mir gerne schreiben: post@alltagsstueckwerk.com).

Ich verabschiede mich in die Sommerpause. Mein Blog wird auch still in der Zeit sein, aber ihr wisst, ich sammle weiter die Dankesmomente meines Alltages, die kostbaren Kleinigkeiten, die schönen Momente, all das Gute… Und ich freue mich, wenn du ab September wieder mit liest und noch mehr, wenn du die Augenblicke deines Alltages sammelst für die du dankbar bist.

Danke für dein treues Lesen.

Mit ganz lieben Grüßen, Deine Lissy

Spekulation und Fakten

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Einkaufen, viele Menschen, spürbare Hektik, dann kurzes Innehalten. Denn während ich meinen Einkaufszettel abarbeite, höre ich eine freundliche Stimme, die behutsam mit jemandem redet. Ich drehe mich um. Mutter und Tochter. Die Tochter ist kein Kind mehr, es ist zwar schon später Nachmittag, aber ihre Haare sitzen immer noch ordentlich, das Kostüm und die hohen Absätze zeugen davon, dass sie von der Arbeit kommt. Ihre Mutter ist keine junge Frau mehr, ihre wuschelige Frisur und die Jogginghose lassen vermuten, dass sie bis eben noch auf der Couch saß. Die Regale laufen sie gemeinsam langsam ab. Es wird klar, dass die Tochter mit ihrer Mutter einkauft und nicht ihren eigenen Einkauf erledigt. Ich gebe zu nach ca. 30 Sekunden wäre ich eher genervt gewesen. Denn die ältere Frau überlegt sich bei allen möglichen Sachen, ob sie sie einkaufen soll. „Vielleicht habe ich nicht richtig geschaut und ich habe doch noch genug davon Zuhause.“ sagt sie. Beruhigendes antworten der Tochter: „Komm wir schauen auf das Haltbarkeitsdatum. Wenn du das jetzt kaufst machst du nichts falsch. Es hält noch sehr lange.“ So arbeiten sie sich vor. Absolute Faszination für diese Tochter. Wo bitte nimmt sie kurz vor dem Abend noch so viel Geduld her? Es ist so schön sie zu beobachten, weil ich das Gefühl habe, dass sich die Tochter dafür nicht anstrengen muss. Sie scheint sich heute vorgenommen zu haben, dass sie mit ihrer Mutter einkaufen geht und das hat Priorität. Das entspannte Bad, der verlockende Film im Fernsehen, das gemütliche Essen daheim. Scheinbar kann sie ihre Bedürfnisse hinten anstellen um respektvoll, freundlich und geduldig mit ihrer Mutter einkaufen zu gehen. Ich habe nicht mit den beiden gesprochen, deshalb ist hier so einiges Spekulation, aber dass sie sich von allen anderen abhob durch diese Gelassenheit und Freundlichkeit, das ist Fakt. Und es war ein schön zu beobachtender Moment für den ich heute sehr dankbar bin.

das wagen feiern

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Oh, ich habe einige Reaktionen von euch auf meinen letzten Beitrag bekommen und stelle fest: Mails schreiben einige von euch lieber als ein Kommentar. Danke dafür und auch danke für die, die sich immer mal wieder in den Kommentaren äußern. Es ist einfach schön, wenn man mitbekommt, das etwas Geschriebenes in einem von euch etwas anstößt oder bewegt. Neid war jetzt solch ein Thema und ich habe dazu ein paar Gedanken und überlege ob ich die auch in ein Video packen soll? Oder ist das zuviel? Was denkt ihr? Ich könnte über das Thema sprechen… Ihr wisst ja, ich schreibe nicht nur gerne, sondern rede auch gerne…  (post@alltagsstueckwerk.com)

heutiger Dankesmoment: das Wagen feieren

Besorgungen machen in der Stadt. Ich treffe eine Erzieherin meiner Tochter aus dem früheren Kindergarten. Sie ist noch in der Ausbildung, aber keine 20 Jahre mehr alt sondern über 50. Ich freue mich so sie zu sehen, denn unser letztes Gespräch ist ca. 1 1/2 Jahre her. „Wie geht es Ihnen?“ frage ich. Sie seufzt. Vor ihr liegen die letzten Prüfungen bis zu ihrem Abschluss. Sie hat Sorge nicht zu bestehen, denn ihre letzten Prüfungen liegen ca. 30 Jahre zurück. Sie hat 2 oder 3 (ich weiß es nicht mehr genau) Söhne geboren, sie umsorgt und groß gezogen, hat sich hinten angestellt und ihrer Familie den Vorrang gegeben. Hat ihre Söhne durch die Schulzeit begleitet und sie auf Prüfungen vorbereitet. Und als diese groß sind, ihre eigenen Wege gehen schlägt auch sie noch einmal einen ganz neuen Weg ein. Die Ausbildung zur Erzieherin, ein lang gehegter Wunsch. Ja, sie ist über 50 und ja, sie ist die Älteste in der Klasse und ja, sie weiß nicht ob sie besteht. „Was mach ich, wenn ich scheitere?“ steht fragend in ihren Augen. „Habe ich mir zu viel zugetraut? War ich zu optimistisch?“ Erst auf dem Heimweg fällt mir eine Antwort ein, die leider unausgesprochen bleibt (aber die ich dir jetzt schreibe). „Wenn Sie die Prüfung nicht bestehen (was ich nicht glaube), dann feiern Sie sich trotzdem. Laden Sie ihre Familie und Freunde ein und feiern Sie. Denn Sie sind nicht gescheitert. Sie haben einen großen Schritt gewagt, sind los gegangen, haben sich darum bemüht einen Traum wahr werden zu lassen.“ Warum geht es bei uns so viel darum welches Ergebnis wir hervor bringen? Sollten wir uns nicht schon dann freuen, wenn wir etwas wagen auch wenn wir nicht wissen ob wir es schaffen. Und wovor haben wir Angst, wenn es uns nicht gelingt? Vor den Blicken der anderen die denken könnten: Habe ich gleich gesagt, die schafft das nicht die ist zu alt, zu groß, zu unsportlich, nicht begabt, sie ist allein, zu schüchtern, zu vorlaut… Aber können wir nicht die Blicke der anderen kurz in Kauf nehmen und dann wieder den Blick ins Spiegelbild wagen uns zulächeln und sagen: Aber ich habe es versucht. Nicht den vorwurfsvollen Blick im eigenen Spiegel. „Ach hätte ich doch, vielleicht wäre es gut gegangen?“ Nicht das Ergebnis ist entscheidend, sondern das wagen, mutig sein, vorwärts gehen… Ich habe keine Ahnung, ob sie ihre Prüfungen bestanden hat. Aber ich feiere sie jetzt schon, weil sie nicht scheitert, sondern etwas gewagt hat, ihre Komfortzone verlassen hat… egal wie die Ergebnisse sind. Sie ist mir ein wundervolles Vorbild. Für diese Begegnung bin ich heute dankbar!!!

 

 

 

 

Steckenpferde

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Über Jahre, Jahrzehnte war ich die Meisterin des Vergleichens. Das ist natürlich nichts mit dem man sich rühmen kann, aber es gehörte zu einem meiner Grundgefühle immer zu glauben zu kurz zu kommen. Das Vergleichen hat mich neidisch gemacht. Es ist eine Art Stich, die da in mir hochkam, der dann zu einer zermürbenden Gedankenspirale wurde. Sehr anstrengend und steht unbeschwerten Beziehungen echt im Weg. Mit der Dankbarkeit hat sich das wirklich verändert. Das ist eine so wunderbare Nebenwirkung mit der ich gar nicht gerechnet hatte.

Aber ich will ehrlich zu euch sein. Es ist nicht gänzlich verschwunden. Ich kenne dieses Gefühl immer noch, diesen Stich. In der vergangene Woche zum Beispiel als ich eine schöne Frau hinter dem Steuer eines wunderschön schwarzen Nissan Qashqai gesehen habe. Tolle Haare, tolle Haut, tolles Auto, tolle Frau. Gut, mit meinen Haaren gehe ich echt ungern zu Friseuren, das mache ich lieber selbst, aber ich würde echt gerne einmal im Monat zur Kosmetikerin gehen und einen Nissan Qashqai fahren … Ein anderes Dauerthema in mir ist der fehlende Garten. Grün, eine Oase mit Obstbäumen, Hortensien und üppigen Rosen. Ich habe wunderschöne Ecken gestaltet in denen ich abends sitze und lese oder meine tollen Freundinnen einlade, die dann erholt aus meiner Gartenoase zurück in ihren Alltag gehen… Oder der Stich kommt auch dann, wenn in den Pfingstferien gefühlt alle in den Urlaub fahren und wir hier sitzen… Das sind meine Steckenpferde.

Was schön daran ist ist, dass ich zwar den Stich noch erlebe, aber diese zermürbenden Gedanken nicht mehr. Das ist echt wahr. In solchen Momenten stößt der Neid auf einen vollen Dankestank der in meiner Seele Zuhause ist und ich dann auf diese innere Ressource der grundsätzlichen Dankbarkeit zurückgreifen kann. Unbewusst. Es ist so schön, dass ich es wahrnehme und auch benennen kann, aber das die Gedanken mich nicht dauerhaft ins negative ziehen. Ich habe keinen Garten mit einem Obstbaum, aber ich habe in dieser Woche zweimal Kirschen von meiner Freundin bekommen. Ich fand es so schön, dass sie an mich gedacht hat. Das schenkt mir so viel Wertschätzung. Gestern Abend klingelt es an meiner Tür. Dann ist es der Nachbar von gegenüber, den ich grüße, aber bis jetzt noch nicht so richtig gesprochen habe. Zwischen uns liegt eine große stark befahrene Hauptstraße. Er kommt und bringt mir eine ganze Tüte Kirschen. Ich wusste gar nicht wie ich mich bedanken sollte. Ich fand das so nett!!! Vielleicht wird es den Anflug von Neid immer wieder in meinem Leben geben. Es gibt eben so bestimmte Punkte, die mich triggern, aber das ermutigende daran ist ich lerne damit umzugehen, er bestimmt mich nicht und den Rest meines Tages oder sogar der Woche (habe ich alles schon erlebt). Und manche Dinge bleiben Träume, deren Wirklichkeit noch werden kann: einen Garten zum Beispiel… Und bis es so weit ist lass ich mir die Freude am Tag nicht nehmen und meine Dankesmomente des heutigen Tages habe ich schon notiert. Damit nicht der Neid die Oberhand gewinnt…

großartige Kleinigkeit

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Die kleinen Beine treten fest in die Pedale, die größeren Beine auch. Die Haare wehen unter den Fahrradhelmen, in der Luft liegt eine süßlicher Geruch. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und ich kann mir gerade schlecht vorstellen, dass irgendwann wieder der Winter kommt. Ich bin glücklich wenn ich mit meinen Töchtern Fahrrad fahre. Dankbarkeit ist unzählige Kleinigkeiten festhalten. Aber so klein ist es gar nicht, dass ich drei wunderbare Töchter habe, dass sie sich entwickeln, dazu lernen und ich Unterstützerin und Zeugin sein darf. Denn über Jahre saß immer ein Kind auf dem Fahhradsitz oder im Fahhradanhänger. Seit letztem Jahr kann nun auch unsere Jüngste Fahrrad fahren und wir erledigen viele Dinge mit unseren Rädern. Das ist so schön. Dafür bin ich so dankbar.

Tränen & Lächeln

Diesen Beitrag wollte ich vor einer Woche veröffentlichen. Aber ich brauchte irgendwie Zeit um wieder zu lernen mit unbeantworteten Fragen umzugehen. Denn während ich in der fröhlichen und hoffnungsvollen Geburtstagsrunde saß, ist der Vater einer lieben Freundin gestorben. Das wusste ich in dem Moment noch nicht. Während wir feierten, trauerten andere um einen lieben Menschen und tun es immer noch. Das tut mir so leid. Es liegen Freude und Leid, schöne Momente und Schmerz so dicht beieinander. Das anzunehmen und zu akzeptieren ist Schwerstarbeit. Ich denke an meine trauernde Freundin und freue mich mit an dem nachstehenden Dankesmoment von letzem Mittwoch…

Dass mir in einer Runde von 10 Leuten die Tränen kommen – ich weiß nicht wann mir das das letzte Mal passiert ist. Aber es waren keine Tränen der Trauer, sondern des Überwältigt seins. Mit Freunden fahre ich zu einem Geburtstag. Letztes Jahr saßen wir um diese Zeit zusammen in ihrem Garten und haben gefeiert. Den runden Geburtstag, den 50., bei Sonnenschein und Brunch. Dieses Jahr fahren wir zu ihr ins Krankenhaus. Nein, es ist kein trauriger Anlass mehr. Das war er vor ein paar Wochen, der Krankenhausbesuch. Auf der Intensivstation. Warten bis das Pflegepersonal einen vom Flur abholt, sich einpacken in Schutzkleidung wegen der Keime. Und dann liegt sie da. Sie sieht nicht aus wie sie selbst. Ich bin erschrocken, hätte sie nicht wieder erkannt, wenn ihr Mann mich nicht begrüßt, der nicht von ihrer Seite weicht. Und dann verbringe ich Zeit bei ihr. Zeit, die an ihr vorüber zieht, sie wird sich daran nicht mehr erinnern. Beten, beten, dass die überlebt, denn die Ärzte haben versucht was sie können, aber auch ihr Latein ist am Ende.

Und letzte Woche sehe ich sie wieder. In einem anderen Krankenhaus. Aufrecht sitzend. Lächelnd, ihre Haare, ihre Kopfbewegung, ihr Lächeln. Da ist sie wieder. Vor Wochen habe ich sie nicht wieder erkannt, jetzt bin ich so gerührt, dass sie da sitzt wieder erkennbar wieder zu erkennen, an ihrem 51. Geburtstag. Ich freue mich so. Die Heilung kam nicht spontan von heute auf morgen, Stück für Stück, Stufe für Stufe. Ich freue mich so, dass sie überlebt hat. Dass sie wie ein Wunder vor mir sitzt. Wie durch ein Wunder, sie ist das Wunder. So intensiv habe ich das noch nie erlebt. Denn als ich als Krankenschwester gearbeitet habe, habe ich viele kranke Menschen erlebt, aber ich kannte sie nicht im gesunden Zustand. Das ist ein riesiger Unterschied. Es war so schön ihren strahlenden Mann zu sehen, sie im Kreis ihrer Freunde zu beobachten. Ihre erwachsene Tochter kommt dazu, erzählt ihrer Mama was sie in den letzten Tagen erlebt hat. Diese lächelt und nickt. Ich freue mich so sehr, dass sie noch vielen Geschichten lauschen wird, noch oft lächeln wird. Ein Mensch, der aus diesem Leben geht hinterlässt immer eine große Lücke. Ich bin so dankbar, dass es diese Lücke jetzt nicht geben wird, sondern, dass sie in ihrer Art weiterhin ihre Familie, ihre Freunde, uns alle bereichert. Es ist ein Wunder, es ist Gnade, es ist ein Geschenke, es ein Dankesmoment…

Dankesmomente

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Ihr Lieben, es gibt immer wieder Zeiten da sammle ich meine Dankesmomente nur für mich. Ich weiß gar nicht genau woran das liegt, aber da fällt es mir schwer in die Öffentlichkeit zu schreiben. Vielleicht ist einer der Gründe, dass das was für uns selbst von Bedeutung ist für jemand anderen nicht dieselbe Bedeutsamkeit hat. Letztens habe ich in einem Buch gelesen und der Autor macht sich auf die Suche um eine Frage zu beantworten. Er schreibt sehr intensiv und detailliert über den Weg zur Antwort. Kommt auf erste Antworten, verwirft sie wieder und sucht weiter. Ich lese und gehe seinen Weg mit. Seine Frage gehört auch zu den Fragen, die ich im Leben stelle und die noch unbeantwortet sind und vielleicht für immer unbeantwortet bleiben. Denn seine Antwort auf diese Frage, merke ich, ist für ihn eine tiefe Erkenntnis, die ihn begeistert und die für mich keine Bedeutsamkeit hat. Ich sitze lesend auf meinem Bett und kenne das. Jemandem etwas zu erzählen, das für einen selber voll die Erkenntnis ist aber an der Reaktion des Gegenübers merkt man, dass diese Erkenntnis auf ihn nicht dieselbe Wirkung hat. Der Autor des Buches sieht mich nicht… Aber so geht es mir manchmal beim Schreiben in die Öffentlichkeit. Dankesmomente tun meiner Seele gut. Mit dem Verstand sind diese Auswirkungen des Sammelns gar nicht zu begreifen, aber es macht einen Unterschied ob ich es tue oder nicht tue… Aber es ist immer wieder wichtig für mich, dass wir Dankesmomente nicht vergleichen: meine Dankesmomente sind nicht deine und deine sind nicht meine Dankesmomente. Zu lernen auch da nicht zu bewerten… Das fällt mir manchmal. Hier ein paar aus der letzten Woche:

*Wenn ich meine Tochter nach der Schule von ihren Freundinnen abhole, bis zu ihnen gehen sie den Schulweg gemeinsam, komme ich an einem Rosenstrauch vorbei. Das weiß ich aber erst seit kurzem, weil er mir davor nicht aufgefallen ist. Ich war so überrascht als ich ihn wahrnehme, weil er groß und üppig am Starßenrand steht. Wir halten an, schnuppern an den Blüten, die intensiv duften. Ich freue mich jeden Tag neu seit dieser Entdeckung, weil er wunderschön ist aber auch, weil er mir eine Erinnerung dafür ist wie blind ich manchmal für die Schönheit bin, die um mich herum da ist.*

*Meine Große ist seit gestern auf einem Zeltlager. Meine Jüngste lief ihr schon Tage vorher immer hinterher und rief: „Ich werde dich so vermissen.“ Es ist schön, dass wir einen Platz im Leben haben an dem wir vermisst werden, wenn wir nicht dort sind. Seitdem ich verheiratet bin und Kinder habe freue ich mich so meinen Kindern einen solcher Platz zu sein. Und ich bin dankbar für die Geschwisterliebe und bete, dass sie sich immer nahe sind – auch als Erwachsene.*

*Ich habe eine größere Fehlentscheidung getroffen. Nicht mit Absicht, aber ohne Absprache. Die Konsequenzen trage ich nur in der zweiten Reihe, jemand anderes ist damit mehr konfrontiert. Mir tut das total leid, aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern. Ich muss immer wieder neu lernen Fehler zuzugeben, mich nicht zu rechtfertigen. Zu mir selber stehen, obwohl ich viel falsch mache und mich von dem Gedanken der Selbstoptimierung verabschieden. Das lehrt mich diese Situation wieder neu und dafür bin ich dankbar.*

*Meine Mittlere braucht immer wieder Ruhe. Ihr merkt man es sehr an, wenn sie überreizt ist. Am Samstagvormittag waren alle Nachbarskinder und meine 2 anderen Mädchen draußen spielen. Meine Mittlere hat auf dem Teppichboden im Kinderzimmer gelegen und Musik CDs gehört. Richtig losgelöst. Ich war so dankbar, dass sie das für sich selber so hinbekommen hat und nicht dem Druck nachgegeben hat, dass sie draußen etwas verpasst, wenn sie nicht mit geht. Der Rest des Tages war dann sehr entspannt. Das zu beobachten hat mich sehr dankbar gemacht.*

*Wir sind eingeladen bei einer Freu, die aus Syrien kommt. Sie spricht sehr gut deutsch und es einfach ihr zuzuhören. Ihre Geschichte macht mich wie so oft betroffen und ich bewundere ihre Stärke und ihre Ausdauer. Es ist ein schöner Nachmittag und ich merke wieder: Lebensgeschichten schützen vor Vorurteilen und bringen Menschen näher aneinander.*

*An der Kasse ist eine lange Schlange. Ein Mann ruft in sehr unfreundlichem Tonfall nach vorne, warum nur eine Kasse offen ist. Keine freundliche Bitte, kein Verständnis für die Unterbesetzung. Die Kassiererin reagiert und bittet in freundlichem Tonfall die Ware schon einmal an Kasse 3 aufzulegen und informiert ihre Kollegin. Sie ist mir ein großes Vorbild, während sie echt derb angegangen wird, respektlos und viel zu laut, bleibt sie respektvoll und freundlich und reagiert genau so: „Wie ihr selber behandelt werden wollt, so behandelt die Menschen.“ Sichtbare Werte im Alltag. Dafür bin ich dankbar.*

*Es sind Ferien. Das feiere ich.*

Muttertag

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Wisst ihr zu welcher Bibelstelle ich schon einiges erzählt habe und mit Teenager darüber gesprochen habe? „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Das 4.Gebot aus den 10 Geboten. Eine Stelle an der man sich reibt, die sehr unterschiedliche Gefühle bei mir selber und auch bei Zuhörer/innen ausgelöst hat. Ich habe immer aus der Sicht des Kindes gedacht, bei mir selber und bei meinen Zuhörer/innen. In einer Vorbereitung zum Thema Mutter sein ist mir dieser Vers zum ersten Mal aus der Sicht einer Mama aufgefallen. Meine Kinder werden dazu aufgefordert mich zu ehren. Und sofort kommen mir Fragen: Bin ich eine Mama die es verdient hat geehrt zu werden? Die von ihren Kindern respektiert wird ohne Angst zu machen und ihnen Freiheiten lässt ohne zügellos zu sein? Respektiere ich sie in meiner Art mit ihnen umzugehen ohne aus den Augen zu verlieren, dass es mir aufgetragen ist sie sanft zu umsorgen, zu nähren und zu lehren (Sprüche 1,8; 1. Thessalonicher 2,7) ? Meine spontane Antwort ist „nein“, weil mir all meine Schwachstellen zu bewusst sind. Aber ich will auch nicht in destruktive Gedanken versinken, die keinen Raum geben zu reflektieren was ich an meiner Art als Mama schätze und was Veränderung braucht. Auf jeden Fall bin ich heute sehr dankbar für 2 Sachen: 1. für das Nachdenken über das Mamasein, dass mich dieser Muttertag lehrt. Mir war dieser Tag bis jetzt noch nie besonders wichtig, eher ähnlich in meinem Kopf angesiedelt wie Valentinstag. Aber zum reflektieren über mein Mamasein finde ich ihn heute Abend sehr gut als Impuls für die nächste Woche und 2. Ich war gestern Abend so richtig genervt in der Zubettgehzeit. Ich wollte das natürlich nicht, aber ich war so… ich weiß nicht: alles zuviel und zu laut und überhaupt. Von liebevollen Zubettgeh – Ritualen weit entfernt. Und wisst ihr: heute Morgen kommen meine drei Mädels an unser Bett. Jede überreicht mir etwas selbst gebasteltes und etwas selbst geschriebenes. Ich werde gedrückt und geküsst und sie sagen mir wirklich liebe Sachen. Das erste Gefühl war nicht überschäumende Freude, sondern Scham. Haben sie vergessen wie ich gestern Abend drauf war. Mir ist es fast unangenehm ihre uneingeschränkte Liebe so anzunehmen. Und ich dachte: das ist Gnade. Nicht das Versagen steht im Mittelpunkt, sondern die Liebe, die vorhandene Beziehung. Das ging mir echt nah. Es war ein schöner Muttertag, weil ich beschenkt bin mit dem Mamasein und weil zum Schluss alles Gnade ist…

Mamas auf der Bühne

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Im Ballett geht es oft um Perfektion, darum synchron zu sein. Das Ergebnis ist sehr wichtig, wenn man die Dokumentationen übers Ballett anschaut, die meine Große so liebt. Heute hatte sie ihren Auftritt bei dem Tanzfestival ihrer Tanzschule. Ich bin stolze Mama, beobachte aber auch noch etwas anderes und ich hoffe sehr ich kann das so positiv beschreiben wie ich es empfunden habe und verletze nicht durch meine Worte… Nicht nur die Kinder, sondern auch Frauen bringen ihr Können auf die Bühne. Manche von ihnen Mütter, die schon drei, vier Kinder zur Welt gebracht haben. Ihre Körper sind nicht das was man in der Ballettwelt perfekt nennt, sondern alltäglich, ihr Auftritt ist nicht fehlerfrei, aber für mich bedeutend, denn: Woche für Woche halten sie sich die Zeit fürs Ballett frei, ihre Zeit, ihre Auszeit vom Alltag. Sie üben und trainieren, nicht um perfekt zu werden, sondern, weil sie lieben was sie tun, weil es ihnen Spaß macht, weil nicht das Ergebnis entscheidend ist, sondern das was sie für sich tun. Ich liebe es ihre Gesichter zu beobachten. Mamas, die auf der Lebensbühne immer wieder alle Kraft einsetzen und die scheinbar verstanden haben um was es geht: sich Zeiten frei halten um aus dem Alltag herauszukommen, abzuschalten, loszulassen. Bei wunderschöner Musik mit anderen Frauen die auch genau das wollen: nicht die Perfektion, sondern Freude am Tanz und Spaß an der Sache. Ich habe mit keiner von ihnen gesprochen, meine Gedanken sind nur fiktiv, aber ich habe eine Mama, die ich flüchtig kenne nach der Veranstaltung nach Hause eilen sehen, ihr Mann und ihre Kinder waren nicht als Zuschauer dabei. Aber auf ihrem Gesicht war ein Lächeln, wir grüßten uns kurz und ich glaube sie war einfach glücklich, dass sie dabei war. Nicht der Applaus schien das entscheidende zu sein oder die Zuschauer, sondern den Wert, den sie sich durch ihr Hobby selber gibt. Wunderbar viele Dankesmomente an einem solchen Nachmittag. Einer von ihnen: die Mamas auf der Bühne…

wartend auf den Schulbus

Nach der Stille am Morgen und dem Ausblick, dass morgen keine Schule und keine Termine sind, bin ich so richtig am morgen im Flow. Noch bevor meine Mädels die Wohnung verlassen versuche ich schon einiges zu erledigen. Ich muss solche Motivationsschübe für den Haushalt ausnützen, denn sie überkommen mich nicht sehr häufig. Gerade will ich die Mülleimer auswaschen, die ich geleert habe, da ruft meine Große, die am Wohnzimmerfenster stehend auf den Schulbus wartet: „Mama, kannst du mit mir warten und mich in den Arm nehmen?“ Ich entgegne, weil warten so überhaupt nicht mein Ding ist: „Du, ich putz die Mülleimer aus. Der Bus kommt doch gleich.“ Meine Tochter: „Die Mülleimer sind nachher auch noch da. Aber ich bin dann weg…“ Stimmt denke ich und bin mal wieder dankbar für die direkte Art meiner Großen. Also, lass ich die Mülleimer Mülleimer sein, stelle mich zu ihr, halte sie im Arm und zusammen warten wir auf den Bus. Ein paar Augenblicke in denen nichts passiert außer, dass wir uns nah sind. Und ich bin dankbar für die Unterbrechung meiner Großen. Das mag ich am Leben mit Kindern so sehr, ihre Art die Welt wahrzunehmen und immer wieder aus ihrer Perspektive zu handeln. Heute wartend auf den Schulbus…

Berufung?

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Am Wochenende war unsere Gemeinde (Kirche) Gastgeber für eine Veranstaltung von ca. 180 Frauen, die sich mit dem Thema Berufung beschäftigt hat. Darüber denke ich auch schon eine ganze Weile nach und frage mich ob jeder von uns eine Berufung hat? Was genau eine Berufung ist? Und mittlerweile frage ich mich ob diese Fragen überhaupt geklärt werden müssen, denn in der Vorbereitung hatte ich bei einem Getränkehändler Getränke bestellt. Die Frau, die meine Bestellung aufnahm und heute das Leergut wieder annahm, Rechnung schrieb usw. hat ihren Job so excellent gemacht. Im Vorfeld musste ich was umbestellen, für so viele Leute hatte ich noch nie Getränke organisieren müssen. Meine Freundin und ich fanden die Idee Palletten zur Deko an diesem Tag zu verwenden toll und ich fragte die Getränkehändlerin, ob wir von ihrem Laden welche ausleihen dürften. In ihrer ganzen Art blieb sie geduldig, obwohl es viel zu tun gab. Hatte mehrere Kunden im Blick und war bis jetzt zum Abschluss unseres Geschäftes nicht einfach nur kompetent, sondern zugewandt und es war ihr anzumerken, dass sie sich wünscht, dass ihre Kunden zufrieden sind. Nicht, dass sie Getränkehändlerin ist ist ihre Berufung, sondern die Art wie sie diesen Beruf ausfüllt scheint wichtig zu sein. Genauso der Mann von der Müllabfuhr. Zweimal im Monat begegnen meine Tochter und ich ihm auf dem Weg zur Schule. Er wünscht uns immer einen guten Morgen, verbeugt sich oder winkt. Er wirkt nicht genervt oder angewidert von dem was er dort tut. In Windeseile hat er die Mülltonnen geleert und verliert über diese Routinen nicht die Menschen um sich herum aus dem Blick. Vielleicht ist Berufung, dass ich das was gerade zu tun ist, egal wie andere Menschen diese Tätigkeit bewerten, mit einer freundlichen inneren Haltung tue, mit einem inneren Ja. Weil es das ist was auch in dem Fall glücklicher macht… Wie bei der Dankbarkeit. Nicht ständig auf eine große abgefahrene Veränderung hoffen, sondern im hier und jetzt ein Ja zu dem finden, was hier und jetzt getan werden muss. Darüber denke ich weiter nach und bin heute dankbar für zwei Menschen, deren Namen ich nicht kennen, die Getränkefrau und den Müllmann. Ihr Vorbild macht mich nachdenklich…

Bücherliebe #1

Vor 2 Jahren hatte ich die Idee Bücher im Videoformat vorzustellen und so lange hat es gedauert bis es Wirklichkeit wurde. Ich freu mich so mit euch meine Gedanken zum Buch: „Achtsam sprechen – kraftvoll schweigen“ zu teilen. Und weil es immer um die Dankesmomente in meinem Alltag geht bin ich heute so dankbar für eine besondere Freundin, die mir immer wieder Mut gemacht hat und diese Idee wertschätzend unterstützt und der lieben Sarah, die eine tolle Kamera hat, die weiß wie movie maker funktioniert, die zum Drehen zu mir nach Hause kam… Vielen Dank euch beiden: das ist unser Ergebnis…